Allgemeine Einleitung
1. Entstehung des Buches Hiob
Die allgemeine Auffassung früherer Ausleger war, dass Mose der Schreiber war (siehe W. Kelly, Talmud), andere denken an Salomo (Ridout). Es gibt auch Vermutungen, dass Mose das Buch aus dem Aramäischen übersetzt habe, was erklären würde, weshalb bestimmte aramäische Ausdrücke in Hiob vorkommen. Genaues wissen wir nicht.
2. Wann lebte Hiob?
Hiob ist eine historische Persönlichkeit, keine dichterisch ersonnene Person, wenn auch das Buch Hiob zum größten Teil (Kap. 3–41) in dichterischer Form geschrieben ist (siehe Jak 5,11; Hes 14,14.20). Wenn Mose der Schreiber war, muss Hiob vor 1500 v. Chr. gelebt haben, die Flut war etwa 2350 v. Chr.
Welche Hinweise können wir aus der Schrift entnehmen?
Sein hohes Alter von 140 Jahren rückt ihn in die Zeit der Patriarchen. Nach der Sintflut nahm das Lebensalter allmählich ab. Zur Zeit Moses war es 70–80 Jahre (Ps 90,10).
Es gibt noch eine andere Sache, die uns bei der Datierung hilft, und das ist das Alter Hiobs. Er war mindestens 140 Jahre alt. Es gibt einige Leute, die zu denken scheinen, dass er nach all seinen Schwierigkeiten 140 Jahre lebte; aber dafür gibt es keinen Grund. Es ist nur die Redeweise im letzten Kapitel, und ich nehme an, dass es wirklich bedeutet, dass das sein gesamtes Alter war, die Zeitspanne seines Lebens – nicht die Zeit, nachdem diese Katastrophen absichtlich über ihn hereinbrachen – aus Gründen, die ich in noch erklären werde. Wenn dieses Alter nun das Alter von Hiob ist, zeigt es, dass wir uns nicht mehr vorstellen müssen, als das, was Gottes Wort erklärt, und er wäre daher eher ein jüngerer Mann gewesen, als er starb, als Jakob. Jakob lebte weniger als Isaak oder Abraham. Dies scheint also auf die Zeit des Patriarchats hinzuweisen, und alle Umstände passen dazu (W. Kelly).
Die religiöse Einheit ist die Familie mit dem Familienoberhaupt als Priester (1,5). Es ist nur die Rede von Brandopfern (1,5; 42,8). Das weist hin auf die Zeit vor dem Gesetz, erst mit dem Gesetzt gab es auch Sündopfer. Hinweis auf die Erzväter (1Mo 8,20; 22,2.7,8.13).
Wahre Kenntnis von Gott wurde außerhalb Israels vor allem in alten Zeiten (Abraham, Melchisedek, Abimelech, Jethro) gefunden. Der Name Gottes der Allmächtige1 kommt wenigstens 31-mal in Hiob vor, 27-mal im Rest des Alten Testamentes, hauptsächlich in den fünf Büchern Mose. Es ist besonders der Name Gottes, mit dem Er sich Abraham offenbarte (1Mo 17,1; 2Mo 6,3; vgl. 28,3; 43,14; 48,3; 49,25).
Weitere Parallelen
Die Engel werden Söhne Gottes genannt (1,6; 2,1; 38,7; vgl. 1Mo 6,2)
die alte Form des Götzendienstes, nämlich die Anbetung von Sonne und Mond (31,26; vgl. Jos 24,2; 5Mo 4,19; 17,2-7).
Kein Hinweis auf das Gesetz vom Sinai oder den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.
3. Wo wohnte Hiob?
Vielleicht in Aram oder Syrien (1Mo 10,23; 22,21) oder Edom (1Mo 35,28). Die Septuaginta (LXX, griech. Übersetzung des Alten Testamentes) nennt Uz das Land der Aisitai (Arabische Wüste, Gebirge Seir). Eliphas kam aus Teman (Stadt in Edom); Jeremia fragt, ob es in Teman keine Weisheit mehr gibt (49,7; Hiob 4,1; vgl. 1Mo 36). Elihu war ein Busiter (32,2), wahrscheinlich von Nord-Ost-Arabien. Siehe den engen Zusammenhang zwischen Uz und Edom in Klagelieder 4,21.
