Behandelter Abschnitt 1Kor 8,7-13
Die Frage des Essens von Götzenopfern führt den Apostel nun weiter dazu, einen kurzen aber bedeutungsvollen Vergleich zwischen den Götzen und dem einen wahren Gott zu ziehen. Zuerst sagt er, dass wir Christen wissen, dass ein Götzenbild nichts ist, und dass kein anderer Gott ist als nur einer. Für den gefallenen Menschen gibt es viele Götter und viele Herren im Himmel und auf Erden; für uns Gläubige aber gibt es nur einen Gott, den Vater, und einen Herrn, Jesus Christus! Es geht hier nicht darum, uns die Gottheit Christi vorzustellen, sondern es soll uns gezeigt werden, auf welche Weise es Gott gefallen hat, Sich zu offenbaren, und wie die Personen der Gottheit in den Wegen der Gnade den Menschen gegenüber aufgetreten sind. Der Vater bleibt in der Gottheit, und Gott ist der Ursprung aller Dinge, und alles ist für Ihn. Der Sohn, obwohl Er nie aufgehört hat, Gott zu sein, ist Fleisch geworden und hat in Seiner Menschheit den Platz als Herr eingenommen. Der Eine also, den wir als Jesus Christus kennen, ist der eine Herr, dem wir alle Treue und Unterwürfigkeit schuldig sind. Er ist beides: sowohl der Schöpfer aller Dinge, als auch der, durch den wir erlöst worden sind.
Verse 7–13
„Aber nicht in allen ist die Erkenntnis, sondern einige essen, infolge des Gewissens, das sie bis jetzt vom Götzenbild haben, als von einem Götzenopfer, und ihr Gewissen, da es schwach ist, wird befleckt. Speise aber macht uns vor Gott nicht angenehm; weder haben wir, wenn wir nicht essen, einen Nachteil, noch haben wir, wenn wir essen, einen Vorteil. Gebt aber Acht, dass nicht etwa dieses euer Recht den Schwachen zum Anstoß wird. Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, in einem Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, bestärkt werden, die Götzenopfer zu essen? Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um, der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist. Wenn ihr aber so gegen die Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus. Darum, wenn eine Speise meinem Bruder Anstoß gibt, so will ich für immer kein Fleisch essen, um meinem Bruder keinen Anstoß zu geben“.
Nachdem der Apostel von dem Unterschied zwischen Liebe und Erkenntnis gesprochen und uns den wahren Gott vorgestellt hat, zeigt er nun, dass es sogar unter wahren Christen solche gab, die diese volle Erkenntnis nicht besaßen. Deshalb waren diese dann auch nicht in der Lage, sich mit ihrer stückweisen Erkenntnis über die tief verwurzelten Vorurteile ihrer heidnischen Denkrichtung bezüglich der Götzenbilder zu erheben. Offensichtlich war es ihnen noch nicht völlig klar geworden, dass Götzenbilder Nichtigkeiten sind, und dass sich Götzenopfer von anderen Speisen nicht unterscheiden. Bei einem solchen Schwachen würde das Essen von Götzenopfern zu einem befleckten Gewissen führen. Außerdem würde es für ihn zu einem Fallstrick sein, seinen Bruder Götzenopfer essen zu sehen. Es könnte ihn ja dazu ermutigen, etwas zu tun, das sein Gewissen beflecken würde; und dies würde dazu führen, dass er im Glauben Schiffbruch erleidet und auf einen Weg gelangt, der zu seinem Untergang führt.
Hier wird nicht die Frage aufgeworfen, ob ein Gläubiger etwa wieder verloren gehen könne, denn der Herr hat selbst gesagt: „. . . und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28). In der einen Stelle (Joh 10) wird der Gläubige aus der Sicht des Herrn gesehen, in der anderen Stelle (1Kor 8) aus der Sicht des Menschen. Wir mögen in unserer Verantwortlichkeit versagen und etwas tun, was unserem Bruder – soweit es unsere Seite betrifft – ein Anlass zu seinem Umkommen wird. Indem wir so etwas tun, sündigen wir nicht nur gegen unseren Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist, sondern wir sündigen auch gegen Christus Selbst. Der Apostel schließt deshalb mit dem Gedanken, dass die Liebe zu meinem Bruder mich anleiten soll, kein Fleisch zu essen, wenn ihm dies ein Anstoß wäre.