Vers 6: „Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch mit Ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündige Leib aufhöre, das wir hinfort der Sünde nicht dienen.“ Das Wort „alter Mensch“ kommt dreimal im neunen Testament vor - im Römer-, Epheser- und Kolosserbrief - aber immer als etwas, was der Vergangenheit angehört. Wenn sich im Sprachgebrauch der Gemeinde Jesu Christi in Gewissen Kreisen die Redeweise festgesetzt hat: „Das ist mein alter Mensch,“ als ob wir zwei Menschen in uns hätten, so ist das Aberglaube und schriftwidrig. Wir haben gegen das Fleisch zu stehen und können ins Fleisch zurückfallen, aber damit werden wir nicht wieder „der alte Mensch“. Wir bleiben neue Menschen und sind darum verantwortlich der Sünde gegenüber, gegen die wir in der alten Welt gekämpft haben und wo wir uns immer sagen mussten: „Ich möchte wohl, aber ich kann nicht.“ Das ist der alte noch nicht wiedergeborene Mensch, der keine endgültigen Siege über das Fleisch, über seine Natur davon trägt. Unser alter Mensch ist der ganze Mensch, wie er vor der Bekehrung war.
Die Sünde konnte dazumal nicht von uns losgelöst werden, sie ist mit dem natürlichen Menschen verknüpft und kann nur durch den Tod gelöst werden. Unsere Bekehrung ist ein Eintreten in den Tod Christi ein mit Christo Gekreuzigt werden. In der Kreuzigung wird der Leib abgetan und kommt dann ins Grab. Ich bleibe ein neuer Mensch, auch wenn mir irgend etwas begegnet ist in Gedanken, innerer Regung, Wort oder Werk, was nicht aus dem Geiste ist. Ich sinke damit ins Fleisch zurück, werde aber nicht wieder der alte Mensch. Eben weil ich nicht wieder der alte Mensch werden kann, bin ich verantwortlich und fähig, eine neue Stellung einzunehmen.
Das kann ein wohl erweckter aber noch nicht wiedergeborener Mensch nicht. Erst wenn wir die Neugeburt durchgemacht haben, besitzen wir Macht in der Gnade Jesu Christi über die Sünde zu siegen. Wir wurden in der Bekehrung mitgekreuzigt, auf das der Leib der Sünde abgetan sei, auf das wir keinen Sündenleib mehr haben und auf das dieser Leib, der in seinen Trieben und Lüsten Sitz der Sünde geworden war, ein Gefäss des heiligen Geistes werde, zurückgekehrt in Gottes Hand, auf das der ganze Organismus, der Leib der Sünde, aufhöre ein Sündenleib zu sein und wir nun mit einem Leibe, der die Wohnung des heiligen Geistes ist, Gott dienen können in Gerechtigkeit und Wahrheit, wie wir vorher der Sünde gedient haben.
Welche Herrlichkeit, wenn einem einmal darüber Licht geworden ist: „Ich muss nicht mehr sündigen, ich habe einen Bergungsort gegen alles.“ und wenn sich gewisse Dinge besonders tief eingefressen haben, vielleicht schon von Kindheit auf, so geht die Gnade doch noch weiter als die Sünde. Die Gnade kann auch einen von Sünden zerfressenen, zugrunde gerichteten Leib wieder herstellen zu einem Tempel des heiligen Geistes und eine neue Schöpfung aus ihm machen. Wir sind Mitgekreuzigte, durch Tod, Grab und Auferstehung Gefangene, die nun einer neuen Welt angehören und an welche die alte Welt der Sünde keine Ansprüche mehr geltend zu machen hat. Der Fluchzusammenhang mit der Sünde ist gelöst.
Wir können aus dem Kerker heraus - er ist weit offen. Das müssen wir aber wissen und der Teufel macht energischen Widerstand, wenn ein Menschenkind aufwacht für die Stellung, die ihm als einen mit Christo Gekreuzigten, Gestorbenen, Begrabenen und Auferstandenen gegeben ist, damit er noch eine Handhabe, noch Macht und Recht an ihm behalte. Manchmal müssen wir uns erst an die Freiheit und an die Herrlichkeit der Erlösung gewöhnen und müssen zuerst aufwachen für das wunderbar grosse, das uns geworden ist mit unserer Berufung, Erwählung und Wiedergeburt. Dann dürfen wir auch nicht zurückkehren in die alte Welt. Dieselbe soll abgetan sein.
Wir wollen also festhalten: der alte Mensch ist nicht etwas in uns; er ist etwas anderes als das Fleisch. So können wir z.B nicht sagen, wenn uns etwa ein zorniges Wort oder dergleichen entfährt: „das ist mein alter Mensch,“ als ob wir zugleich alte und neue Menschen sein könnten. Wir haben Fleisch, aber das Fleisch kann nicht zu Worte kommen, wenn wir im Geiste wandeln, im Geiste dienen und im Geiste gehorchen. Das Fleisch kann nur aufwachen, wenn wir abweichen, wenn wir zurückfallen in die Gedanken- oder Phantasiewelt, wenn wir auf irgend einem Gebiete in das alte Wesen, unter dem Einfluss unter unserer alten Natur zurücksinken.
Das ist dann aber nicht der alte sondern der neue Mensch der sündigt, der aber nicht mehr zu sündigen brauchte, weil das was wir früher waren, abgetan ist, und wir der Sünde keinen Tribut mehr zu zahlen haben. Unser Leib war ein Sündenleib geworden und damit, das wir unsere Glieder dem Herrn zur Verfügung gestellt haben, sind sie Christi Glieder geworden mit denen er spontan machen kann, was er will. Da dienen wir nicht mehr der Sünde, sondern dienen dem Herrn im neuen Wesen des Geistes.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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