4. Inhalt des Buches Hiob
Wie kann ein gerechter Gott, der das Gute belohnt und das Böse bestraft, zulassen, dass häufig gerade diejenigen, die Ihm am treuesten dienen, so leiden müssen? Die Antwort liegt in der Souveränität Gottes. Gott hat weise Absichten mit Prüfungen (Jes 55,8-9; 5Mo 32,4).
Das Buch behandelt sowohl die Frage nach dem Leid als die Not des Leidenden. Die Frage, warum dieses Leid Hiob traf, wird in diesem Buch nicht endgültig beantwortet.
Gründe, warum Gott Leiden im Leben der Seinen zulässt
Erprobung des Glaubens (1Mo 22) zur Verherrlichung Gottes (
Joh 9,3; 11,4.40 ; vgl. Hiob 1; 2).Strafe für Sünden in den Regierungswegen Gottes (1Kor 11,30; Jak 5,15-16). Hiobs Freunde scheinen nur diese Leiden gekannt zu haben.
Erziehung in der Schule Gottes (Heb 12,4-11)
Gott offenbart im Handeln mit seinen Kindern sein inniges Mitgefühl und seine Barmherzigkeit (Jak 5,11).
5. Der Charakter der drei Freunde Hiobs
Eliphas geht von seiner Erfahrung aus (4,7). Er kennt nicht die indirekte Regierung Gottes, dass Gott das Böse nicht sofort bestraft und dass die Guten häufig leiden (Ps 73; Pred 8,10-12).
Bildad geht von der Tradition aus: „Befrage doch das vorige Geschlecht“ (8,8.9).
Zophar ist der Vertreter des Gesetzes (Dogmatik): Hiob sei ein Schwätzer (11,1); er wirft Hiob Ungerechtigkeit vor (11,6).
Unsere Genügsamkeit ist von Gott. Es besteht die Notwendigkeit der Abhängigkeit von Gott. Man kann nicht auf diese Weise Weisheit für göttliche Dinge anhäufen. Das ist alles sehr schön in der Wissenschaft oder der Erkenntnis oder in der Kunst oder in der Literatur oder in irgendetwas in dieser Art; aber es ist nichts in den Dingen Gottes. Zophar scheint mehr Vertrauen in sich selbst zu haben als in irgendjemanden. Und Bildad war einer zwischen den beiden. Er war ein Mann von scharfer Beobachtung und guter Ausdruckskraft. Aber wie dem auch sei, alle hatten versagt, und nun tritt Elihu hervor (W. Kelly).
6. Eliphas, Bildad, Zophar – und Gott?
Wenn drei Menschenkinder, die in der Geschichte der Welt, in der wir leben, Gott nicht berücksichtigen, so sind das nicht diese drei Freunde. Alle drei Freunde wissen uns etwas über Gott zu erzählen. Entlang dieser drei verschiedenen Wege behaupten sie, uns etwas über Gott erzählen zu können. Das ist sehr bemerkenswert. Da wird man erst recht hinhören, was sie zu erzählen haben.
Im Fall von Eliphas dies: Er hat mit seinen Augen etwas gesehen. Er ist ein Mann, der mit seinen Augen wundersame Visionen sieht. Wir haben es soeben in Hiob 4 gelesen, dass er wundersame Visionen, wundersame Offenbarungen geschaut hat. Das wird jetzt ganz unheimlich. Das sind Menschen, die sehr viel Wert auf okkulte Visionen legen. Mir scheint nicht, dass Eliphas hier eine echte Offenbarung Gottes empfangen hat. Ich würde viel lieber annehmen, dass, wenn er wirklich so eine Offenbarung erhalten hat und er sich nichts einbildet oder es für Hiob so verpackt, um es interessanter zu machen … wenn er wirklich so eine Offenbarung gehabt hat, frage ich mich vielmehr, ob Eliphas nicht eher eine okkulte Vision, eine okkulte Offenbarung erhalten hat. Ja, wenn man entlang dieses Weges, dem Weg der Mystik, dem Weg des Okkultismus, meint, eine Offenbarung erhalten und etwas über Gott sagen zu können, dann ist man ernsthaft auf einem Irrweg. Versteht ihr, was Gott sagt? Auch Eliphas hat nicht recht über Gott gesprochen, nicht weil er sich nicht auf das Wort Gottes oder nur halbwegs darauf beruft, sondern weil er sich auf fremdartige Offenbarungen beruft.
