EINLEITUNG
Wesen des dritten Buches Mose
Das dritte Buch Mose bringt uns ins Heiligtum, in die Nähe Gottes, zu seinem Herzen. Gott wohnt jetzt in der Mitte seines Volkes. Wir finden hier, wie das Volk Gemeinschaft mit seinem Gott haben kann. Gemeinschaft ist keine Verpflichtung für einen Gläubigen, sondern ein hohes Vorrecht, das Vorrecht von Kindern und Söhnen (vgl. 1Joh 1,3.7)
Obwohl das Volk sich während der Zeit, wo Mose sich während der 40 Tage auf dem Berg aufhielt (2Mo 24,18) durch den Götzendienst von Gott abgewandt hatte (2Mo 32,1-6), fuhr Gott dennoch fort, Mose seine Gedanken zu offenbaren. Gott wollte in der Mitte seines Volkes wohnen. Im zweiten Buch Mose finden wir, wie Gott sich ein Volk bereitet und aus der Macht Ägyptens erlöst; hier finden wir den Weg, wie die Beziehung zu Gott aufrechterhalten bleiben kann.
Der tiefste Ausdruck der Gemeinschaft ist das Brandopfer. Zu jedem Brandopfer musste ein Speisopfer dargebracht werden. Beide zusammen zeigen uns das Wohlgefallen des Vaters an seinem Sohn, dem Menschen Jesus Christus, indem wir angenehm gemacht sind (Eph 1,6).
Vorkommen von unrein* 142x; rein* 76; *heilig* 145x; Blut 73x.
Vorbildliche Bedeutung der Stiftshütte
Die Stiftshütte hat drei vorbildliche Bedeutungen. Sie ist ein Bild des Himmels als der Wohnung Gottes verschiedener Herrlichkeiten Christi der Gesamtheit aller Gläubigen als das Haus Gottes.
Das Zelt ist der Ort, wo Gott und der Mensch zusammenkommen, um Gemeinschaft miteinander zu haben. Das bedeutet auch, in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken zusammenzukommen. „Zusammenkunft“ ist dasselbe Wort wie „Feste“ in 3. Mose 23: ein bestimmter Ort oder bestimmte Zeiten, um Gott zu nahen.
Vier Klassen von Vorbildern
Große Grundsätze des Handelns Gottes (Sara und Hagar = die beiden Bündnisse); hauptsächlich im ersten Buch Mose.
Vorbilder von dem Herrn in verschiedenen Charakteren (Opfer, Priester, usw.); hauptsächlich dritten Mose, aber auch im zweiten Buch Mose.
Bestimmte Handlungen Gottes oder Führungen von Menschen in anderen Haushaltungen (4Mo)
Einige große zukünftige Taten der Regierung Gottes; sehr verbreitet.
Gedanken zur Gemeinschaft
Gemeinschaft ist ein Teil des Planes Gottes mit dem Menschen
Gemeinschaft mit Gott ist nur möglich, wenn die grundsätzliche Stellung Gott-Mensch beachtet wird (Gehorsam) – darum auch die vielen Vorschriften in diesem Buch.
Im Neuen Testament wird das Verhältnis durch die Vater-Kind-Beziehung (Beziehung der Liebe) geprägt.
Gottes Liebe bewirkt eine Antwort der Liebe.
Ein anderes Bild der Gemeinschaft ist die enge Beziehung zwischen Mann und Frau.
Gemeinschaft ist das gemeinsame Teil in dem Herrn Jesus (als Gott und Mensch).
Nur ein erlöstes Volk kann Gemeinschaft mit Gott haben (2Mo).
Die Gemeinschaft Gottes mit dem Menschen ist ein sehr erhabenes Teil – Gott ist der Gebende und der Mensch der Empfangende. Es gibt aber auch Gelegenheiten (Opferdienst), wo der Mensch der Gebende ist und Gott der Empfangende.
Koinonia: Anteil, Teilnahme, Umgang, Hilfeleistung – Gemeinschaft drückt sich auch im Teilen aus, Anteil haben oder geben – koinoneo: Anteil haben, teilnehmen, etwas mit jemand teilen, mit jemandem gemeinschaftliche Sache machen, sich jemandem anschließen.
Kennzeichnend für die Gemeinschaft ist die Zahl Zwei.
Es geht im dritten Buch Mose vor allem um das Heiligtum, das Wohnen Gottes inmitten seines Volkes und das Herzunahen des Volkes. Dabei sind zwei Fragen sehr wichtig.
Auf welche Weise kann man Gott nahen?
In welchem Zustand musste der Opfernde sein; was sind Verunreinigungen?
Gemeinschaft kommt vor im Neuen Testament in Apg 2,42; Röm 15,26; 1Kor 1,9; 10,16; 2Kor 6,14; 8,4; 9,13; 13,13; Gal 2,9; Phil 1,5; 2,1; 3,10; Phlm 6; Heb 13,16; 1Joh 1,3.6.7.
