Behandelter Abschnitt Joh 16,5-7
Die Notwendigkeit für den Weggang des Herrn (Joh 16,5-7)
Joh 16,5-7: 5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du? 6 Doch weil ich dies zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. 7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.
Wenn die Jünger in die Gedanken des Herrn unterwiesen werden sollten, war es notwendig, dass Er zuvor wegging und der Sachwalter kam. Der Herr anerkannte ihre Zuneigung zu Ihm und empfand zartes Mitgefühl für sie wegen der Traurigkeit, die ihre Herzen erfüllte, wenn sie an die Trennung von Ihm dachten. Da Er jedoch wusste, welch unermesslichen Nutzen sie von dem Kommen des Geistes haben würden, kann Er sagen: „Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen.“ Wir mögen nur zögernd erfassen, welch unendlicher Segen für uns und welche Verherrlichung für Christus aus der Gegenwart des Geistes strömt; es sollte aber unsere Wertschätzung für die Gabe des Geistes vergrößern, wenn wir sehen, welch einen hohen Wert der Herr der Gabe des Geistes beimaß. Die Gesellschaft des Herrn auf seinem Erdenweg muss wirklich gesegnet gewesen sein; es war gesegnet, seine Werke der Macht zu sehen und seine Worte der Liebe zu hören, seine Vortrefflichkeiten anzuschauen und seine Fürsorge zu erfahren. Dennoch würde sein Weggang ein größerer Gewinn sein: Denn durch das Kommen des Geistes können Gläubige in eine tiefere Vertrautheit mit Christus geführt werden, in eine größere Wertschätzung seiner Vortrefflichkeiten, und vor allem können sie zur Erkenntnis Christi in seiner Erhöhung als Mensch in der Herrlichkeit gelangen.
Christus in der Herrlichkeit durch den Geist zu erkennen, muss weitaus gesegneter sein, als Ihn hier auf Erden im Fleisch gekannt zu haben. Es beinhaltet eine Vereinigung mit Christus in der Auferstehung, die jedoch unmöglich war, während Er auf der Erde lebte. Vereinigung mit einem Menschen im Himmel ist weitaus gesegneter als Gemeinschaft mit einem Menschen auf der Erde. Doch die Beschäftigung mit dem unmittelbaren Kummer darüber, den Herrn zu verlieren, machte die Jünger blind für den Segen, den Gott in Verbindung mit ihrem Kummer für sie bereithielt.
Wir können daraus einen Grundsatz mit einer weiten Anwendung ableiten: Wenn wir mit den gegenwärtigen Lebensumständen beschäftigt sind, verdeckt uns das Gottes Absicht über einen zukünftigen Segen, der aus den sorgenvollen Umständen hervorgehen soll. Die Beschäftigung der Jünger mit ihrem unmittelbaren Kummer verbarg ihren Augen die große
Tatsache, dass der Herr durch seinen Weggang ihnen den Weg öffnen wollte zur Entfaltung all der gewaltigen Ratschlüsse Gottes zur Verherrlichung Christi und zum Segen seines Volkes. So geht es oft uns selbst. Wenn wir ganz eingenommen sind durch irgendwelche gegenwärtigen schmerzlichen Umstände, übersehen wir den Segen und die Auferbauung der Seele, in die Gott uns gerade durch diese Lebensumstände führen möchte. Wir vergessen das Wort, das uns sagt: „In Bedrängnis hast du mir Raum gemacht“ (Ps 4,1).