Behandelter Abschnitt Mk 4,1-20
Kapitel 4 – Frucht für Gott und Licht für den Menschen
Im vierten Kapitel des Markus-Evangeliums haben wir vier Gleichnisse und das Ereignis des Sturmes auf dem See. Zusammen geben sie uns ein vollständiges Bild des Dienstes des Herrn auf der Erde bei seinem ersten Kommen, sowie das Ergebnis dieses Dienstes, wenn er während der Zeit der Abwesenheit des Herrn der Verantwortung der Menschen überlassen wird.
Markus 4,1-20. Die Verwerfung von Christus durch die jüdischen Führer und der sich daraus ergebende Abbruch seiner Beziehungen mit Israel nach dem Fleisch, wie dies in Kapitel 3 gezeigt wird, ist die Veranlassung, den wahren Charakter des Dienstes des Herrn zu offenbaren. Bis zu diesem Augenblick mag es geschienen haben, dass Er in seinem Dienst der Gnade Frucht von Israel gesucht habe. Durch das Gleichnis vom Sämann wird es nun offenkundig, dass Er in Wirklichkeit ein Werk tat, um Frucht hervorzubringen. Sein Dienst war tatsächlich ein Prüfstein für Israel, der bewies, dass vom gefallenen Menschen keine Frucht für Gott zu erwarten ist. Wenn es irgend Frucht geben soll, dann kann dies nur durch Gottes eigenes Werk in den Herzen der Menschen hervorgebracht werden, wie dies durch das Säen des Samens vorgestellt wird.
Wenn ein Werk Gottes nötig ist, kann es überdies nicht auf ein Volk beschränkt bleiben. Es zeigt sich, dass der Jude genauso bedürftig ist wie der aus den Nationen. Beide sind gleich hilflos, wenn es um das Erlangen ihrer eigenen Segnung geht. Deshalb hat der Dienst des Herrn in Gnade die ganze Welt im Auge. Diese Wahrheit wird durch die Tatsache angedeutet, dass Er «wieder anfing, am See zu lehren».
In der genauen Auslegung des Gleichnisses müssen wir alle erkennen, dass der Herr der Sämann und der Same das Wort Gottes ist. Deshalb ist der Sämann vollkommen, das Säen fehlerlos und der Same gut. Trotzdem werden in drei von vier Fällen, aufgrund der Bodenbeschaffenheit, keine bleibenden Ergebnisse hervorgebracht. Das Gleichnis zeigt, dass bei der Verkündigung des Evangeliums vier verschiedene Arten von Zuhörern die Botschaft aufnehmen können. In der Sprache des Gleichnisses gibt es also Hörer, deren Herzen einem Weg, steinigem Boden, dornigem Boden oder guter Erde gleichen. Jene Hörer, die einem Weg gleichen, sind solche, die hören, ohne dass das Gewissen erreicht wird. Es ist, wie wenn der Same auf eine harte Strasse fällt und nicht unter die Oberfläche dringen kann. Die Vögel in der Luft können diesen Samen leicht aufpicken. So kann Satan das wegnehmen, was für den Menschen nur von vorübergehendem Interesse ist, ohne dass das Gewissen berührt wird.
Der Same, der auf steinigen Grund fällt, geht auf, so dass man schon ein Pflänzchen sehen kann. Aber unter der Hitze der Sonne verdorrt es, weil es keine tiefe Erde gibt. Der Herr erklärt, dass dieser Boden jene darstellt, die, wenn sie das Wort gehört haben, es sofort mit Freuden aufnehmen, ohne dass ein Werk Gottes in ihren Seelen stattfindet. Es ist kein gutes Zeichen, wenn eine Seele, ohne dass sich das Gewissen regt, das Wort mit Freuden aufnimmt. Wenn sich Gott mit einem Menschen beschäftigt, befasst Er sich mit dem Gewissen, indem Er ein Empfinden für Sünde und Schuld weckt.
Daher ist die erste Wirkung des Wortes nicht Freude, sondern Betrübnis. Das führt zu Selbstgericht und Buße gegenüber Gott. Durch das Selbstgericht lichtet sich die Dunkelheit und das Licht Gottes dringt in das finstere Herz und bewirkt innere Nöte, denen die Liebe Gottes begegnet. Sie weckt Vertrauen, wenn das Licht sein Werk getan hat.
Der dritte Fall beschreibt jene Hörer der guten Nachricht, bei denen das Wort erstickt wird und keine bleibenden Resultate erzeugt. In jedem Fall spricht der Herr von solchen, die das Wort gehört haben, nicht von solchen, die das Evangelium noch nie gehört haben. Das Hören des Wortes deutet hier auf ein gewisses Bekenntnis hin, das vermuten lässt, man habe es mit einer echten Bekehrung zu tun, bis das Gegenteil sich beweist. Hörer, die dem dornigen Boden gleichen, stellen jene dar, die von der Sorge um die gegenwärtigen Dinge so erdrückt werden, oder im Verfolgen weltlicher Dinge so aktiv sind, dass ihr Bekenntnis verschwindet. Die Begierde nach anderen Dingen erstickt das Eine, das nötig ist. Der Arme mag von den Sorgen erdrückt werden, der Reiche vom Betrug des Reichtums. Wie ernst für einen Menschen, durch die Sorgen zugrunde oder durch die Reichtümer verloren zu gehen! Was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber seine Seele einbüßte?
Der letzte Fall sind Hörer, deren Herz der guten Erde gleicht. Guter Boden ist immer zubereiteter Boden. Das Gewissen ist erreicht worden, und als Folge davon wird Frucht hervorgebracht, aber von unterschiedlichem Mass, einige dreissig-, einige sechzig- und einige sogar hundertfältig. Die Dinge, die für den Ungläubigen verhängnisvoll sind, können die Fruchtbarkeit des wahren Gläubigen schwerwiegend behindern.