Behandelter Abschnitt Joh 11,6-7
Joh 11,6.7: 6 Als er nun hörte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war. 7 Danach spricht er dann zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen!
Liebe freut sich, wenn man sich auf sie stützt, und wird die vertrauensvolle Bitte des Glaubens nicht enttäuschen. Gleichzeitig handelt die göttliche Liebe gemäß der göttlichen Weisheit. Sie handelt manchmal auf eine Weise, die der menschlichen Liebe und Vernunft merkwürdig und gegensätzlich scheint. So lesen wir: „Als er [Jesus] nun hörte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.“ Menschliche Liebe wäre auf der Stelle gegangen; menschliche Vernunft wäre überhaupt nicht gegangen. Sowohl in seinem Zögern als auch in seinem Gehen handelt Jesus in Abhängigkeit von und entsprechend dem Willen seines Vaters und nicht gemäß menschlicher Ansichten. Sein liebevolles Herz kann dem Kummer seines Volkes nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern Er denkt, während Er sein Volk segnet und ihre Bitten erhört, an die Verherrlichung des Vaters und wandelt im Licht seines Willens. So sehen wir den Herrn handeln mit dieser vollkommenen Weisheit, die Ihn preist und dennoch die Verherrlichung des Vaters erhält.
Heute ist es auch nicht anders, denn wenn der Herr den Vater auf seinem Weg und am Kreuz verherrlichte, so verherrlicht Er auch heute noch von seinem erhöhten Platz aus den Vater als Antwort auf sein eigenes Gebet: „Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.“ Er segnet sein Volk immer noch; Er antwortet auf ihre Bitten an seine Liebe; aber Er tut das auf eine Weise, dass der Vater verherrlicht wird, während wir gesegnet werden. Hierin findet man die Lösung für viele merkwürdige Abschnitte in unserem Leben. Es könnte sein, weil wir nur an unsere derzeitige Freude denken, dass wir erstaunt sind über einige merkwürdige Zusammenhänge von Umständen, oder dass wir uns fragen, warum uns eine Krankheit überrascht, oder warum eine Prüfung andauert. Hätten wir die Ehre des Vaters deutlicher im Blick, könnten wir diese scheinbar merkwürdigen Vorsehungen besser verstehen.