Einleitung
Mit diesen Kapiteln erreichen wir das Ende der Geschichtsschreibung des Volkes Israel. Um diese Zeit hat Maleachi geweissagt, vielleicht kurz vorher oder etwas später. Das Buch Esther beginnt mit dem persischen König Ahasveros (485‒464) in Kapitel 1,1. Das war also schon geschehen.
In Nehemia geht es um die Stadt Jerusalem ‒ das Bauen der Mauern. Nachdem die Mauer fertig war, musste die Stadt besiedelt werden.
Die Beschreibung der Bewohner Jerusalems finden wir auch in 1. Chronika 9.
Einteilung
Übersiedelung der Bewohner des Landes nach Jerusalem (V. 1.2)
Liste der Namen der Bewohner Jerusalems (V. 3‒24)
Verzeichnis der Ortschaften in Judäa (V. 25‒36)
Vers 1
Und die Obersten des Volkes wohnten in Jerusalem. Und das übrige Volk warf Lose, um je einen von zehn kommen zu lassen, damit er in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohne, die neun anderen Teile aber in den Städten blieben: Die Obersten wohnten in Jerusalem, ansonsten war die Stadt nicht sehr bevölkert. Es war gut, dass sie dort wohnten, doch waren sie dazu verpflichtet? Andere kamen, weil sie aufgrund des Loses dazu bestimmt wurden. Erfreulicherweise gab es auch Menschen, die freiwillig kamen (V. 2).
Lose: Mit Losen wurde bestimmt, wer sich in Jerusalem ansiedeln sollte. Es gab wenig Interesse an der Stadt, obwohl sich der Altar und der Tempel dort befanden. Wieder einmal lernen wir, dass jede Erweckung wieder abflacht. Zugleich finden wir hier, wie eine Haushaltung, die Haushaltung des Gesetzes, zu Ende kommt. Das Fazit ist also: Wenig Interesse an den Dingen Gottes und Vermischung mit den Bewohnern des Landes. Das ist genau die Botschaft des Buches Maleachi.
Heilige Stadt: Das ist die erste Stelle um Buch Nehemia, wo wir die Bezeichnung „heilige Stadt“ finden (vgl. V. 18). Sonst kommt die Bezeichnung noch vor in Jesaja 48,2; 52,1; Daniel 9,24; Matthäus 4,5; 27,53; Offenbarung 11,2. Jerusalem war zwar die heilige Stadt, doch jetzt erst konnte etwas davon sichtbar werden, indem die Bewohner nach dem Mauerbau ein heiliges Leben führten. Doch kaum jemand wohnte in der Stadt.
Anwendung: Auch wir leben heute am Ende einer Haushaltung, der Zeit der Versammlung Gottes auf der Erde. Auch wir erleben wenig Interesse am Altar, am Haus Gottes und am Zusammenleben der Gläubigen. Sowohl der Beginn des Volkes Israel (Errettung aus Ägypten) als auch der Beginn der Versammlung (Pfingsten) waren großartige Taten Gottes. Doch bald setzte der Verfall ein. Paulus schreibt vom Geheimnis der Gesetzlosigkeit (2Thes 2,7), wir erleben heute die völlige Entfaltung des Geheimnisses. Damals waren bereits viele Antichristen ausgegangen, wir leben kurz vor der Zeit der Erscheinung des Antichrists. Das ist die Zeit, die dem Abfall vorausgeht. Im Buch Nehemia befinden wir uns in der dritten oder vierten Generation. Und wo befinden wir uns heute?
Prophetische Anwendung: Die Stadt Jerusalem ist prophetisch gesehen ein Bild des neuen Jerusalems (Off 21,9‒22,5). Obwohl die Gläubigen der Versammlung selbst die Stadt sind, ist die Stadt doch vor allem auch ein Bild davon, dass die Gläubigen dort zusammen wohnen:
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott (Off 21,2-3).
Diese Stadt wird vollkommen heilig sein: „Und nicht wird in sie eingehen irgendetwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut, sondern nur die, die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lammes.“
Das Jerusalem hier ist ein Bild des neuen Jerusalems, in der schon jetzt auf der Erde verwirklicht werden darf, dass die Gläubigen dort zusammenkommen, um nicht nur gemeinsam Gott im Tempel zu dienen, sondern die auch einträchtig zusammen wohnen, zusammen hinaufziehen, im Dienst des Heiligtums unter dem Rauch des Heiligtums. Das sind Gläubige, die auf eine besondere Weise dem Herrn geweiht sind. Es gibt auch unter wiedergeborenen Christen solche, die sich auf besonderer Weise dem Herrn weihen, die ihr Leben dem Herrn Jesus und Gott weihen. Solche tun die Aufgaben, die Gott ihnen gegeben hat und suchen darin nicht sich selbst sondern die Ehre des Herrn. Andere wiedergeborene Christen sind da, die für sich selbst leben, für ihre eigenen Bedürfnisse, für ihr eigenes Portemonnaie, für ihre eigene Ehre, die sich selbst suchen, und nicht an erster Stelle den Herrn. Das ist der Unterschied von denen, die innerhalb der Mauern sind, und die da draußen sind (nach WJO).