Allemeines zum 3. Buch der Psalmen
Im dritten Buche betreten wir ein ausgedehnteres Gebiet, als der Zustand des Überrestes der Juden in den letzten Tagen ist, sei es dass er sich noch in Jerusalem befindet, oder bereits aus der Stadt vertrieben ist. Wir finden daher in diesem Buche viel weniger von den persönlichen Umständen und Gefühlen des Herrn, der in den Tagen Seines Fleisches unter den Gläubigen des Überrestes wandelte. Es handelt sich vielmehr um die Interessen Israels im allgemeinen, um alles, was sie angeht, und darum betreten wir das Gebiet der Geschichte Israels. Die ganze Stellung Israels als Nation erscheint vor unseren Blicken, aber doch wird stets ein treuer, aufrichtiger Überrest unterschieden. Es ist beachtenswert, dass dieses Buch nur einen einzigen Psalm von David enthält. Die anderen sind, laut den Überschriften, von Asaph und den Söhnen Korahs verfasst, und der letzte wird Ethan, dem Esrachiter, zugeschrieben; ich sehe auch keinen Grund, weshalb man diese Angaben betreffs der Schreiber nicht als richtig anerkennen sollte. Es handelt sich auch in diesem Buche um den Zustand Israels in den letzten Tagen; nur werden, wie gesagt, mehr die allgemeinen Umstände und Tatsachen, die das ganze Volk angehen, besprochen, und nicht die besonderen Einzelheiten, die mit dem jüdischen Überrest in Verbindung stehen und mit Christo als Dem, der unter diesem einen Platz einnahm. Israel und allgemeine Grundsätze stehen im Vordergrunde; daher finden wir auch mehr Bezugnahme auf ihre frühere Geschichte und auf Gottes Tun mit ihnen.
Behandelter Abschnitt Ps 73
Der erste Psalm in der Reihe, zeigt dies deutlich. Er beginnt mit den Worten: „Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.“ Der Heilige war bestürzt über die Wohlfahrt der Gesetzlosen, und seine Füße wären beinahe abgewichen. Dann werden die Gesetzlosen in ihrem Wohlergehen näher beschrieben, die große Menge des Volkes verbindet sich mit ihnen, und der Höchste wird verspottet, wogegen der Gottesfürchtige fortwährend gezüchtigt wird: er hat also vergebens seine Hände gereinigt. Doch nein, wenn er so reden wollte, würde er dem Geschlecht der Söhne Gottes treulos werden. Diesen Zustand der Dinge zu begreifen ist für den Menschen zu schwer; aber alles wird klar im Heiligtum Gottes, wo Seine Gedanken offenbart werden. Wie ein Traum nach dem Erwachen, werden alle Anmaßungen der Gottlosen verschwinden, sobald Gott aufwacht. Der Heilige beklagt dann seinen Mangel an göttlichem Verständnis in den Gedanken und Gefühlen, die er gehabt hatte; doch nach allem war er stets bei Gott. Er erfasst ihn bei seiner rechten Hand, Er leitet ihn durch Seinen Rat während der Zeit des Dunkels, und Er wird ihn nach der Herrlichkeit, d. h. wenn die Herrlichkeit offenbart sein wird (vgl. Sach 2,8), aufnehmen. Das Ergebnis ist ein gesegnetes: Der Treue hat außer dem Herrn niemanden im Himmel, und neben Ihm hat er an nichts Lust auf der Erde; das ist der Erfolg der Prüfung. Doch sein Herz und sein Fleisch vergehen: das ist nicht anders, das ist die Natur, aber seines Herzens Fels und sein Teil ist Gott auf ewig. Die beiden letzten Verse teilen das Ergebnis mit: die ferne von Gott sind und von Ihm abweichen, werden umkommen, aber für den Gottesfürchtigen ist es gut, Gott zu nahen. Er hat seine Zuversicht auf Ihn gesetzt, als Er Sich nicht offenbarte, damit er alle Seine Werke erzähle, wenn die Rettung gekommen ist; denn jene, die später gesegnet werden, ohne durch Prüfungen gegangen zu sein, werden diese Kenntnis von Gott nicht besitzen.