Bildad hat auch etwas über Gott zu erzählen. Was er über Gott zu erzählen hat, stammt aus uralten Zeiten. Solche Menschen gibt es heute auch. Die wollen nichts von Okkultismus wissen. Was sie über Gott wissen, ist alles in alten Büchern, in alten Glaubensbekenntnissen, in alten Predigten festgelegt; je älter, desto besser. […] Wundersame Dinge, die mit unserer Zeit in keiner Beziehung mehr stehen. Anders ist das mit dem Wort Gottes, das immer frisch und aktuell ist, das nie veraltet. Das sind die Menschen, die ihre Kenntnis über Gott aus der Vergangenheit nehmen. Sie haben alle ihr „favorisiertes Zeitfenster“. Der eine sucht die Altväter in der Nähe der Reformation, ein anderer will dorthin zurück, der nächste zurück zu den Kirchenvätern und ein weiterer will zum Neuen Testament zurück. Das sind natürlich die Besten. Aber all die anderen suchen gewissermaßen ihr eigenes Steckenpferd in der Vergangenheit. Sie haben persönlich keine Beziehung zu Gott, entlehnen aber ihre Gotteserkenntnis von den Altvätern oder aus sonstigen alten Schriften, eben aus der Tradition. Und wehe, wenn man davon abweicht.
Die dritte Gruppe – Zophar – hat auch etwas über Gott zu erzählen. Das sind die Menschen, die von ihrem gesunden Verstand aus über Gott reden. Kennt ihr die Menschen auch? Das sind die Menschen, die sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott … dieses oder jenes. Das ist für mich dasselbe wie: Also ist das auch so! Was sie sich über Gott nicht vorstellen können, ist auch nicht so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott ein Gott der Liebe ist, wenn Er dies oder jenes tut. Oder: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein liebender Gott so oder so handeln könnte. Was sie mit ihrem gesunden Verstand zusammenbringen können, ist die Quelle ihrer „echten“ Gotteserkenntnis. Entnommen https://www.soundwords.de/das-buch-hiob-2-a3977.html#h-11
Nun, es wird höchste Zeit, dass wir zuhören, was sie zu sagen haben. Aber ich dachte, dass es gut wäre, euch die drei Arten der Zugänge nebeneinanderzustellen – Menschen, die über Gott sprechen und dabei auch wirklich schöne Dinge erzählen. Das habe ich euch gerade schon gesagt. Es ist nicht alles Unsinn, was sie verkaufen. Es sind ganz schöne und sehr wichtige Dinge dabei. Aber die Gesamtheit taugt nicht. Die Gesamtheit taugt so wenig, dass Gott später darüber seinen Zorn äußert (Quelle unbekannt).
7. Einteilung des Buches
1. | Historische Einleitung: die Prüfungen Hiobs (1 und 2) |
---|---|
2. | Die Klage Hiobs (3) |
3. | Die Gespräche mit den drei Freunden |
Der erste Zyklus der Reden (4–14) | |
Eliphas (4 und 5) | |
Hiob (6 und 7) | |
Bildad (8) | |
Hiob (9 und 10) | |
Zophar (11) | |
Hiob (12–14) | |
4. | Der zweite Zyklus der Reden (15–21) |
Eliphas (15) | |
Hiob (16 und 17) | |
Bildad (18) | |
Hiob (19) | |
Zophar (20) | |
Hiob (21) | |
5. | Der dritte Zyklus der Reden (22–31) |
Eliphas (22) | |
Hiob (23und 24) | |
Bildad (25) | |
Hiob (26–31) | |
6. | Die Reden Elihus (32–37) |
Erste Rede (32 und 33) | |
Zweite Rede (34) | |
Dritte Rede (35) | |
Vierte Rede (36 und 37) | |
7. | Die Reden des Herrn (38,1–42,6) |
Erste Rede (38,1–39,35) | |
Hiobs Antwort (39,36–38) | |
Zweite Rede (40,1–41,26) | |
Hiobs Antwort (42,1–6) | |
8. | Ausklang – Bestrafung der drei Freunde und Hiobs Wiederherstellung (42,7–17) |
8. Hinweise auf die Folgen der Flut
Große klimatische Veränderungen in der Natur müssen die Folge der Flut gewesen sein (Eiszeiten). Vor der Flut war eine Wasserhülle um die Erde (1Mo 1,6-8). Durch den Wegfall dieser Hülle bei der Flut entstand der rapide Abfall der Lebenszeit des Menschen (UV-Strahlung).
