Einleitung
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Wir finden in diesem Psalm das Bekenntnis Davids, insbesondere seiner Sünde mit Bathseba und des Mordes an Urija. Das war die Blutschuld (V. 16). So wird auch der Überrest wegen der Ermordung des Messias beten.
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Dieser Psalm behandelt das in Psalm 50 begonnene Thema des rechten Opferns. Dort haben wir gesehen, dass der Gerechte Gott Lob opfern soll, hier sind die Opfer Gottes ein zerbrochener Geist und ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz.
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Zitate dieses Psalms im Neuen Testament: Vers 4 in Lukas 15,18 und Römer 3,4; Vers 6 in Johannes 9,34 und Römer 7,14; Vers 14 in Markus 14,38
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Die Sünde unter verschiedenen Gesichtspunkten:
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Übertretung: eine Zuwiderhandlung des Gesetzes
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Sünde: eine Zuwiderhandlung, Beleidigung Gottes (Verfehlung des Zieles)
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Ungerechtigkeit: eine Zuwiderhandlung der Stellung, die jemand einnimmt
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Verschiedene Möglichkeiten der Zurechtbringung: Tilgen, waschen und reinigen.
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Dieser Psalm ist das Bekenntnis des treuen Überrests. Sie sind völlig in die Gedanken Gottes eingegangen (siehe V. 16). Das ist wahre und vollständige Demütigung vor Gott wegen der Sünde und doch Vertrauen auf Ihn. Mit dem wahren Glauben des Volkes Gottes erwarten sie von Ihm, dass Er reinige und rette. Die Sünde des Herzens und der Natur wird völlig anerkannt, und die schreckliche Missetat der Ermordung Christi wird bekannt (V. 14). Die Demütigung wird angenommen, aber mit dem Empfinden, dass die Reinigung durch Gott vollkommen ist. Er schafft auch ein reines Herz. Der Überrest bittet, dass der Geist (von dem Haggai sagt, dass Er nach all ihren Sünden und trotz der babylonischen Gefangenschaft in ihrer Mitte bestehe, Kap. 2,5) nicht von ihm genommen werde, und dass er nicht das Bewusstsein der Gegenwart seines Gottes verlieren möge. Manche haben in diesem Vers eine Schwierigkeit gefunden; doch ich sehe keine. Es konnte durch die Heiligen des Alten Testamentes nichts Gutes ohne den Heiligen Geist vollbracht werden; würde dieser von ihnen genommen, so hörten all ihre Freude und ihr Trost auf und machten der Finsternis Platz. Dass dies nicht geschehen möge, bittet der Gläubige. Es kann nicht einen Augenblick angezweifelt werden, dass der Geist in den alttestamentlichen Gläubigen wirkte. Es ist nur die Frage, ob Er in derselben Weise gegenwärtig war wie heute, indem Er in ihnen wohnte, kraft des Werkes und der Herrlichkeit Christi, und sie so mit einem auferweckten Haupt im Himmel vereinigte. Das konnte natürlich nicht der Fall sein; das Werk war noch nicht vollbracht, und der Mensch Jesus war noch nicht in die Herrlichkeit eingegangen.
Das Neue Testament spricht sehr klar hierüber. „Noch war der Geist nicht da“ (Joh 7,39); aber Er muss in und bei den Gläubigen wirksam gewesen sein, denn Er ist bei allem Guten tätig. Er ist der handelnde Teil bei jeder göttlichen Wirksamkeit in dem Geschöpf, wie Er auch bei der Schöpfung über den Wassern schwebte; aber vor allem bewirkt Er in den Herzen der Menschen alles Gute, das sich darin findet, und Er ist die Quelle der Freude und Kraft für die Gläubigen. So war es bei den Propheten wie auch bei anderen.
Ein Gläubiger der Jetztzeit, der seine Stellung kennt, kann nicht sagen, was in Vers 11 dieses Psalms gesagt wird. Er weiß, dass Gott seinen Geist nicht von ihm nehmen wird. Vielleicht mag jemand in seiner Angst und auch mit aufrichtigem Herzen so sprechen und erhört werden; doch dann besitzt er nicht das wahre Verständnis. Diese Buße Israels ist, wie die Schrift an so vielen Stellen lehrt (siehe Apg 3), auch hier der Weg zu Zions Segnung. Gott wird ihre Opfer annehmen.
