Behandelter Abschnitt Jer 52,1-3
Einleitung
Zeitliche Einordnung: nach 561
Dieses Kapitel beschreibt den Fall Jerusalems.
Jeremias Worte sind im vorhergehenden Kapitel zu Ende gekommen; dieses Kapitel ist eine Hinzufügung von anderer Hand. Die Beschreibung des Falles Jerusalem ähnelt sehr dem Text von 2. Könige 24,18 - 25,30. Wahrscheinlich ist dieses Kapitel eine Abschrift davon, allerdings hier und da auch unter der Einwirkung des Geistes Gottes verändert.
Diese Hinzufügung ist nach 561 geschehen, weil in diesem Kapitel der Tod Zedekias erwähnt wird. Als mögliche Verfasser werden Baruch, Hesekiel oder Esra angenommen.
Einteilung
Die Einnahme Jerusalems 587 durch die Babylonier (V. 1–7)
Das Los des Königs Zedekia (V. 8–11)
Die Zerstörung des Tempels und Jerusalems, das Los der Bewohner (V. 12–16)
Der Raub der Tempelgegenstände aus Metall (V. 17–23)
Das Los der Führungsschicht Jerusalems (V. 24–27)
Die Zahl der Gefangenen bei den drei Wegführungen (V. 28–30)
Die Begnadigung des gefangenen Königs Jojakin in Babylon (V. 31–34)
Kurzbeschreibung
Die Regierungszeit Zedekias war von 599–588, elf Jahre. Zedekia war böser König. Der Zorn des Herrn erreichte seinen Höhepunkt. Zedekia empörte sich gegen den König von Babel (V. 1–3).
Im neunten Jahr der Regierung Zedekias begann Nebukadnezar mit der Belagerung Jerusalems. Diese Belagerung dauerte bis ins elfte Jahr. Nach anderthalb Jahren Belagerung gab es kein Brot mehr in der Stadt (V. 4–6).
Die Stadt wurde erbrochen, Zedekia floh mit den Soldaten den Weg zur Ebene (Araba), wurde aber von den Chaldäern in den Ebenen von Jericho eingeholt. Sein Heer zerstreute sich. Der König wurde ergriffen und zum König von Babel gebracht, der sich in Ribla in Hamat aufhielt (vgl. Kap. 39,4.5). Zedekias Söhne wurden vor seinen Augen geschlachtet, ebenfalls alle Fürsten von Juda. Zedekia selbst wurde geblendet und mit ehernen Fesseln gebunden nach Babel gebracht, wo er bis zu seinem Tod gefangenblieb (V. 7–11).
Einen Monat später kam der Oberste der Leibwache nach Jerusalem und verbrannte den Tempel, das Haus des Königs, alle Häuser von Jerusalem und jedes große Haus. Alle Mauern wurden niedergerissen. Der Rest der Bevölkerung wurde vertrieben, einige wenige Winzer und Bauern blieben im Land zurück (V. 12–16).
Die kupfernen Geräte wurden zerschlagen, das Kupfer wurde nach Babel gebracht. Auch alle anderen Geräte wurden geplündert (V. 17–23).
In der Stadt befanden sich noch einige hohe Beamte beziehungsweise Priester, die ebenfalls nun nach Ribla gebracht und dort vor dem König erschlagen wurden (V. 24–27).
Nun folgt eine Aufzählung verschiedener Wegführungen: im siebten Jahr 3023 Juden; im achtzehnten Jahr 832 Juden aus Jerusalem; im 23. Jahr Nebukadnezars 745 Juden. Insgesamt 4600 Juden. Die Stadt Jerusalem war nahezu ausgerottet, und zwar durch Schwert, Hunger und Seuchen (V. 28–30).
