Orpa – der Weg eines leeren Bekenners
„Da erhoben sie ihre Stimme und weinten wieder. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter; Ruth aber hing ihr an“ (1,14).
Trennung von einer falschen Position und Ausrichtung auf eine richtige beweisen nicht zwangsläufig die Aufrichtigkeit von allen, die so handeln. Von diesen drei Frauen ist Noomi eine abtrünnige Gläubige auf dem Weg der Wiederherstellung, Ruth eine Zeugin der souveränen Gnade Gottes, gekennzeichnet durch Glauben und hingebungsvolle Zuneigung, und Orpa eine gute, aber leere Bekennerin, die nie das verheißene Land erreichen wird.
Sowohl Ruth als auch Orpa machen ein Bekenntnis der Hingabe an Noomi. Beide bekennen, das Land ihrer Väter zu verlassen, und beide haben ihre Blicke auf das Land des Herrn gerichtet. Aber wie immer, wird das Bekenntnis einer Prüfung unterzogen. Noomi sagt: „Geht, kehrt um, eine jede zum Haus ihrer Mutter.“ Ihnen wird die Möglichkeit der Umkehr eingeräumt. Das wird ans Licht bringen, ob die Gedanken ihrer Herzen mit ihrem äußeren Bekenntnis übereinstimmen. Wenn sie an das Land dachten, von dem sie ausgegangen waren, hatten sie die Möglichkeit, umzukehren (Heb 11,15).
Sofort offenbart sich das Herz Orpas. Es hängt an dem Land ihrer Geburt. Ruth trachtete nach einem „besseren“ Land, wie wir noch sehen werden. Auch Orpa hatte ein schönes Bekenntnis, aber eben nur ein Bekenntnis. Ihre Gefühle waren tief bewegt, denn sie erhob ihre Stimme und weinte; ihre Zuneigungen waren angerührt, denn sie küsste ihre Schwiegermutter. Ihre Worte waren schön, denn sie sagte: „Doch, wir wollen mit dir zu deinem Volke zurückkehren!“ Es ist allerdings bezeichnend, dass Ruth Noomis Gott erwähnt, während Orpa nur von Noomi und ihrem Volk spricht. So kam es, dass sie trotz ihrer Worte, Tränen und Küsse Noomi und ihrem Gott und dem Land des Segens den Rücken zukehrte und „zu ihrem Volk und zu ihren Göttern“ und in das Land des Todesschattens zurückkehrte.