Behandelter Abschnitt 1Kor 1,13-16
Dieser Missstand hier ist das Gegenteil von dem, wovon der Apostel in Apg 20,30 spricht. Dort warnt er die Ältesten von Ephesus, dass Schwierigkeiten durch die Führer aufkommen würden; hier stellt er fest, dass diese Übungen durch die Jünger aufgekommen waren. Dort spricht er von Dingen, die sich nach seinem Tode ereignen würden; hier sind es Ereignisse, die sich noch zu seinen Lebzeiten ereigneten. Der eine Missstand führte geradewegs zu dem nächsten Übel. Erst bilden die Christen Parteiungen um menschliche Führer, und dies endet darin, dass Führer verkehrte Dinge reden.
Dieses traurige Prinzip, das sich schon in Korinth zeigte, ist mit den gleichen verheerenden Folgen die ganze Geschichte der christlichen Kirche hindurch wirksam gewesen. Gläubige haben sich um beliebte und bevorzugte Lehrer geschart; und diese Führer, die es zugelassen haben, in eine solch falsche Position gesetzt zu werden, haben schließlich verkehrte Dinge gelehrt und Trennungen und Spaltungen unter dem Volk Gottes bewirkt, indem sie die Jünger hinter sich selbst her abgezogen haben.
Verse 13–16
„Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe, außer Krispus und Gajus, damit nicht jemand sage, dass ihr auf meinen Namen getauft worden seiet. Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe.“
Durch die Frage: „Ist der Christus zerteilt“? verurteilt der Apostel diese Sektiererei. Wir sind in eine Gemeinschaft berufen worden, von welcher Christus das Band ist. Leider sind wir dazu in der Lage, andere Gemeinschaften mit einem anderen Band zu bilden, aber wir können den Christus nicht zerteilen.
Dann verurteilt er den Klerikalismus der Korinther durch die Frage: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt“? Paulus wies es weit von sich, in eine verkehrte Stellung als Mittelpunkt des Zusammenkommens des Volkes Gottes erhoben zu werden. Der einzig wahre Mittelpunkt des Volkes Gottes ist der Eine, der Seinen Besitzanspruch an sie dadurch unter Beweis gestellt hat, dass Er sich für sie kreuzigen ließ. Wie sehr Paulus auch das Volk Gottes lieben mochte, so war er doch nicht für sie gekreuzigt worden. Er wollte sich nicht die Stellung als Gegenstand der Zuneigungen des Volkes Gottes widerrechtlich aneignen – diese Zuneigungen gehören allein dem Gekreuzigten. Nach dem, was Paulus selbst gesagt hat, war es sein einziges Begehren – wie es das eines jeden wahren Dieners sein sollte –, sie einem Manne zu verloben, um sie als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen (2Kor 11,2).
Der Apostel hatte sich auch nicht dadurch zu einem Mittelpunkt des Zusammenkommens gemacht, indem er auf seinen Namen getauft hätte. Tatsächlich hatte er nur Krispus und Gajus und auch das Haus des Stephanas getauft. Was die übrigen dieser Heiligen in Korinth betraf, so hatte er es unterlassen, sie zu taufen, damit nicht jemand sagen könnte, er würde auf seinen eigenen Namen taufen und so versuchen, eine Gruppe um sich selbst zu sammeln. Dadurch, dass die Korinther die von ihnen bevorzugten Lehrer so erhöhten und ihnen anhingen, wollten sie deren Person hervorheben oder auszeichnen und rühmten sich so eher der Menschen als des Herrn, und eher der Gaben als des Gebers.
Um diesem bösen Zustand zu begegnen, betont der Apostel nachdrücklich zwei große Wahrheiten: zuerst das Kreuz Christi - das ist der große Gegenstand des restlichen Teiles dieses ersten Kapitels; und als zweites die Gegenwart und wirksame Kraft des Heiligen Geistes – das ist das große Thema des zweiten Kapitels.
Hinsichtlich ihres Zustandes wird er im einzelnen noch viel zu korrigieren haben, doch bevor er damit beginnt, ist er bemüht, sie in den großen Wahrheiten zu befestigen, durch die das Fleisch völlig ausgeschlossen wird. Die Wurzel aller Unordnung in der Versammlung liegt nämlich darin, dass dem Fleisch Zugeständnisse gemacht werden. Das Kreuz beschäftigt sich mit dem Fleisch im Gericht vor Gott. Die Gegenwart des Heiligen Geistes duldet das Fleisch in der Versammlung Gottes auf Erden nicht.
Es ist eine ernste Erwägung für uns alle, dass wir praktischerweise jedes Mal das Werk vom Kreuz leugnen und die Gegenwart des Heiligen Geistes nicht beachten, wenn wir dem Fleisch gestatten, sich in der Versammlung Gottes zeigen zu können!