Behandelter Abschnitt Jer 15,17-18
Ich saß nicht im Kreis der Scherzenden und frohlockte; wegen deiner Hand saß ich allein, weil du mit deinem Grimm mich erfüllt hast. 18 Warum ist mein Schmerz beständig und mein Schlag tödlich? Er will nicht heilen. Willst du mir wirklich wie ein trügerischer Bach sein, wie Wasser, die versiegen: Wenn Jeremia auch für das Volk betet, so bedeutet das nicht, dass er sich mit den Gottlosen verbunden hätte (vgl 2Kor 6,14-18; Jes 52,11). Er hat die Wahrheit der Worte erfahren: „und wer das Böse meidet, setzt sich der Beraubung aus“ (Jes 59,15). Er hat das getan, was wir in Psalm 1,1 finden:
Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht steht auf dem Weg der Sünder und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter.
Jeremia erinnert den Herrn daran, dass er sich nicht einsgemacht hat mit Menschen, die Ihn verunehrten. Er saß allein. Er ist ein Bild des wahren Überrests! Wie entsetzlich hat er unter dem angekündigten Gericht gelitten, dem Gericht, das er ankündigen musste. Das sieht man überdeutlich in den Klageliedern.
Mit deinem Grimm … erfüllt: Er empfand es so, dass Gott ihn mit seinem Grimm erfüllte. Die letzte tiefe Bedeutung eines solchen Wortes erschließt sich uns wohl kaum. Auch spricht er von seinem beständigen Schmerz. Er empfand die Schläge als tödlich und nicht heilbar.15 Er fragt den Herrn, ob Er wirklich wie ein trügerischer Bach und wie Wasser, die versiegen, sein wolle. Wir bekommen hier einen Einblick von der großen Not dieses Propheten. Solche Empfindungen kennen wir nicht, sofern wir unsere hohe und erhabene Stellung als Kinder Gottes und als Glieder des Leibes Christi einigermaßen verstehen. Wir wissen, dass wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten (Eph 1,6).
15 Paulus sagte zu den Galatern: „Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage?“ (4,16; vgl. 2Kor 12,15).↩︎