Einleitung
Wir haben das Bild des Hirten und der Herde vor uns; das begann bereits in Kapitel 9,16.
In diesem Kapitel finden sich Hinweise auf die Zeit der Makkabäer und Anklänge an Johannes 10.
Zuerst einmal bezieht sich dieses Kapitel auf das Kommen des Herrn in Niedrigkeit. Zu der Zeit war Israel wie eine Herde ohne Hirten (Mt 9,36-38).
In diesem Kapitel sehen wir, wie der Geist Christi, der in den Propheten zuvor zeugte, auf die Leiden hinwies, die auf Christus kommen sollten, und auf die Herrlichkeiten danach (1Pet 1,11-12).
Der Prophet wird hier zu einem Abbild Christi (bes. V. 7–14.12.13).
Wir werden den Herrn Jesus in Kapitel 13,7 wieder als den Hirten finden.
Das Kapitel weist hin auf die Annahme des Antichrists durch den gottlosen Teil des Volkes Israel.
Die ersten drei Verse beschreiben die Bedingungen des Landes nach einem ernsten Zwischenfall, möglicherweise eines kriegerischen Einfalls der Nationen.
Mose wird ebenfalls als Hirte gesehen, der das Volk Israel durch das Wasser leitete (Jes 63,11; vgl. Heb 13,20).
Das Kapitel ist an sich chronologisch, bis auf die ersten 3 Verse, wo wir eine Beschreibung der Folgen davon sehen, dass das Volk den Messias verworfen hat.
Einteilung
Libanon soll die Tore öffnen – Verwüstung kommt (V. 1–3)
Warum kommt die Zerstörung (V. 4–6)
Der wahre Hirte weidet die Elenden der Herde (V. 7–14)
Der törichte Hirte (V. 15–17)
Vers 1
Öffne deine Tore, Libanon, und Feuer verzehre deine Zedern: Im vorhergehenden Kapitel war der Libanon eine Andeutung für das Gebiet westlich des Jordan. Hier fiel der Feind von Norden zuerst ein. Zuerst einmal geht es um das Gericht im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer. Diese Eroberung wird in Lukas 21 beschrieben; in Matthäus 24 geht es um die Belagerung Jerusalems in der Zukunft. In Lukas 21 gab es keine Erhörung der Bitte der Juden, der Messias möge kommen. In Zukunft wird der Herr Jesus kommen (Sach 14,1-4).
Wir urteilen, dass es sich hier nicht so sehr um die tatsächliche Verwüstung des Landes oder des Waldes handelt, sondern dass die Vernichtung der Zedern ein Bild des Gerichts an den Großen des Volkes Israel ist (vgl. Hes 17). Das wird deutlich durch den nächsten Vers, wo die „Mächtigen“ sich zwischen dem Feuer, den Zedern und den Eichen Basans befinden (E. Dennett).
Wir können in dieser Prophezeiung auch einen Hinweis auf das Gericht zur Zeit des Endes sehen. Der Libanon wird in Zukunft das Land sein, durch das der König des Nordens (Syrien) mit seinen Helferstaaten nach Israel hindurchziehen wird. Dann steht der Gräuel der Verwüstung am heiligen Ort in Jerusalem.
Libanon: Es gibt eine interessante jüdische Tradition, die unter Libanon den Tempel versteht, weil darin Holz vom Libanon zum Bau gebraucht wurde.