Einleitung
Was so schön in den Kapiteln 1–6 begonnen hatte, ist nun wieder in Verfall geraten. In den folgenden Kapiteln finden wir einen Blick in das Leben der aus Babylon zurückgekehrten Juden 80 Jahre später: Unheilige Vermischung war eingetreten. Wie war es möglich, dass sich der Zustand so schnell zum Schlechteren entwickelte? Lag nach so kurzer Zeit alles wieder in Schutt und Asche?
So war es immer wieder: Denken wir nur an Moses Enkel, der den Götzendienst in Israel einführte, an Aarons beiden Söhne, die getötet wurden, weil sie fremdes Feuer darbrachten, an die Söhne Samuels, die kein gutes Zeugnis hatten, an Elis Söhne, an Davids Söhne, an Hiskias Sohn Manasse, an die Söhne Josias.
Dennoch gibt es Hoffnung. Gott erweckt sich einen Mann namens Esra. Die Geschichte des Christentums beweist uns, dass eine Erweckung nicht in der Masse beginnt, sondern mit einem Einzelnen, manchmal mit einer einzigen Person. Es hat in der Geschichte nicht an Männern gefehlt, die andere belehren wollten, doch waren sie auch so treu wie Esra?
Bei der Errichtung beziehungsweise Vollendung des Tempels stand der prophetische Dienst im Vordergrund. Nun geht es darum, dass das Wort Gottes (das Gesetz Moses) auf das Gewissen angewendet wird. Gott bereitet sich dazu Esra in der Fremde zu (in Babylon). Gott knüpft an die Treue Esras an. Das tut Gott immer dort, wo Glaube und Ehrfurcht vor seinem Wort vorhanden sind. Esra ist ein demütiger und gehorsamer Mann Gottes. Deshalb konnte Gott ihn benutzten. Er hatte sein Herz darauf gerichtet, das Wort Gottes zu tun. Wir brauchen nicht besondere Kraft, sondern vor allem einfältigen Gehorsam (vgl. WK, S. 31–33).
Einteilung
Esras lückenloses Geschlechtsregister von Zadok bis Aaron (V. 1–5)
Zusammenfassung der Erlaubnis, nach Jerusalem zu ziehen – der Auftrag Esras (V. 6–10)
Der Ermächtigungsbrief des Königs (V. 11–26)
Das Lob Gottes (V. 27.28)
Vers 1
Und nach diesen Begebenheiten, unter der Regierung Artasastas, des Königs von Persien, zog Esra, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkijas: Nun folgt die zweite Phase der Rückkehr der Kinder Israel aus Babylon. Das war etwa 60 Jahre nach der Vollendung des Tempels und etwa 80 Jahre nach der ersten Rückkehr unter Serubbabel und Josua. Der Bau der Mauer, der in Nehemia beschrieben wird, fand ca. 13–14 Jahre später statt. Auch hier gilt, dass alle diese Dinge als Vorbilder für uns geschrieben sind (1Kor 10).
Regierung Artasastas: (464–423) vgl. Kapitel 4,7. Das 7. Jahr seiner Regierung war somit das Jahr 458 (V. 7). Die Zeitrechnung orientiert sich nach wie vor nach heidnischen Königen. Esra ist von der Bereitwilligkeit eines heidnischen Königs abhängig.
Esra: Dieser Name bedeutet „Hilfe“. Er ist ein Nachkomme Aarons (dem Hohepriester). In der heutigen Haushaltung ist jeder Gläubige ein Priester. Ein Schriftgelehrter wird man nur durch persönliches Erforschen des Wortes Gottes. Diese Kapitel beschreiben die persönliche Aufgabe des Esra.