Das Fleischliche dieser Gläubigen war nicht nur darin zu sehen, dass sie sich bestimmten bevorzugten Lehrern zuordneten und dadurch Spaltungen hervorriefen, sondern es zeigte sich darüber hinaus auch in äußerster moralischer Nachlässigkeit. Sie waren umgeben von der Unreinigkeit des Heidentums, aus dem sie gerade erst herausgegangen waren, und sie waren daran gewöhnt, leichtfertig selbst von groben Sünden zu denken. Und doch war in ihrer Mitte ein Fall von solch ungeheuerlicher Art vorgekommen, dass sich dessen sogar die Heiden geschämt hätten.
Vers 2
„Und ihr seid aufgebläht und habt nicht vielmehr Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte weggetan würde“.
Außerdem war nicht nur diese grobe Sünde in ihrer Mitte geschehen, sondern sie übten sogar Toleranz demjenigen gegenüber, der das Böse verübt hatte. Sie waren tatsächlich aufgeblasen, anstatt darüber Leid zu tragen. Wohl ist es wahr, dass sie noch keine apostolische Weisung empfangen hatten, wie mit diesem Fall umzugehen sei; doch hätte wenigstens ihr geistliches Empfinden sie zur Demütigung wegen der Sünde dieser verderbten Person führen müssen – und auch zu dem Wunsch seiner Wiederherstellung. Wir lernen also, dass es auch neben klaren und deutlichen Unterweisungen, die ganz bestimmte Verantwortlichkeiten betreffen, moralische Empfindsamkeiten der neuen Natur gibt, die uns dahin führen sollen, eine bestimmte Haltung einzunehmen.