Bis der Tag sich kühlt {o. Bis der Tag anbricht (w. Bis der Tag weht)} und die Schatten fliehen, wende dich, sei, mein Geliebter, gleich einer Gazelle oder einem Jungen der Hirsche auf den zerklüfteten Bergen: Eig. „bis der Tag anbricht“ (JND). Es ist noch Nacht. Wenn der Bräutigam der Braut auch die Schönheit des Frühlings vorgestellt hat, so war diese offensichtlich noch dem Glauben vorbehalten. Augenblicklich fühlt sie sich in der Geborgenheit sicherer und möchte den Anbruch des Tages abwarten. Die Schatten schrecken sie noch. Sie erwartet das Aufgehen der Sonne (Mal 4,2).
Anwendung auf uns: Diese Situation der Braut können wir wie folgt anwenden: Der Morgenstern ist nicht in unseren Herzen aufgegangen. Wir hören uns das alles an und verlangen auch nach seinem Kommen, sind aber nicht bereit, Ihn jetzt einzulassen, das heißt zu Ihm hinauszugehen. Es ist hier der Unterschied zwischen dem Kennen der Wahrheit über das Kommen des Herrn und der wirklichen Erwartung. Die Erwartung muss unser Herz erfüllen, also das Zentrum unseres Lebens bestimmen. Das bringt uns dazu, Ihm mit Hingabe zu dienen (Mt 25,1-39).
Wende dich: Die Braut sagt dem Bräutigam, er möge ich wenden, das heißt, er möge fortgehen, sie will ihre Schlupfloch nicht verlassen. Der Herr drängt sich nicht auf, aber Er hat ein inniges Verlangen zu seiner Braut. Und er geht (siehe Kapitel 3,1‒4).