Behandelter Abschnitt Dan 10,2-3
Diese Dinge wurden Daniel im dritten Jahr des Kores, des Königs von Persien, offenbart. Aus Esra 1,1 wissen wir, dass im ersten Jahr dieses Königs ein Erlass ergangen war, der es dem jüdischen Volk freistellte, in ihr Land zurückzukehren. Offenbar hatte Daniel von diesem Erlass keinen Gebrauch gemacht, denn im dritten Jahr des Kores wird er noch immer an dem Fluss Hiddekel im Land Assyrien gefunden. Hier wird Daniel die erste Wahrheit offenbart, dass sein Volk die teilweise Rückkehr aus der Gefangenschaft nicht überstehen würde, sondern noch immer die „festgesetzte Zeit der Prüfung“ erwartet, und diese traurige Zeit würde lang sein.
„In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kam in meinen Mund; und ich salbte mich nicht, bis drei volle Wochen vorüber waren“ (10,2.3).
Obwohl Daniel im Land der Gefangenschaft blieb, war ihm der Zustand des Volkes Gottes bei Weitem nicht gleichgültig. Dies kann an dem Zustand seiner Seele klar gesehen werden. Volle drei Wochen trauerte er und verzichtete auf Fleisch und Wein. Die Natur könnte in der teilweisen Rückkehr eine Wiederbelebung unter dem Volk Gottes und einen Neustart in ihrer geistlichen Geschichte gesehen haben, die nach Jubel, Feiern und Freude rief.
Der Mann Gottes fühlt hingegen die leidensvolle Vergangenheit des Volkes Gottes, seine derzeitige Schwachheit trotz der Freiheit, in das Land zurückzukehren, und sieht vor allem die weiteren Leiden, die es erwarten, bevor es die endgültige Befreiung erreicht. Wir wissen, dass unter denen, die zurückgekehrt waren, tatsächlich die jüngere Generation „ihre Stimme mit freudigem Jubel“ erhob, während die älteren Männer „weinten mit lauter Stimme“ (Esra 3,12). Mit ebendiesem Geist trauert der betagte Daniel im Land der Gefangenschaft.
Es wäre gut für das Volk Gottes, wenn jede gnadenvolle Erweckung unter ihm zu einem Anlass für Bekenntnis und Trauer gemacht würde, indem man sich daran erinnert, dass es keine vollständige und endgültige Befreiung geben wird, bis Christus wiederkommt. In jeder echten Erweckung wird das Volk Gottes, wenn es vom Geist geleitet ist, durch Gebet und Bekenntnis anstelle von Geschrei und Jubel gekennzeichnet sein. Je mehr Lärm und Zurschaustellung es gibt, desto geringer ist die Beteiligung Gottes in jeder Bewegung des Volkes Gottes.