Behandelter Abschnitt Röm 1,21-23
Das Licht der Erkenntnis Gottes (1,21–23)
„. . . weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Toren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren“ (1,21–23).
Neben dem Zeugnis der Schöpfung besaß der Mensch von Anfang an auch eine gewisse Erkenntnis von Gott. Darüber spricht der Apostel, wenn er sagt, dass die Heiden Gott kannten. Bereits die Welt vor der Flut hatte Kenntnis von Gott. Denn gegenüber dieser Welt weissagte Henoch, und Noah predigte ihr. So waren auch diese Menschen nicht ohne ein Zeugnis von Gott.
Wenn der Apostel dann jedoch von Götzendienst spricht, bezieht er sich wohl hauptsächlich auf die gegenwärtige Welt, die aus Noah und seiner Familie hervorgegangen ist. Die erste Handlung dieser gegenwärtigen Welt war der Bau eines Altars für den Herrn. Das zeigt uns, dass die gegenwärtige Welt zumindest mit einer gewissen Kenntnis Gottes begann. Diese Menschen hatten gerade durch das ernste Gericht der Flut lernen müssen, dass Gott gegenüber den Wegen der Menschen nicht gleichgültig war. Er würde gegenüber der Gewalttat und Verdorbenheit der Menschen nicht unbegrenzt zusehen. Daher wussten diese Menschen, dass sie es mit einem Gott zu tun hatten, gegenüber dem der Mensch verantwortlich war.
Ohne Gott auskommen wollen
Diese Kenntnis Gottes hätte den Menschen dazu bringen sollen, Gott im Blick auf dessen Macht und Weisheit in der Schöpfung zu verherrlichen. Er hätte Gott für seine reichhaltige und segensreiche Versorgung danken sollen. Früher oder später jedoch fürchtete und hasste der gefallene Mensch Gott. Die Menschen mögen tatsächlich gezwungen sein zuzugeben, auch wenn sie an die Evolution glauben, dass es eine „erste Ursache“ für alles Sein gibt. Denn letztendlich ahnen sie, dass auch die besten Theorien den wirklichen Anfang der Schöpfung nicht werden erklären können. In ihrem Wahn jedoch, unbedingt ohne Gott auskommen zu wollen, haben die Menschen alles daran gesetzt, wie jemand einmal gesagt hat, Gott hinter seinen Werken zu verbergen, Ihn abzuschieben, anstatt Gott in seinen Werken zu erkennen.
Weil die Menschen Gott nicht im Blick auf seine Werke verherrlichten und Ihm auch nicht für seine wiederkehrenden Beweise der Barmherzigkeit dankten, verloren sie dann die Kenntnis Gottes, die sie ursprünglich besaßen. Nachdem sie auch das Zeugnis der Schöpfung zurückgewiesen hatten, stützten sie sich auf ihre eigenen Überlegungen. Auf diese Weise wurden ihre dummen Herzen weiter verdunkelt: Sie verloren dadurch sogar jede Kenntnis Gottes. Moralische Finsternis ist in der Schrift nichts anderes als Unwissenheit über Gott, während Licht die Kenntnis Gottes bedeutet. Je törichter die Menschen wurden, desto mehr meinten sie, weise zu sein. Und je mehr sie vorgaben, weise zu sein, desto größere Narren wurden sie.
Dabei übersahen sie, dass der Mensch jemanden braucht, auf den er sich stützen kann. Er sucht jemanden, zu dem er aufsehen kann in seinem Elend und in seiner Schwachheit. Der Mensch verwarf jedoch nicht einfach den wahren Gott und wurde zu einem Toren, sondern errichtete sich falsche Götter, die zu den eigenen Vorstellungen passten, anstatt sich auf Gott zu stützen. Da sich aber der Geschmack eines Menschen von dem eines anderen unterscheidet, musste man eine ganze Anzahl von Göttern schaffen, die den unterschiedlichen Ideen Genüge taten.
Zuerst verwandelten diese Menschen Gott in das Bildnis eines verweslichen Menschen. Dann sanken sie noch tiefer in ihren Vorstellung von Gott und machten Gott zu einem Bild von Vögeln und vierfüßigen Tieren, bis sie schließlich auf dem Tiefpunkt ihrer Entartung Gott zu einem Bildnis kriechender Tiere machten – zum Beispiel von Schlangen. Die Anbetung von Schlangen bewies, wie vollständig der Mensch von Gott gefallen war, um sich dem Teufel zuzuwenden und ihm zu dienen.