Behandelter Abschnitt 1Kor 11,33-34
Im Verlauf dieses Briefes ist eine ernste Entwicklung in den Warnungen des Apostels festzustellen. In Kapitel 8 werden wir davor gewarnt, die Gewissen unserer Geschwister zu verletzen und dadurch gegen Christus zu sündigen (Vers 12). In Kapitel 9 werden wir gewarnt, damit wir unseren Leib unter Kontrolle halten, um nicht, nachdem wir anderen gepredigt haben, selbst verwerflich zu werden (Vers 27).
In Kapitel 10 geht die Warnung dahin, dass wir Acht geben sollen, den Herrn nicht zur Eifersucht zu reizen (Vers 22). Es ist eine ernste Sache, die Gewissen der Geschwister nicht zu beachten; es ist eine verhängnisvolle Sache, den Herrn zur Eifersucht zu reizen. Davon gab es aber einige in Korinth, denn wir lesen in Kapitel 11, dass der Herr, da Er zur Eifersucht gereizt worden war, für Seine eigene Herrlichkeit und Heiligkeit handelte – mit dem Ergebnis, dass viele durch den Tod hinweg genommen wurden.
Verse 33+34
„Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander. Wenn jemand hungrig ist, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das übrige aber will ich anordnen, sobald ich komme.“
Wenn in der heutigen Christenheit vieles von diesen groben und schlimmen Verfehlungen nicht vorkommt, so ist die ernste Erwägung dabei, dass das nicht daran liegt, dass da der Ordnung und den Gedanken Gottes nachgekommen würde, sondern weil die Christenheit die wahre Bedeutung des Mahles des Herrn vollständig verdreht und eine Ordnung nach menschlichen Gedanken aufgerichtet hat.
In Korinth gab es schändliche Missbräuche in der praktischen Teilnahme an dem Mahl des Herrn; dennoch hatten die Korinther die wahre Bedeutung davon nicht verloren und auch sein Wesen nicht verändert. Die Christenheit hat in der Tat manche dieser schlimmen Zustände abgelegt; doch sie hat die wahre Bedeutung von dem verloren, was durch diese Missbräuche verletzt worden ist. So schlimm dieses Böse in Korinth auch immer gewesen ist – das Böse der Christenheit ist noch weit schlimmer! Sie hat das Gedächtnismahl zu einem Gnadenmittel gemacht. An dieser Feier, von welcher der Herr gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, wird in der Christenheit in der Hoffnung teilgenommen, bestimmte Segnungen für sich selbst zu empfangen.
Dieses Mahl des Herrn, das zur Befriedigung Seines Herzens ist, ist zu einer Gelegenheit gemacht worden, bei der man nach Gnade Gottes für die eigene Seele trachtet. Ja, noch schlimmer, das Gedächtnismahl für die Heiligen ist verkehrt worden in ein Sakrament zur Rettung von Sündern.
Außerdem hat die Christenheit, während sie sich bemüht hat, zu verhindern, dass auf unwürdige Weise an dem Mahl des Herrn teilgenommen wird, unwürdige Personen dazu zugelassen. Die großen Landeskirchen können unbekehrte Gemeindemitglieder von dem Abendmahl nicht ausschließen. Der Welt steht es offen, mit den wahren Gläubigen daran teilzunehmen. Weiterhin hat die Christenheit nicht nur Wesen und Bedeutung des Abendmahles vollständig verdreht, sondern sie hat auch ihre eigene Ordnung für das Einhalten der Feier des Abendmahles eingeführt.
Im Allgemeinen kann niemand außer einem von Menschen bestellten Beauftragten das Abendmahl verabreichen. Es ist auffallend, dass in diesem Brief, der mehr als alle anderen Briefe von der Ordnung Gottes für Seine Versammlung spricht, Diener, Älteste oder Aufseher überhaupt nicht erwähnt werden. Gerade in diesem Kapitel, das sich mit den groben Unregelmäßigkeiten beschäftigt, gibt es keine Andeutung davon, dass diese Dinge durch die Ernennung eines Beauftragten, der dann das Abendmahl zu verabreichen hätte, geregelt werden sollen. Im Gegenteil, das wahre Wesen des Mahles des Herrn wird vorgestellt und mit Nachdruck auf einem richtigen Zustand der Seele beharrt; doch in dem Austeilen desselben wird alles der freien und uneingeschränkten Leitung des Heiligen Geistes überlassen. – Das folgende Kapitel belehrt uns nun bezüglich dieser Wirkungen des Geistes in der Versammlung.