Das dritte Psalmbuch
Das dritte Psalmbuch beschreibt die Wiederherstellung des gesamten Volkes Israel (sowohl der zwei Stämme des Südreiches als auch der zehn Stämme des Nordreiches). Die Treuen in Israel gehen durch schwere Prüfungen und finden Trost in Psalm 73. Jerusalem und besonders der Tempel sind zum großen Teil verwüstet (Ps 74). Dennoch loben die Gottesfürchtigen Gott und vertrauen darauf, dass er ein gerechtes Gericht ausführen wird (Ps 75; 76). Zugleich tut Gott ein Werk der Wiederherstellung (Ps 77). Der Glaube wird durch einen Rückblick auf die Wege Gottes mit seinem Volk in vergangenen Tagen gekräftigt (Ps 78). Das Land, die Stadt Jerusalem und der Tempel sind größtenteils verwüstet (Ps 79). Dann folgt die Bitte an Gott, dass Er eingreifen möge, wie Er es auch früher getan hat (Ps 80). Die Ursache für alle Züchtigungen Israels von Seiten Gottes ist die Untreue Israels (Ps 81; 82), darum kommen jetzt all die Feinde nach Jerusalem (Ps 83; vgl. Sach 14,2-4). Im Glauben und Vertrauen sehnen die Gottesfürchtigen sich nach den Wohnungen des Herrn und wissen, dass sie bald selbst dort sein werden. Das gibt ihnen Kraft (Ps 84). Darauf folgt ein großartiger Lobgesang der künftigen Errettung (Ps 85). Gott ist ein Gott der Vergebung und der Errettungen (Ps 86). Jerusalem wird das Zentrum des Segens und der Regierung der ganzen Erde sein (Ps 87). Es folgt ein Rückblick auf die tränenreiche Vergangenheit des Volkes, mit der Christus sich einsmacht (Ps 88). David ist der auserwählte König – der Glaube sieht in ihm ein Vorbild der Herrlichkeit Christi im Friedensreich (Ps 89).
Im dritten Buch betreten wir ein ausgedehnteres Gebiet, als der Zustand des Überrests der Juden in den letzten Tagen ist, sei es dass er sich noch in Jerusalem befindet oder bereits aus der Stadt vertrieben ist. Wir finden daher in diesem Buch viel weniger von den persönlichen Umständen und Empfindungen des Herrn, der in den Tagen seines Fleisches unter den Gläubigen des Überrests wandelte. Es handelt sich vielmehr um die Interessen Israels im Allgemeinen, um alles, was sie angeht, und darum betreten wir das Gebiet der Geschichte Israels. Die ganze Stellung Israels als Nation erscheint vor unseren Blicken, aber doch wird stets ein treuer, aufrichtiger Überrest unterschieden.
Es ist beachtenswert, dass dieses Buch nur einen einzigen Psalm von David enthält. Die anderen sind, laut den Überschriften, von Asaph und den Söhnen Korahs verfasst, und der letzte wird Ethan, dem Esrachiter, zugeschrieben; ich sehe auch keinen Grund, weshalb man diese Angaben betreffs der Schreiber nicht als richtig anerkennen sollte. Es handelt sich auch in diesem Buch um den Zustand Israels in den letzten Tagen; nur werden, wie gesagt, mehr die allgemeinen Umstände und Tatsachen, die das ganze Volk angehen, besprochen, und nicht die besonderen Einzelheiten, die mit dem jüdischen Überrest in Verbindung stehen und mit Christus als dem, der unter dem Überrest einen Platz einnahm. Israel und allgemeine Grundsätze stehen im Vordergrund; daher finden wir auch mehr Hinweise auf ihre frühere Geschichte und auf Gottes Tun mit ihnen (JND). 1
Psalm 73
Einleitung
Dieser Psalm behandelt das für uns Menschen schwer verständliche Problem der indirekten Regierung Gottes, der Regierung durch die Vorsehung Gottes: Wieso geht es dem Gottlosen gut, dem Gottesfürchtigen aber nicht?
