Behandelter Abschnitt 1Kor 12,4-6
Der dritte Vers beschreibt nun nicht gerade einen Test, der uns befähigt, zwischen Gläubigen und Ungläubigen zu unterscheiden; er eröffnet uns eher eine Möglichkeit zur Unterscheidung, ob jemand im Geist Gottes redet oder in einem falschen Geist. In jenen Tagen, wo noch immer durch den Heiligen Geist Offenbarungen gegeben wurden und wo daher auch der Teufel suchte, Offenbarungen zu fälschen (vgl. 2Thes 2,2), war ein solcher Prüfstein von entscheidender Bedeutung. Und die Bedeutung dieses Prüfsteins hat auch nicht aufgehört, obwohl die Offenbarungen abgeschlossen sind; denn wir werden gewarnt, dass in späteren Zeiten etliche auf betrügerische Geister achten werden, und dass es darüber hinaus solche geben wird, die, obwohl sie dem Bekenntnis nach Diener Christi sein wollen, in Wirklichkeit doch Diener Satans sind. Solche können an ihrer Haltung gegenüber Christus erkannt werden. Jeder, der Christus herabwürdigt, ist nicht durch den Geist Gottes geleitet (siehe 1Tim 4,1 und 2Kor 11,13-15).
Verse 4–6
„Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, aber derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“
Nachdem der Apostel den Boden dafür bereitet hat, dass wir erkennen können, wenn jemand im Geist Gottes redet, geht er nun dazu über, uns über die göttliche Kraft und Autorität zur Ausübung der verschiedenen Gnadengaben zum Dienst zu unterweisen.
Jeder, der im Heiligen Geist redet, wird Christus erhöhen; aber der Geist mag durch verschiedene Gnadengaben reden. Trotzdem werden alle in der Kraft und Wirksamkeit desselben Geistes ausgeübt.
Darüber hinaus werden die verschiedenen Gnadengaben dazu benutzt, verschiedene Arten des Dienstes auszuführen; doch es ist derselbe Herr, Der in jedem Dienst leitet.
Schließlich wird die Ausübung der Gnadengaben in den verschiedenen Diensten auch verschiedene Wirkungen und Ergebnisse hervorbringen; doch es ist derselbe Gott, Der wirkt, um in den Seelen diese Ergebnisse hervorzubringen.
Wir lernen also sowohl, dass die Gnadengaben nur in der Kraft des Geistes und unter der Leitung des Herrn richtig ausgeübt werden können, als auch, dass jedes echte Werk in den Seelen das Ergebnis des Wirkens Gottes ist.
Diese drei Verse genügen also, wenn sie richtig verstanden werden, um drei schwerwiegende Missstände in der Christenheit zu tadeln und gleichzeitig auch zu korrigieren. Erstens wird in der religiösen Welt ganz allgemein die Auffassung vertreten, für die Ausübung von Gnadengaben seien natürliche Fähigkeiten, menschliche Weisheit und die Ausbildung an theologischen Hochschulen unabdingbare Voraussetzungen.
Der Apostel belehrt uns hier, dass wir für die Ausübung von Gnadengaben in der Versammlung Gottes etwas nötig haben, was uns keine Schule der Menschen vermitteln kann und was menschliche Fertigkeiten nicht zu erlangen vermögen. Wir bedürfen der Gegenwart und Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Wenn Er wirken kann, dann kann Er (und Er tut es dann auch) ‘ungelehrte und ungebildete‘ (Apg 4,13) Fischer wie Petrus und Johannes gebrauchen, um die hohe Stellung von Aposteln einzunehmen und dadurch die Welt auf den Kopf zu stellen – und Er kann auch einen außerordentlich gebildeten Mann wie den Apostel Paulus benutzen. Der Stolz und die Einbildung des Menschen wird dadurch beiseite gesetzt und alles wird von der Gegenwart und Wirksamkeit des Heiligen Geistes abhängig gemacht.
Zweitens wird in der Christenheit behauptet, dass jemand, bevor er seine Gnadengabe auch ausüben kann, von Menschen ordiniert und durch menschliche Autorität zum Dienst ausgesandt werden muss. Der Apostel besteht darauf, dass wahrer Dienst nur die Autorität des Herrn erfordert.
Drittens verlassen sich die Menschen hinsichtlich des Werkes in den Seelen zum größten Teil auf solche Dinge wie Redegewandtheit, bewegende Anreize, Musik, Gesang und andere Methoden, die sich an die Sinne richten. Der Apostel sagt uns, dass es Gott ist, „der alles in allen wirkt“. Gott ist es, Der alles wirkt, was göttlich ist, in jedem, in welchem ein Werk geschieht. Der Apostel hatte diese Gläubigen ja schon daran erinnert: „Meine Rede und meine Predigt war nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht beruhe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft“ (Kap 2,4+5).