Das Land Uz ist heute Wüste und hatte früher ein völlig anderes Klima: Es lebten dort zum Beispiel Löwen Wildesel, Wildochsen, Storche (38,39–39,18), Schakale (30,29), Diese Tiere kommen heute in Arabien nicht vor. Früher gab es ein feuchteres und viel kühleres Klima mit schweren Regenfällen (36,26–33), vor allem auch Schneefall und Hagel (6,15–18; 37, 6–11; 38,28–30).
Dadurch wurden die Ernten häufig vernichtet (24,18.19). In der Zeit der vorausgegangenen Generationen war das noch viele ärger; sie waren ausgehungert, suchten nach Essbarem und wohnten in Höhlen (30,1–8). Das sind die berühmten Höhlenmenschen mit ihren Höhlenmalereien. Teilweise wohnten die Menschen in Lehmhütten, die von einem auf den anderen Tag weggespült wurden (4,19–21).
Große geologische Veränderungen vertrieben die Menschen aus bestimmten Gebieten (15,28). Noch heute sind in Israel Steinhaufen anzutreffen (sogenanntes „Steinzeitalter“). In Psalm 104 finden wir Hinweise auf die Sintflut (V. 6); Ende der Flut (V. 7); Entstehung neuer Berge und Täler (V. 8); Gottes Güte macht die Erde wieder bewohnbar und gibt die Verheißung, keine neue Flut zu senden (V, 9.10; vgl. 1Mo 9,11-17).
Nicht nur Entstehung von Bergen und Tälern, sondern auch ein sehr unruhiges Meer (9,5.6; 12,15; 7,12: Wachen vor Überschwemmungen); starke Erdbeben.
Solche Wachposten wurden auch gegen Seeungeheuer aufgestellt (7,12). Diese Tiere (Seeungeheuer, tannin, vgl. 1Mo 1,21) lebten noch kurz nach der Flut und sind später durch die völlig anderen klimatischen und geologischen Verhältnisse auf der Erde ausgestorben. Die Tiere werden in Hiob beschrieben: Behemot, Brachiosaurus, Landsaurier: 25–30m lang, bis 50t schwer; dann der Leviatan, Mosasaurus, Meersaurier (3,8). Teilweise waren die Saurier (bes. Tyrannosaurier) abscheuliche Fleischfresser („Drachen alter Sagen“).
Woher kannte Hiob das Meer (6,3)? – Geologen sagen, dass das Jordantal ein Meer war. Daher auch häufige Überschwemmungen (22,11–16). Hiob vergleicht seine Freunde mit solch einer Sturmflut (30,14).
Verschiebung der Kontinente
Wodurch entstanden die Sturmfluten? Durch Erdbeben sowohl auf dem Land als auch im Meer (9,5; 14,78.19; 26,12). Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang Kapitel 38,25: „Wer teilt (oder: spaltet) der Regenflut Kanäle ab. „Das Wort Regenflut (telah) wird in Nahum 1,8 mit „überschwemmender Flut“ und in Psalm 32,6 mit „Flut großer Wasser“ übersetzt; auch „Wasserleitung“ (Jes 7,3; 36,2) Das Tätigkeitswort „teilen“ (peleg) kommt noch vor in Psalm 55,8 „zerteilen“ (in 1Mo 10,25; 1Chr 1,19 „die Erde verteilen“). Weist 1. Mose 10,25 tatsächlich auf die Kontinentverschiebung hin? Viele Ausleger haben bei diesem Vers an die Sprachverwirrung gedacht (1Mo 10,8-12). Die fand jedoch bereits zur Zeit Nimrods statt (dritte Generation nach Noah; Peleg = fünfte Generation). Wir lesen nichts von einer Verteilung der Völker (10,15 ist ein anderes Tätigkeitswort „pered“), sondern der Erde selbst. Das bedeutet, dass die Erde vorher einen Kontinent hatte (vgl. 1Mo 1,9): „Es sammeln sich die Wasser ... an einen Ort“). Kann es sein, dass die Bildung der fünf Kontinente zur Zeit Hiobs stattfand?