Die Nöte des Psalmisten dienen zu seiner Läuterung und dazu, dass er Gott völlig vertraut.
Der erste Psalm in der Reihe, zeigt dies deutlich. Er beginnt mit den Worten: „Gewiss, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.“ Dieser Gläubige war bestürzt über die Wohlfahrt der Gottlosen, und seine Füße wären beinahe ausgeglitten. Dann werden die Gottlosen in ihrem Wohlergehen näher beschrieben, die große Menge des Volkes verbindet sich mit ihnen, und der Höchste wird verspottet, wogegen der Gottesfürchtige beständig gezüchtigt wird: Er hat also vergebens seine Hände gereinigt. Doch nein, wenn er so reden würde, würde er dem Geschlecht der Söhne Gottes treulos werden. Diesen Zustand der Dinge zu begreifen ist für den Menschen zu schwer; aber alles wird klar im Heiligtum Gottes, wo seine Gedanken offenbart werden. Wie ein Traum nach dem Erwachen, werden alle Anmaßungen der Gottlosen verschwinden, sobald Gott aufwacht. Der Heilige beklagt dann seinen Mangel an göttlichem Verständnis in den Gedanken und Empfindungen, die er hatte; doch nach allem war er stets bei Gott. Er erfasst ihn bei seiner rechten Hand, Er leitet ihn durch seinen Rat während der Zeit des Dunkels, und Er wird ihn nach der Herrlichkeit, wenn die Herrlichkeit offenbart sein wird, aufnehmen (vgl. Sach 2,4).
Das Ergebnis ist gesegnet: Der Treue hat außer dem Herrn niemanden im Himmel, und neben Ihm hat er an nichts Lust auf der Erde; das ist die Wirkung der Prüfung. Doch sein Herz und sein Fleisch vergehen: Das ist nicht anders, das ist die Natur, aber seines Herzens Fels und sein Teil ist Gott auf ewig. Die beiden letzten Verse teilen das Ergebnis mit: Diejenigen, die fern von Gott sind und von Ihm abweichen, werden umkommen, aber für den Gottesfürchtigen ist es gut, Gott zu nahen. Er hat seine Zuversicht auf Ihn gesetzt, als Er sich nicht offenbarte, damit er alle seine Werke erzähle, wenn die Rettung gekommen ist; denn jene, die später gesegnet werden, ohne durch Prüfungen gegangen zu sein, werden nicht diese Kenntnis Gottes besitzen (JND).
Einteilung
Einleitung ‒ Gott ist Israel gut (V. 1‒3)
Das Verhalten des Gottlosen (V. 4‒12)
Asaph falsche Einstellung und sein Eingehen ins Heiligtum (V. 13‒17)
Das Ende des Gottlosen (V. 18‒20)
Asaphs Selbsterkenntnis und seine Freude, Gott nahen zu können (V. 21‒28)
Vers 1
Ein Psalm; von Asaph.: Asaph (= Sammler), Verfasser von zwölf Psalmen (50; 73–82; 83). Sohn Gersoms (1Chr 16,5.7.37).
Gewiss, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind: Das ist die Kardinalfrage in diesem Psalm: Ist Gott Israel gut? Die Antwort ist: Gott ist Israel in jeder Hinsicht gut. Alle Prüfungen, die Gott über das Volk bringt, sind sehr gut. Und das gilt auch für uns heute.
Die reinen Herzens sind: Reinen Herzens sind die, die von neuem geboren sind (Mt 5,8; Apg 15,9) und daher auch von Herzen vom Bösen abgesondert sind. Reinen Herzens zu sein, ist eine gute Definition für den Gerechten.
1 Jedem Psalm ist die entsprechende Erklärung vorangestellt, die der Betrachtung über Gottes Wort (engl. Synopsis) von J. N. Darby entnommen ist. Man kann das an der Schriftart Trechbuchet MS, Größe 9 erkennen. Die gesamte Betrachtung kann hier eingesehen werden: http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/AT-19-Betrachtung-ueber-die-Psalmen-JND.pdf↩︎