Die christliche Lehre, die zur Gottseligkeit führt (Verse 11–15)
„Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken. Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!“ (2,11–15)
In den abschließenden Versen des Kapitels haben wir eine beeindruckende Zusammenfassung der grundlegenden Lehre wahren Christentums, die zu einem Leben in Gottseligkeit führt. Die Welt kann bis zu einem gewissen Maß den rechten Lebenswandel, zu dem wir im ersten Teil des Kapitels ermahnt werden, erkennen und anerkennen. Aber sie kennt nichts von dem Wirken der Gnade in den Seelen der Gläubigen, von dem der Apostel in diesem abschließenden Teil des Kapitels spricht.
Von den Kanzeln hört man heute immer wieder Predigten über Moral und gerechten Lebenswandel. Aber das lässt die Gnade Gottes beiseite, die allein die wahre Quelle aller Gottseligkeit ist. Wie wichtig ist es daher, unsere Seelen in der Gnade Gottes zu befestigen. Ohne diese Grundlage wird praktische Moral keinen bleibenden Segen bewirken.
Die Gnade Gottes ist erschienen
Vers 11: Der Apostel stellt uns hier die „Gnade Gottes“ vor als die Grundlage für jeden christlichen Segen. Wir lernen, dass die Gnade Segen zu uns bringt: Sie lehrt uns, wie wir in der gegenwärtigen Welt leben sollen (Vers 12). Zugleich gibt sie uns einen Ausblick auf die gesegnete Hoffnung in der Zukunft (Vers 13).
Da wir erkannt haben, dass alle gesündigt haben und die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen, hätte es uns kaum überraschen können, wenn das Gericht Gottes erschienen wäre. Aber die erstaunliche Tatsache besteht darin, dass die erste Erscheinung des Herrn Jesus die Gnade Gottes in die Welt gebracht hat. Denn während das Gesetz durch Mose gegeben wurde, sind die Gnade und die Wahrheit durch Jesus Christus geworden (Joh 1,17).
An anderer Stelle lesen wir: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3,17). Darüber hinaus gilt, dass wenn die ganze Welt schuldig ist vor Gott, diese Gnade Gottes, die Errettung bringt, erschienen ist „für alle Menschen“.
Bereits zu Beginn des Neuen Testaments werden wir mit der gesegneten Tatsache bekannt gemacht, dass die Zeit gekommen war, dass Gott selbst durch die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus die Rettung der Menschen bewirkte. „Du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden“ (Mt 1,21). Damit diese Rettung für alle Menschen zugängig würde, gab sich Christus Jesus als Lösegeld für alle (1Tim 2,4-6).
Auch nach vollbrachtem Werk und seiner Himmelfahrt lautet die Botschaft: „Es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12). So sehen wir in Christus von seiner Geburt bis zu seiner Himmelfahrt die Gnade Gottes, die heilbringend für alle Menschen erschienen ist.