9. Der Name des Allmächtigen in diesem Buch
Kapitel | Vers |
---|---|
5,17 | Siehe, glückselig der Mensch, den Gott straft! So verwirf denn nicht die Züchtigung des Allmächtigen. |
6,4 | Denn die Pfeile des Allmächtigen sind in mir, ihr Gift trinkt mein Geist; die Schrecken Gottes stellen sich in Schlachtordnung gegen mich auf. |
6,14 | Dem Verzagten gebührt Milde von seinem Freund, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen. |
8,3 | Wird Gott das Recht beugen, oder wird der Allmächtige beugen die Gerechtigkeit? |
8,5 | Wenn du Gott eifrig suchst und zu dem Allmächtigen um Gnade flehst, |
11,7 | Kannst du die Tiefe Gottes erreichen oder das Wesen des Allmächtigen ergründen? |
13,3 | Doch zu dem Allmächtigen will ich reden, und vor Gott begehre ich mich zu rechtfertigen; |
15,25 | Weil er seine Hand gegen Gott ausgestreckt hat und gegen den Allmächtigen trotzte, |
21,15 | Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten, und was nützt es uns, dass wir ihn bittend angehen? |
21,20 | Seine Augen sollen sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen trinke er! |
22,3 | Ist es dem Allmächtigen von Vorteil, wenn du gerecht bist, oder ist es ihm ein Gewinn, wenn du deine Wege vollkommen machst? |
22,17 | die zu Gott sprachen: Weiche von uns! Und was könnte der Allmächtige für uns tun? |
22,23 | Wenn du zu dem Allmächtigen umkehrst, so wirst du wieder aufgebaut werden, wenn du Unrecht aus deinen Zelten entfernst. |
22,25 | so wird der Allmächtige dein Golderz und dein glänzendes Silber sein. |
22,26 | Denn dann wirst du dich an dem Allmächtigen ergötzen und zu Gott dein Angesicht erheben. |
23,16 | Ja, Gott hat mein Herz verzagt gemacht und der Allmächtige mich in Bestürzung versetzt. |
24,1 | Warum sind nicht Zeiten aufgespart vom Allmächtigen, und warum sehen die, die ihn kennen, seine Tage nicht? |
27,2 | So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen hat, und der Allmächtige, der meine Seele bitter gemacht hat – |
27,10 | Oder wird er sich an dem Allmächtigen ergötzen, Gott anrufen zu aller Zeit? |
27,11 | Ich will euch belehren über die Hand Gottes; was bei dem Allmächtigen ist, will ich nicht verhehlen. |
27,13 | Dies ist das Teil des gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen: |
29,5 | als der Allmächtige noch mit mir war, meine Knaben rings um mich her; |
31,2 | Denn was wäre das Teil Gottes von oben gewesen und das Erbe des Allmächtigen aus den Höhen? |
31,35 | O dass ich einen hätte, der auf mich hörte: Hier ist meine Unterschrift – der Allmächtige antworte mir! – und die Schrift, die mein Gegner geschrieben hat! |
32,8 | Jedoch der Geist ist es in den Menschen, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. |
33,4 | Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen belebt mich. |
34,10 | Darum hört mir zu, ihr Männer von Verstand! Fern sei Gott von Gottlosigkeit und der Allmächtige von Unrecht! |
34,12 | Ja, wirklich, Gott handelt nicht gottlos, und der Allmächtige beugt nicht das Recht. |
35,13 | Jedoch auf Eitles hört Gott nicht, und der Allmächtige schaut es nicht an. |
37,23 | den Allmächtigen, den erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft; und das Recht und die Fülle der Gerechtigkeit beugt er nicht. |
40,2 | Will der Tadler mit dem Allmächtigen rechten? Der da Gott zurechtweist, antworte darauf! |
10. Einleitende Bemerkungen aus Benedikt Peters, Das Buch Hiob
Ich nenne die beiden wichtigsten Dinge, die uns das Buch Hiob lehren will. Erstens: Wie wir uns zu verhalten haben, wenn Gott Leid über uns bringt. Zweitens: Gott ist Gott. Das bedeutet: Er ist noch immer der furchterregende Gott, der „El nora“ der hebräischen Propheten. Er hat uns in der Hand, wir haben ihn nie in der Hand – das heißt, einmal hatte der Mensch Gott in der Hand, aber nur einmal – damals, als der Sohn Gottes sich freiwillig der Hand des Menschen übergab. Er hob die Einmaligkeit dieser Sache hervor, indem er sagte: „Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis“ (Lk 22,53). Das ist vorher nie geschehen, und das wird sich nie wiederholen. Wir können mit Gott nicht tun, was wir wollen, aber er kann mit uns tun, was er will. Er hat dazu das Recht und die Macht. Wir haben kein Recht, und wir haben auch keine Macht.