Kurze Inhaltsangabe der Kapitel
Kapitel | Inhalt |
1–5 | Wie kann ein Mensch, der bereits zum Volk gehört, Gott nahen? – Durch entsprechende Opfer |
6+7 | Welche Aufgabe hatten dabei die Priester? |
8–10 | Einweihung und Versagen der Priester |
11 | Ist die Nahrung rein, die jemand zu sich nimmt? |
12 | Die Verunreinigung des Menschen beginnt mit der Geburt |
13+14 | Ausbruch einer schlimmen Krankheit: Aussatz an Personen, Kleidung und Häusern: tiefer liegende Verunreinigungen |
15 | Schwächere Formen der Sünde: Ausflüsse, Samenerguss, Blutungen – alles Verunreinigungen |
16 | Jährliche Generalreinigung des Heiligtums, der Priesterschaft, des gesamten Volkes |
17 | Darbringung von Opfern nur vor der Wohnung Gottes – keinerlei Blutgenuss |
18 | In Ägypten und Kanaan war Götzendienst und sexuelle Unreinheit oft miteinander verbunden – das darf nicht bei dem Volk Gottes sein |
19 | Diverse Vorschriften (siehe Folie) |
20 | Strafbestimmung für Verbrechen aus Kapitel 18 und 19 |
21+22 | Besondere Vorschriften für die Priester |
23 | Die heiligen Versammlungen an den Festen des Herrn |
24 | Wo ist wahres Licht zu finden? Im Heiligtum, und zwar durch den Dienst des wahren Hohenpriesters – die Schichtbrote (= Gemeinschaft), Essen durch die Priester – Steinigung eines Fluchenden – weitere Punkte der Rechtsprechung (Todesstrafe bei Mord usw.) |
25 | Ruhe für das Land (Sabbatjahr) und kein dauerhafter Verkauf (Halljahr) |
26 | Segen und Fluch dem Volk vorgestellt – der Weg des Bekenntnisses ist immer offen |
27 | Gelübde in Form von Personen, Vieh, Häusern, Feldern – verschiedene Zehnten |
Schlüsselverse und Begriffe im 3. Buch Mose
Brandopfer: das Ganze auf dem Altar räuchern (1,9
Speisopfer: Feinmehl, Öl und Weihrauch (2,1)
Friedensopfer: „es ist eine Speise des Feueropfers dem Herrn“ (3,11)
Sündopfer: Handauflegen – „es wird ihm vergeben werden“ (4,21.31)
Schuldopfer: Rückgabe und 20 Prozent dazu (5,16)
Gesetz des Sündopfers: hochheilig – es musste gegessen werden (6,19)
Gesetz des Friedensopfers; hiervon aß der Opfernde, Gott und der Priester (7,11)
Handauflegen Aarons und seiner Söhne auf das Brandopfer (8,18)
Die Herrlichkeit des Herrn erschien – Einrichtung des Priesterdienstes (Mittlerschaft) (9,23)
„In denen, die mir nahen, will ich geheiligt werden“ (10,3)
Gespaltene Hufe und wiederkäuen – Unterscheidung zwischen dem Reinen und Unreinen (11,3)
Die Mutter ist bei der Geburt verunreinigt (Ps 51,5) (12)
Der Aussatz wurde von Aaron und seinen Söhnen beurteilt – war jemand vollständig aussätzig, wurde er für rein erklärt (13,2)
Der Priester tat Sühnung durch die verschiedenen Opfer – und er ist rein (14,20)
„Und ihr sollt die Kinder Israel absondern“ (15,31)
Alle Sünden wurden auf den Kopf des Bockes für Asasel bekannt. Dieser wurde in die Wüste geschickt (16,21.22)
Das Blut tut Sühnung auf dem Altar (17,11)
Das Land soll die Bewohner nicht ausspeien, so wie es der Fall war wegen der Bosheit der vorigen Bewohner (18,28)
„Ihr sollt heilig sein, denn ich der Herr, bin euer Gott (19,2 vgl. V. 10.12.14.16.18.25.28.30.31. 32.34.36)
„Jedermann, der seinem Vater oder seiner Mutter flucht“ (20,9)
„Sie sollen ihrem Gott heilig sein, und den Namen ihres Gottes, sollen sie nicht entweihen“;
„denn die Feueropfer des Herrn, das Brot ihres Gottes bringen sie dar; und sie sollen heilig sein“ (21,6).
„Alles, woran ein Gebrechen ist, sollt ihr nicht darbringen, denn es wird nicht zum Wohlgefallen für euch sein“ (22,20).
„Die Feste des Herrn, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, meine Feste sind diese“ (23,2).
„Und wenn jemand irgendeinen Menschen totschlägt, so soll er gewisslich getötet werden“ (24,17).
„Und das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land; denn Fremdlinge und Beisassen seid ihr bei mir“ (25,23).
„Und ich werde meine Wohnung in eure Mitte setzen, und meine Seele wird euch nicht verabscheuen; und ich werde in eurer Mitte wandeln und werde euer Gott sein und ihr werdet mein Volk sein“ (26,11.12).
„Und aller Zehnte des Landes, vom Samen des Landes, von der Frucht der Bäume, gehört dem Herrn; er ist dem Herrn heilig“ (27,30).