In diesen beiden Psalmen (50; 51) finden wir das aussondernde Gericht in Israel in Verbindung mit Gottlosigkeit, der Sünde gegen den Herrn – ein Gericht, das die wahre Befreiung des Überrests bedeutet und dann (nachdem Er erschienen ist) das völlige Bekenntnis, dass sie sogar das Blut des Heilands vergossen haben. Diese Psalmen vervollständigen, was die Umstände betrifft, die Entfaltung der ganzen Szene, die die Grundlage dieses Buches bildet (JND).
Einteilung
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Überführung von der Sünde und Bitte um Reinigung (V. 1–4)
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Bitte um Errettung (V. 5–8)
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Das tiefere Gebet (V. 9–13)
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Israels Gebet in der Zukunft (V. 14–19)
Verse 1
Dem Vorsänger. Ein Psalm von David, 2 als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Bathseba eingegangen war: David hat diesen Psalm geschrieben, nachdem er eine sehr ernste Sünde getan hatte (2Sam 11). Lange Zeit verheimlichte er diese Sünde, wahrscheinlich ein Jahr lang. Die Sünde hatte sein Herz verhärtet und seine Gemeinschaft mit Gott unterbrochen. Erst durch den Dienst Nathans, des Propheten, kam David zum Bekenntnis seiner Sünde (2Sam 12).
Als David diese Sünde beging, lag Israel mit Ammon im Krieg und belagerte gerade die Hauptstadt Rabba. Früher war David mit hinausgezogen; nun war er zu Hause und führte ein ruhiges Leben. Er hatte tagsüber lange geschlafen. Als er zur Abendzeit aufstand und auf dem Dach seines Hauses spazieren ging, sah er Bathseba, und schon war es geschehen. David wurde ein Ehebrecher übelster Weise. Das war umso gemeiner, da der Mann Bathsebas ein Held Davids war (2Sam 23,39).
Was dann folgte, war vielleicht noch schrecklicher: David wollte die Sünde mit Bathseba vertuschen und befahl seinem Heerobersten Joab, Urija Urlaub zu geben. David lud ihn ein und machte ihn betrunken mit dem Ziel, dass Urija zu Bathseba eingehe. Urija tat das aber nicht. Daraufhin gab David Urija einen Brief mit an Joab, worin er ihm mitteilte, Urija dort im Krieg einzusetzen, wo er umkäme. Dieser Plan gelang. So wurde David zu einem Ehebrecher und Mörder. David hatte nun in Joab einen Mitwisser. David hätte nach dem Gesetz zum Tod verurteilt werden müssen. Er hatte bereits sein eigenes Urteil gesprochen (2Sam 12,5). Er scheint während der ganzen Zeit wenig beunruhigt gewesen zu sein. Von sich aus kam er nicht zur Buße. Gott griff ein, indem er Nathan zu David sandte. So ist dieser Psalm in den Tagen danach entstanden.
Prophetisch fällt dieser Psalm in die große Drangsalszeit (2. Psalmbuch, der Überrest außer Landes). In dieser Zeit wird der Überrest zur Erkenntnis seiner Sünde kommen. Israel hat die Ehe gebrochen (Hes 23) und einen Mord begangen (= Blutschuld auf sich geladen).
Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte: Nach der Größte deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen: David sieht in diesem Psalm nicht nur seine Sünde, sondern auch die böse Quelle, aus der die Sünde hervorkommt. Diese Bitte ist in Übereinstimmung mit der Offenbarung, die Gott von sich selbst gegeben hat (2Mo 34,6-7). Nach dem Gesetz musste die Todesstrafe für Hurerei und Mord ausgeübt werden.
Das Bewusstsein der Sünde bewirkt ein ernstes Verlangen nach Gnade. David beruft sich auf Gottes Güte und die Größe seiner Erbarmungen. Er hat sein Vertrauen auf Gott nicht verloren.
Ich glaube nicht, dass wir im Wort Gottes eine tiefere Abscheu vor der Sünde, eine gründlichere Buße finden als die, die wir hier vor Augen haben (Paul Grobety).
Nach der Größe deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen: David hat eindeutig gegen das Gesetz Gottes verstoßen: Du sollst nicht ehebrechen; lass dich nicht gelüsten; du sollst nicht töten. Die Sünden können nicht ungeschehen gemacht werden. Er hat große Schuld auf sich geladen: Urija lebt nicht mehr. Diese Sünde wird Auswirkungen auf das ganze Volk haben. Doch hier geht es um die Schuld, die er vor Gott auf sich geladen hat. Später betet er: „Tilge alle meine Ungerechtigkeiten“ (V. 9).