Augustin schrieb im Jahr 397 eine Antwort auf verschiedene biblische Fragen, die sein philosophisch gebildeter Freund Simplician an ihn gerichtet hatte. In dieser Antwort erörterte der Bischof von Hippo zum ersten Mal schriftlich seine inzwischen gewachsene und nunmehr gefestigte Überzeugung von der göttlichen Vorherbestimmung. Diese Schrift: De diversis quaestionibus ad Simplicianum, wurde 1990 zum ersten Mal in deutscher Übersetzung veröffentlicht und mit einer recht weit ausholenden Einleitung von Kurt Flasch versehen.2 Flasch schreibt auf den ersten Seiten folgenden Satz, bei dem sich uns die Ohren stellen: Riskiert man von diesem Text aus einen vergleichenden Blick auf das Christentum der Gegenwart, so bestätigt sich Nietzsches Urteil: Das Christentum hat seine Schauder verloren (Logik des Schreckens, S. 16).
Ein Antichrist wie Nietzsche muss uns das sagen. Der Evangelikalismus unserer Tage, der sich selbst als den einzigen legitimen Nachlassverwalter der Lehre der Apostel versteht, glaubt an einen Gott, der mehr einem gönnerhaften Onkel gleicht als einem unumschränkten Schöpfer, souveränen Retter und unbestechlichen Richter. Der von uns gehätschelte Herr erinnert mehr an Heines „Philantröpfchen, Faselhänschen“3 als an den Gott des Mose, des Jeremia, des Paulus und des Johannes. Darum haben wir das Buch Hiob aufgeschlagen. In ihm begegnen wir nicht dem Gott der evangelikalen Medienprodukte und Massenveranstaltungen, sondern Gott, wie er ist. Der Gott und Vater Jesu Christi tötet und macht lebendig, und da ist niemand, der aus seiner Hand rettet (5Mo 32,39). Es war nach Überzeugung und Lehre der Apostel furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Heb 10,31), denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer (Heb 12,29). Der Gott des Alten und des Neuen Testaments ist ein Gott, der uns das Schaudern lehrt – sicher nicht nur das, aber eben auch das. Wollen wir das neu lernen, oder wie lange soll die Welt sagen können, das Christentum habe seine Schauder verloren? Gewiss, das Evangelium, das die Christen glauben und lehren, heißt auch „das Evangelium der Gnade Gottes“ (Apg 20,24), und es offenbart neben der Macht und Gerechtigkeit Gottes (Röm 1,16-17) auch die unbegreifliche Liebe Gottes. Wie aber wollen wir Gottes Gnade verstehen und würdigen, wenn wir nicht auch seinen Zorn erkannt und gespürt haben?
Jesus Christus befahl seinen Jüngern: „Fürchtet den, der die Macht hat, den Leib und die Seele in der Hölle zu verderben!“ (Mt 10,28). Gilt uns sein Befehl noch etwas? Und von Hiob lernen wir: „Die Furcht des Herrn ist Weisheit“ (Hiob 28,28).
Noch ein letztes: Der Gott der Bibel redet so, dass sein Wort schneidet. Er mutet uns Aussagen zu wie: „Ich bin der Herr, und sonst ist keiner, außer mir ist kein Gott ... der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe; ich, der Herr, hin es, der dieses alles wirkt“ (Jes 45,5-7). Er beeilt sich nicht, dieses schroffe Wort durch Erklärung wieder abzuschwächen, aus Sorge, wir könnten ihn falsch verstehen. Die hebräischen Propheten und die Apostel des Herrn glichen nicht unseren Zeitgenossen, die Sätze sprechen wie: „Das ist ein Stück weit eine Sünde, wobei ich niemand zu nahe treten will. Das ist sozusagen nur meine ganz private Meinung, die niemand teilen muss.“
Man federt eine jede seiner Aussagen umgehend wieder ab und ist darin so erfolgreich, dass man am Schluss nichts gesagt hat. Das tun die biblischen Autoren nicht.
