Behandelter Abschnitt 2Kor 3,17-18
Israels Sinn ist verhärtet worden und bleibt noch immer in diesem Zustand. Wenn sie das Gesetz lesen, können sie nicht den Einen sehen, auf den das Gesetz hinweist. Denn ihre Herzen verharren im Unglauben. Die Decke, die auf dem Gesicht Moses lag, ist nun auf den Herzen der Juden. Wenn Israel am Ende zum Herrn umkehren wird, wird die Decke weggetan werden. Letztlich ist das auch für uns wahr: Nur dann, wenn wir uns zu dem Herrn wenden, werden wir erleben, dass die Blindheit und Finsternis unserer Herzen weggetan wird.
Der Geist des neuen Bundes
„Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit. Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (Verse 17.18).
Nachdem der Apostel die Einschaltung der Verse 7 bis 16 zu Ende geführt hat, führt er das Thema von Vers 6 weiter. Dort hatte er von dem Geist des neuen Bundes gesprochen, der im Blick auf alle wirkt, während der Buchstabe sich nur auf den neuen Bund für Israel beschränkt.
Der Apostel knüpft an diesen Gedanken an und sagt nun: „Der Herr aber ist der Geist.“ Das Wort Geist bezieht sich hier wahrscheinlich nicht auf den Heiligen Geist, wie W. Kelly in seiner Auslegung über diesen Brief schreibt. Die Bedeutung scheint zu sein, dass der Herr der Geist oder das Wesen des alten Bundes ist. Alle seine Formen, Opfer und Feiern sind ein Hinweis auf Christus. Das Gesetz war ein Schatten der künftigen, besseren Dinge, aber Christus ist das Ebenbild, der eigentliche Körper (vgl. Heb 10,1; Kol 2,17). Der Unglaube will Christus nicht in der ganzen Schrift sehen, aber der Glaube versteht, dass in jedem Teil des Wortes auf den Herrn hingewiesen wird, ganz besonders in der Stiftshütte, in den Opfern und den verschiedenen Diensten.
Nachdem der Apostel von dem Herrn als Geist gesprochen hat, der die wahre innere Bedeutung dessen angibt, was im Alten Bund verkündigt worden war, spricht er jetzt von dem Geist des Herrn. Hier geht es zweifellos um den Heiligen Geist. Der Apostel sagt aus, dass „wo der Geist des Herrn ist, Freiheit ist“. Diejenigen, auf die Kapitel 2,17 hinweist, wollten die Heiligen dadurch in Knechtschaft führen, dass sie die Gläubigen mit sich selbst beschäftigten. Der Geist dagegen führt zur Freiheit, indem Er die Seele zu Christus in der Herrlichkeit lenkt. Solche Gläubigen haben keine Furcht, die Herrlichkeit des Herrn anzuschauen. Sie können diese Herrlichkeit in dem Angesicht Jesu ohne Decke anschauen, denn der Eine, in dessen Angesicht die Herrlichkeit scheint, hat alle Ansprüche der Herrlichkeit erfüllt.
Die verändernde Kraft der Herrlichkeit Christi
Zudem gibt es eine verändernde Kraft, wenn man den Herrn in der Herrlichkeit anschaut. Diese verändernde Kraft steht allen Gläubigen zur Verfügung – dem jüngsten wie dem ältesten Christen. „Wir alle“ – nicht nur „wir Apostel“ – „die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild“. Diese Veränderung wird nicht durch unsere eigenen Anstrengungen bewirkt, auch nicht indem wir kämpfen, wie der Herr zu werden. Dieser Wandel wird auch nicht dadurch erreicht, dass wir versuchen, einige hingebungsvolle Heilige zu imitieren. Es geschieht einfach dadurch, dass wir die Herrlichkeit des Herrn anschauen. Es gibt keine Decke auf seinem Gesicht. Wenn wir Ihn anschauen, wird nicht nur jede Decke der Finsternis von unseren Herzen weichen, sondern wir werden in moralischer Hinsicht Ihm immer ähnlicher, indem wir von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt werden.
In diesem Sinn schreibt der Heilige Geist Christus nicht nur auf unsere Herzen, so dass wir zu Briefen Christi werden, sondern insoweit wir unsere Herzen mit Christus in der Herrlichkeit beschäftigen, verändert Er uns in sein Bild und bewahrt diese Schrift klar und deutlich lesbar. So sind wir nicht nur Briefe Christi, sondern werden zu Briefen, die gekannt und gelesen werden von allen Menschen.
Der Heilige Geist beschäftigt uns nicht mit unserem Scheinen für Christus. Mose sah etwas von der Herrlichkeit Gottes und fing sofort an zu leuchten. Aber wir lesen: „Mose wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts strahlte“ (2Mo 34,29). Er war nicht mit seinem leuchtenden Gesicht beschäftigt, sondern mit der Herrlichkeit Gottes. Diese Herrlichkeit ist in Christus. Und nur, wenn wir mit Ihm beschäftigt sind, werden wir ein wenig seiner Herrlichkeit widerspiegeln.