Jojakin wurde im Jahre 599 nach Babel weggeführt. 37 Jahre danach war also 563/562, ließ Ewil-Merodak (der Sohn Nebukadnezars?) Jojakin aus dem Gefängnis frei und setzte seinen Thron über den der anderen Könige in Babel? Jojakin bekam neue Kleider und einen beständigen Lebensunterhalt bis zum Tag seines Todes (V. 31–34).
Verse 1‒3
Einundzwanzig Jahre war Zedekia alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Hamutal, die Tochter Jeremias, von Libna. 2 Und er tat, was böse war in den Augen des Herrn, nach allem, was Jojakim getan hatte. 3 Denn wegen des Zorns des Herrn erging es Jerusalem und Juda also, bis er sie weggeworfen hatte von seinem Angesicht. Und Zedekia empörte sich gegen den König von Babel: Zedekia hat elf Jahre in Jerusalem regiert. Er war ein Sohn Josias und ein Bruder Joahasʼ und Jojakims. Nebukadnezar hatte ihn als einen Vizekönig auf den Thron Jerusalems gesetzt. Man fragt sich, worüber er eigentlich noch regiert hat. Auch er war ein böser König. So hatten die letzten vier Könige das Maß des Zorns des Herrn vollgemacht.
Schließlich empörte Zedekia sich gegen Nebukadnezar und brach damit seinen Treueeid. Das finden wir auch in Hesekiel 17,15-16:
Aber er empörte sich gegen ihn, indem er seine Boten nach Ägypten sandte, damit es ihm Pferde und viel Volk gäbe. Wird er gedeihen? Wird er, der dies getan hat, entkommen? Da er den Bund gebrochen hat, sollte er entkommen? So wahr ich lebe, spricht der Herr, Herr, wenn er nicht an dem Ort des Königs, der ihn zum König gemacht hat, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen hat, bei ihm in Babel sterben wird.
Wie konnte Zedekia nur so verfinstert werden? Er konnte nicht mehr klar denken. Seine Bosheit führte ihn zu solch einem törichten Handeln. Mehr wird hier nicht von ihm berichtet. Damit war das Südreich endgültig zu seinem Ende gekommen.
Und er tat, was böse war in den Augen des HERRN, seines Gottes. Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, als er nach dem Befehl des HERRN redete. Und auch empörte er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn bei Gott hatte schwören lassen. Und er verhärtete seinen Nacken und verstockte sein Herz, so dass er nicht umkehrte zu dem HERRN, dem Gott Israels.
Auch alle Obersten der Priester und das Volk häuften die Treulosigkeiten, nach allen Gräueln der Nationen, und verunreinigten das Haus des HERRN, das er in Jerusalem geheiligt hatte. Und der HERR, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh sich aufmachend und sendend; denn er erbarmte sich seines Volkes und seiner Wohnung. Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verhöhnten seine Propheten, bis der Grimm des HERRN gegen sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war. Und er ließ den König der Chaldäer gegen sie heraufkommen, und der erschlug ihre Jünglinge mit dem Schwert im Haus ihres Heiligtums: Er verschonte nicht den Jüngling und die Jungfrau, den Alten und den Greis: Alle gab er in seine Hand. Und alle Geräte des Hauses Gottes, die großen und die kleinen, und die Schätze des Hauses des HERRN und die Schätze des Königs und seiner Obersten: alles brachte er nach Babel. Und sie verbrannten das Haus Gottes und rissen die Mauer von Jerusalem nieder; und alle seine Paläste verbrannten sie mit Feuer, und alle seine kostbaren Geräte verdarben sie. Und die vom Schwert Übriggebliebenen führte er nach Babel weg; und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam; damit erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbate nachgeholt hätte. Alle Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren (2Chr 36,12‒21).
Zedekia ...
demütigte sich nicht.
empörte sich gegen Nebukadnezar,
obwohl er Nebukadnezar Treue geschworen hatte.
verhärtete sich und verstockte sein Herz,
kehrte nicht zum Herrn um.
Das Volk verharrte in seinen Ungerechtigkeiten.
Sie verwarfen die Propheten.