Ich habe auch nicht die Absicht, es in meiner Auslegung des Buches Hiob zu tun. Gerade dieses Buch verträgt das überhaupt nicht. Entsprechend behaupte ich im ersten Kapitel: „Alles Geschehen auf der Erde ist vom Himmel abhängig“, und ich stehe dazu. Wenn jemand das falsch verstehen will, was tut’s? Es hat ihn wenigstens zum Denken herausgefordert, und etwas Besseres kann ich mir nicht wünschen. Wenn unsere Worte nicht mehr provozieren, dann schweigen wir besser.
11. Auslegungsebenen
Historisch
Anwendung – persönlich oder auf die Versammlung
Prophetisch – Beispiele sind:
Hiobs Selbstgerechtigkeit (29,14.15) entspricht der Selbstgerechtigkeit Israels (Röm 2,19).
Hiobs Drangsal, die ihn zur Erkenntnis Gottes und seiner selbst brachte, entspricht der „Drangsal Jakobs“ (Jer 30,7), die Israel die gleiche Erkenntnis wirken wird.
Satan schlägt hier; Satan wird für kurze Zeit auf die Erde herabkommen und Israel verfolgen (Off 12,3-7.12-17).
Hiobs Todessehnsucht findet in der Todessehnsucht der Juden ihre Entsprechung (Off 9,6).
Hiobs Sehnsucht nach einem Mittler (9,33) und sein Glaube an die Auferstehung (19,26) werden durch die Drangsal geprägt; ebenso wird es bei Israel sein.
Am Ende sieht hier Gott mit seinen Augen; auch Israel wird schließlich seinen Schöpfer und Erlöser sehen (Jes 40,9-10; Sach 12,10).
Wie bei Hiob wird erst das Schauen des Herrn Jesus bei Israel Selbsterkenntnis und Buße bewirken (Sach 12,10).
Darauf wird Gott ähnlich wie bei Hiob auch Israels Gefangenschaft wenden (Ps 126), und sein Ende mehr segnen als seinen Anfang (5Mo 30,5; Jes 61,7; Hes 36,11; Sach 9,12).
Wie damals die Freunde Hiobs zu diesem gehen und ein Opfer darbringen mussten, werden alle Nationen nach Jerusalem strömen, um dem Gott Israels Opfer darzubringen, und wie hier für seine Freunde betete, wird Israel als eine priesterliche Nation alle Nationen lehren und für sie ein Segen sein (Jes 2,2-3; 55,4-5; 60,7; 66,19).4
12. Literaturhinweise
Kelly, W., Elf Vorträge über das Buch Hiob, https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/AT-18-Hiob-WKelly-D.pdf
Ouweneel, W. J., Gedanken zum Schöpfungsbericht
Ouweneel, W. J., Was lehrt die Bibel? Heft 3
Peters, Benedikt, Das Buch Hiob (CV Dillenburg)
Vom Stein, Alexander, Die Botschaft Hiobs (Daniel-Verlag) 2017
Whitcomb/Morris, Die Sintflut
Kapitel 1 ‒ Einleitung
Einleitung
Das Buch Hiob führt die Reihe der poetischen Bücher an.
Die beiden ersten Kapitel bilden zusammen mit dem letzten Kapitel den historischen Rahmen. Die Kapitel dazwischen sind in Poesie geschrieben.
Hiob kommt noch vor in Hesekiel 14,14.20 und Jakobus 5,11. Er wird zusammen mit Noah und Daniel genannt.
Das Buch enthält starke Parallelen zum ersten Buch Mose.
Das Buch ist ein Beispiel für Menschen, um die Gott auch außerhalb seines Volkes kümmerte.
Die Kapitel 1 und 2 gewähren uns einen Blick in den Himmel, gleichsam hinter die Kulissen. Ereignisse im Himmel haben Auswirkungen auf das Geschehen auf der Erde. Das ist ein allgemeiner Grundsatz, der vor allem durch Daniel 10 bestätigt wird, wo Engelfürsten gegeneinander kämpfen.
