Behandelter Abschnitt Röm 6,6-7
Mit Christus gestorben (6,6–10)
„. . . da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (6,6).
Der Apostel hat die christliche Taufe als eine Illustration der Wahrheit angeführt, dass wir mit Christus gestorben sind. Nun kommt er zur großen grundlegenden Tatsache, von der die Taufe nur ein Symbol ist. Er sagt: „Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden.“ Das ist eine Tatsache, die der Glaube aufgrund der Autorität des Wortes Gottes so annimmt. Daher kann der Apostel davon sprechen, dass wir dieses „wissen“. Es ist also eine Tatsache, die der Gläubige durch den Glauben weiß.
Der alte Mensch
Der normale Gebrauch von Worten mag uns dabei helfen, was mit dem Ausdruck „unser alter Mensch“ gemeint ist. Wir sprechen vom „weißen Menschen“ und „schwarzen Menschen“. Wenn wir solche Ausdrücke verwenden, beziehen wir uns nicht auf irgendeinen ganz speziellen Menschen. Wir beziehen uns auf eine Rasse von Menschen mit bestimmten, charakteristischen Merkmalen. Da wir sehen, dass alle, die zu dieser Rasse gehören, bestimmte gleichartige Merkmale tragen, kann die Rasse durch einen individuellen Ausdruck beschrieben werden. So bezieht sich der Ausdruck „alter Mensch“ nicht auf einen einzelnen Menschen, sondern beschreibt eine Ordnung von Menschen mit bestimmten Merkmalen. Diese Ordnung von Mensch ist, wie wir wissen, die Rasse des gefallenen Adam. Das herausragende Merkmal dieser Rasse ist der Eigenwille. „Unser alter Mensch“ ist dann ein Ausdruck, der alles das beschreibt, was wir moralisch als gefallene Menschen waren, die ein Leben des Eigenwillens geführt haben. Wenn wir also von „unserem alten Menschen“ sprechen, erkennen wir an, dass der alte Mensch „unser“ früheres Ich bzw. Leben war.
Dieser Mensch, der ein Leben des Eigenwillens führt und sich nicht um Gott kümmert, kann Gott nicht gefallen. Um uns vom hoffnungslosen Charakter dieses Menschen zu überzeugen, hat Gott den „alten Menschen“ vollständig geprüft und jedem möglichen Test ausgesetzt. Er ist ohne Gesetz, unter Gesetz, unter Zuhilfenahme der Priesterschaft, unter der Königsherrschaft und schließlich in der Gegenwart Christi in Gnade geprüft worden. Bei jedem Test hat der Mensch versagt und bewiesen, dass der alte Mensch vollkommen böse ist. Zudem hat sich gezeigt, dass alle Hoffnung auf Verbesserung oder Reformierung des „alten Menschen“ nutzlos ist. Gott hat nur einen Weg, um mit einem Menschen zu handeln, der bewiesen hat, dass er unverbesserlich schlecht ist: Das ist das Ende des Lebens des Menschen, indem das Urteil des Todes an ihm vollzogen wird. Sünden können vergeben werden. Aber für eine böse Natur kann es keine Vergebung geben. Sie kann nur verurteilt und beseitigt werden.
Von dem Augenblick an, als Sünde in die Welt gekommen ist, hat Gott das Urteil des Todes über den Menschen, der unter Sünde war, ausgesprochen. Für den Gläubigen ist dieses Gericht am Kreuz ausgeführt worden. So können wir sagen: „Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden“ mit Christus. Am Kreuz hat Gott mit dem alten Menschen entsprechend dessen Verdiensten gehandelt, und auch in Übereinstimmung mit Gottes eigenen, gerechten Ansprüchen. Am Kreuz stand Christus stellvertretend für „unseren alten Menschen“ vor Gott, so dass wir, als Er gekreuzigt worden ist, mit Ihm gekreuzigt worden sind. Christus hat nicht nur unsere Sünden getragen, sondern Er wurde zur Sünde selbst gemacht. Er wurde zu dem gemacht, was wir sind. So kam unser alter Mensch vor Gott, und in Gottes Augen wurde er in dem Gericht des Todes beseitigt. Daraus wird klar, dass es in diesem Teil des Briefes nicht mehr um die Frage des Todes Christi für uns, sondern um unseren Tod mit Christus geht.
Nicht mehr der Sünde dienen
Darüber hinaus erfüllt unser Sterben mit Christus nicht nur die heiligen Anforderungen Gottes, sondern dieser hat zudem unseren praktischen Lebenswandel im Blick. Wir sind mit Christus gestorben, „damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“. Hier bezieht sich der Ausdruck „Leib der Sünde“ auf die Sünde insgesamt, im Gegensatz zu irgendeiner besonderen Äußerung der Sünde. Wir neigen dazu, an Sünde in Verbindung mit einem konkreten Versagen zu denken, für das wir besonders verantwortlich sind und im Blick worauf in unserem Fall die Herrschaft der Sünde besonders spürbar ist.
Wahrscheinlich wären wir sehr zufrieden, wenn wir von der Herrschaft der Sünde in dieser speziellen Form befreit wären. Gott wollte uns dagegen von der Herrschaft der Sünde insgesamt befreien, nicht nur teilweise. Diese Freiheit konnte nur dadurch bewirkt werden, dass unser alter Mensch, der unter der Macht der Sünde stand, mit Christus gekreuzigt wurde. Sünde gibt es tatsächlich immer noch. Aber sie kann keine Macht mehr über eine Leiche haben. Denn der Tod macht die Macht der Sünde zunichte. Das praktische Ziel besteht darin, dass wir als solche, die der Sünde gestorben sind, ihr dann auch nicht mehr dienen.