Kurzübersicht des 3. Buches Mose
Kapitel | Inhalt |
1–5 | Die verschiedenen Opfer und ihre Vorschriften: Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer, Sünd- und Schuldopfer |
6–7 | Besondere Opfergesetze, die die Priester beachten mussten |
8–10 | Einkleidung, Weihe und Amtsantritt der Priester als Mittler zwischen Gott und dem Volk |
11–15 |
Reinheitsgesetze
|
16 | Der jährliche große Versöhnungstag |
17 | Vorschriften über das Schlachten von Tieren, kein Blutgenuss |
18 | Ehe- und Keuschheitsgesetze |
19–20 | Verschiedene Gesetze zum täglichen Leben |
21–22 | Die Heiligkeit der Priester, der heiligen Gaben und der Opfer |
23 | Die Feste des Herrn einschließlich der Sabbatfeier |
24 | Vorschriften wegen der Lampen und Schaubrote im Heiligtum – Bestrafung von Gotteslästerern |
25 | Sabbat- und Halljahre |
26 | Segen und Fluch dem Volk vorgestellt |
27 | Gelübde und Abgaben |
Kapitel 1
Einleitung
Warum überhaupt Opfer? Nachdem die Sünde in die Welt gekommen ist und somit auch der Tod, gibt es nur einen Weg zurück zu Gott: über die Sühnung und den damit verbundenen Tod eines anderen: über ein Opfer – über Jesus Christus.
Opfer sind erforderlich, um
Gott wohlzugefallen (Brandopfer – das Speisopfer ist ein Anhang)
Gemeinschaft mit Gott zu haben (Friedensopfer)
Sünde und Schuld zu entfernen und die verlorene Gemeinschaft wiederherzustellen.
Zuerst gab es nur Brandopfer, keine Sündopfer (Sündopfer werden zum ersten Mal in 2. Mose 29 erwähnt).
Es geht um ein Volk, das aus Ägypten durch das Passahlamm erlöst ist. – Gott wohnt in der Mitte des Volkes.
Es geht bei den Opfern um die Frage, wie das Volk mit Gott Gemeinschaft haben kann. – Die Opfer zeigen uns das Werk Christi in ihrer Bedeutung für die Anbetung und die Gemeinschaft. – Der Opfernde kommt als Anbeter.
Die Opfer lassen sich in zwei große Gruppen einteilen: Opfer lieblichen Geruchs – Opfer, die nicht zum lieblichen Geruch waren. Die einen wurden auf dem Brandopferaltar dargebracht, die Sündopfer außerhalb des Lagers verbrannt.
Das Brandopfer zeigt Gottes Freude und Befriedigung an der Hingabe Christi in seinem Tod.
Der Brandopferaltar ist der Tisch des Herrn (Mal 1,12), auf dem die Speise Gottes („das Brot unseres Gottes“ – 3Mo 21,6.8.17.21.22) dargebracht wurde.
Die unterschiedlichen Arten der Darbringung (Ochse, Schaf, Ziege, Taube) weisen auf ein unterschiedliches Verständnis des Opfernden hin.
Der Name Levitikus bedeutet „Priesterbuch“. Levi heißt: Anhänglichkeit – das Suchen der Gemeinschaft mit Gott. 3. Buch Mose hat ebenfalls eine schöne Bedeutung: Das Buch führt uns in die Gegenwart Gottes (Zahl 3: Zahl Gottes, der Auferstehung).
Einteilung
Der Herr ruft Mose aus dem Zelt (V. 1.2).
Die Darbringung eines Stieres als Brandopfers (V. 3‒9)
Die Darbringung eines Kleinviehs als Brandopfer (V. 10‒13)
Die Darbringung einer Taube als Brandopfer (V. 14‒17)
Vers 1
Und der Herr rief Mose, und er redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: „Und er rief“ ist der Name dieses Buches im Hebräischen: Gott ruft sein Volk in die Gemeinschaft mit sich.
Und er redete zu Mose: dieser Ausdruck kommt 32-mal vor; zweimal noch zu Aaron allein und viermal zu Mose und Aaron zusammen. Gott öffnet seinem Volk sein Herz.
Aus dem Zelt der Zusammenkunft [mowed]: Nun wohnt Gott inmitten seines Volkes. Er spricht nicht mehr vom Berg Sinai aus (2Mo 19ff.). Hier will Gott mit seinem Volk zusammenkommen. „Zusammenkunft“ ist dasselbe Wort wie „Feste“. Man könnte also auch übersetzen: das Zelt der Feste.
Stifts (Gemeinde), Fest, zu seiner Zeit, bestimmten (Ort), um diese Zeit, Fest (der Laubhütten), Feiertag, Festen, abgeredet, Häuser (Gottes), zurzeit ... (abgemacht), festgesetzte Zeit (allgemein), heilige Festzeiten, bestimmte Feste, gesetzte Versammlung, bestimmter Platz oder Ort, bestimmtes Zeichen oder Signal, Zelt der Zusammenkunft, Stiftshütte