Von den Gesprächen zwischen Gott und Satan wusste Hiob nichts.
Obwohl Satan verderben wollte, diente sein Handeln dazu, dass Gott Hiob überaus segnet.
Hiob hatte keine Ahnung, dass er zu viel von sich selbst hielt; aber genau das musste Gott ihm zeigen. Er erinnerte sich gern an die Zeit, als die Früchte der Gottesfurcht in ihm die Achtung und das Ansehen der Menschen hervorriefen. Aber Gott zeigte ihm, wie böse es ist, sich mit den Wirkungen der Gnade in sich selbst oder an anderen zu beschäftigen. Was die Feinde Gottes und der Menschen nicht tun konnten, taten Hiobs Freunde. Er konnte den Versuchungen Satans widerstehen, aber er wurde zur Torheit gereizt, weil seine Freunde kamen, um ihm zu kondolieren, und ihre fehlgeleiteten Meinungen mitteilten. Wenn jemand viel von Gnade redet, dann ist da sicher auch nicht wenig unüberlegtes Ich zu finden. Sogar Hiob musste in den Ofen geworfen werden, damit sich zeigte, dass noch viel mehr als Gnade in ihm war (W. Kelly in Offenbarung, S. 108).5
Einteilung
Hiobs Rechtschaffenheit, seine Kinder und sein großer Besitz ‒ das Urteil Gottes (V. 1‒3)
Hiobs Opfer (Fürbitte) für seine Kinder, wenn sie ihren Geburtstag feierten (V. 4.5)
Satan reizt Gott und darf Hiob antasten (V. 6‒12)
Die vier Hiobsbotschaften (V. 13‒19)
Hiob preist angesichts des furchtbaren Leids den Herrn (V. 20‒22)
Vers 1
Es war ein Mann im Land Uz, sein Name war Hiob; und dieser Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend: Hiob heißt Wo ist der Vater?6 Hiob hatte sozusagen den Vater in der schweren Prüfung aus den Augen verloren. Doch der Vater fand ihn wieder, weil er Hiob liebte.
Im Land Uz: Wir finden den Namen bei einem Enkel Sems (1Mo 10,23), Nahors (1Mo 22,21) und ein Nachkomme Esaus (1Mo 36,28). Genaues über das Land ist nicht bekannt.
Vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend: Es gibt kaum eine schönere Beschreibung eines gottesfürchtigen Mannes als die Prädikate, die Gott Hiob gibt. Dreimal lesen wir diese Prädikate (1,1.8; 2,3). Hiob besaß eine tadellose Sittlichkeit. Der Charakter eines Menschen ist wichtiger als all sein Besitz. Gott bestätigt dieses Zeugnis des Historikers.
Vollkommen: vollständig, ganz, ungeteilt, integer, unsträflich, sanft. Siehe fromm (Menge, Luther, Zürcher), untadelig – früher: ganzer (Schlachter), schlicht (Tür-Sinai). Es ist heute ebenfalls möglich, es ist der Charakter eines gottesfürchtigen Menschen. Sein Herz war für Gott geeint. Der Herr erschien einmal Abraham und forderte ihn auf: „wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen“ (1Mo 17,2).
Rechtschaffen: aufrichtig, redlich; ohne Hintergedanken, kein Schauspieler.
Gottesfürchtig: Das ist wahre Weisheit (Hiob 28,28).
Der sichtbare Beweis für Gottesfurcht ist es: Das Böse meiden (
1 Siehe Anlage 1.↩︎
2 Logik des Schreckens. Augustinus von Hippo. Die Gnadenlehre von 397: De diversis quaestionibus ad Simplicianum. Lateinisch-Deutsch. Herausgegeben und erklärt von Kurt Flasch. Dietrich’sche Verlagsbuchhandlung (excerpta classica Bd. VIII). Mainz 1990.↩︎
3 Aus Heines Gedicht Die Disputation, zu finden in der Sammlung „Hebräische Lieder“.↩︎
4 Siehe Benedikt Peters, Das Buch Hiob, Seite 32–33.↩︎
5 http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/AT-18-Hiob.pdf↩︎
6 Den Namen Hiob nennt Satznamen. Der Name besteht aus einem Satz. Issak heißt; er lacht – und Jakob: er hält die Ferse.↩︎