Behandelter Abschnitt Hiob 1,1-3
Einleitung
Sowohl die Einleitung des Buches (Hiob 1,2) als auch der Schluss des Buches (Hiob 42,7-17) haben den Charakter einer Erzählung, während die Gespräche dazwischen poetisch sind. Das Rätsel des Leidens wird manchmal mit einer Stickerei verglichen. Die Erzählung zeigt uns die Oberseite der Stickerei, wie das Leiden vom Himmel aus, von Gott, gesehen wird. Die Gespräche in Gedichtform zeigen uns die Unterseite, die irdische Seite des Leidens, die Versuche der Menschen, die Regierung Gottes in Bezug auf das Leiden zu verstehen.
Verse 1–3 | Die Gottesfurcht und der Wohlstand Hiobs
1 Es war ein Mann im Land Uz, sein Name war Hiob; und dieser Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend. 2 Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren. 3 Und sein Besitz bestand [aus] 7000 Schafen und 3000 Kamelen und 500 Joch Rindern und 500 Eselinnen und in sehr vielem Gesinde. Und dieser Mann war größer als alle Söhne des Ostens.
In diesen Versen erfahren wir etwas über die Heimat, den Namen, den hohen Stand, die Familie, den Besitz und das Ansehen der Hauptperson des Buches. Der Heilige Geist tut dies, um zu zeigen, was ihm alles genommen wird. Wir sehen, von welch großer Höhe er hinuntergeworfen wird und wie enorm groß die Schmerzen sind, die ein solcher Sturz verursacht.
Das Buch beginnt mit den Worten „es war ein Mann“ (Vers 1). Unter den vielen Menschen, die in der Zeit leben, in der sich die Ereignisse des Buches abspielen, gibt es einen Mann, auf den das Scheinwerferlicht gerichtet wird. Dieser Mann lebte „im Land Uz“ und wird „Hiob“ genannt. So wie Gott weiß, wo dieser Mann wohnt und wie er heißt, so weiß er das von jedem Menschen – siehe zum Beispiel Saulus (Apg 9,11) und Simon Petrus (Apg 10,5.6). Niemand kann sich in der Menge vor Gott verstecken. Für Ihn gibt es auch keine namenlose Masse, sondern Er kümmert sich um jeden Menschen persönlich, Er hat Aufmerksamkeit für jeden Menschen persönlich.
Möglicherweise ist Hiob, wie bereits in der Einleitung angedeutet, ein König von Edom (Jobab, 1Mo 36,33). Falls ja, ist sein Titel hier nicht aufgeführt. Es geht nicht um seine Stellung in der Gesellschaft, sondern um seinen Platz als Mensch in der Schöpfung, gegenüber seinem Schöpfer, gegenüber Gott.
Über Hiob gibt es mehr zu sagen als alleein, dass er ein Mann ist, der in Uz lebt und Hiob genannt wird. Dies sind äußere Merkmale. Es gibt auch Merkmale dieses Mannes, die deutlich machen, dass er mit Gott in Verbindung steht und so lebt, dass er Gottes Herz erfreut (Apg 10,34b.35). Das betrifft die inneren Merkmale. Diese Eigenschaften sind in seinem Leben sichtbar und stammen aus seinem Inneren, d. h. aus seinem Herzen. Die Tugenden, die über ihn berichtet werden, stammen nicht aus seinem eigenen Mund, sondern sind das Zeugnis des Heiligen Geistes. Gott wiederholt dieses Zeugnis – und bestätigt es damit – gegenüber Satan (Hiob 1,8).
Er ist in erster Linie „vollkommen“, d. h. innerlich vollkommen, aufrichtig. Hiob steht gerecht vor Gott. Das bleibt so inmitten des Leidens, durch die Anklagen der drei Freunde und das Schweigen Gottes hindurch.
In direktem Zusammenhang damit wird von ihm gesagt, dass er „rechtschaffen“ ist. Dies bezieht sich auf sein Zeugnis gegenüber seiner Umgebung. Er ist kein Heuchler, kein Schauspieler. „Rechtschaffen“ bedeutet so viel wie „aufrichtige Wege gehen“. „Gottesfürchtig“ ist innerlich. „Das Böse meidend“ ist die Auswirkung davon. Hiob hat einen ausgeglichenen Charakter.
[Dies spiegelt sich in den Zahlen in Vers 2 wider: seine sieben Söhne und seine drei Töchter. Die Zahl Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit und die Zahl Drei hat mit Offenbarung und Zeugnis zu tun. Vergleiche auch die siebentausend Schafe und dreitausend Kamele in Vers 3].
Die innere Seite (vollkommen) und die äußere Seite (rechtschaffen) finden sich auch in den beiden folgenden Merkmalen wieder. Das dritte Merkmal, „gottesfürchtig“, ist innerlich. Sein inneres Wesen ist auf Gott ausgerichtet. In seinem Herzen herrscht Ehrfurcht vor Ihm. Im weiteren
Verlauf des Buches sagt er: „Die Furcht des HERRN ist Weisheit“ (Hiob 28,28a).
Das vierte Merkmal, „das Böse meidend“, ist äußerlich und weist auf eine Lebenseinstellung hin, die eine Folge seiner Gottesfurcht ist. Auch das bestätigt Hiob, wenn er sagt: „Und vom Bösen weichen ist Verstand“ (Hiob 28,28b).
All dies bedeutet jedoch nicht, dass er ohne Sünde ist (Pred 7,20). Dies wird im Lauf des Buches deutlich.
Nachdem uns erzählt wurde, in welcher Beziehung Hiob zu Gott stand, werden Hiobs Segnungen in seiner Familie erwähnt (Vers 2). Er hat sieben Söhne und drei Töchter. Hiob betrachtet seine Kinder als Geschenke von Gott (Vers 21).
Nach seiner Beziehung zu Gott und dem Segen in seiner Familie wird sein Reichtum aufgeführt (Vers 3). Dies geschieht in Begriffen, die auch den Reichtum der Patriarchen beschreiben (1. Mose 12,13). Gott hat den Segen für Abraham, Isaak und Jakob vorgesehen, aber Er kann in seiner Gnade noch weiter gehen und auch andere segnen, obwohl sie keinen Anteil an dem Bund haben, den Er mit den Patriarchen geschlossen hat. Gottes Gnade kann nicht eingeschränkt werden, sie ist nicht begrenzt.
Wir sehen bei Hiob, dass Gottesfurcht und Wohlstand Hand in Hand gehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Menschen, denen es gut geht, sind oft Menschen, die Gott loslassen. Das ist bei Hiob nicht der Fall.