Behandelter Abschnitt Ps 69,2-4
Die persönlichen Leiden Christi, als Er in die Not der Gottesfürchtigen in Israel eintrat, die aufgrund der Sünden des Volkes über sie gebracht war, wegen derer sie unter der Herrschaft Gottes geschlagen wurden
Die Erfahrungen, die in dem Psalm beschrieben werden, wurden, obwohl sie auch auf andere übertragbar sind, in ihrer Gänze nur von Christus gemacht. Wenn wir sehen, dass diese Erfahrungen bis zu einem gewissen Grade auch anderen vertraut sein können, wird deutlich, warum die Leiden haltmachen vor der Sühne mit dem darauffolgenden Verlassenwerden von Gott, welches Christus allein ertragen kann, wie es in Psalm 22 beschrieben ist.
Während der Herr die beschriebenen Leiden zum Teil im Laufe seines Lebens erfuhr, so gipfeln sie doch am Kreuz, denn nur dort kann es von dem Herrn heißen, dass Er von Gott geschlagen wurde [s. Ps 69,27]. Doch während auf die Schläge Gottes als etwas, was Israel verdient, eingegangen wird, so steht doch das Leiden unter der Feindschaft des schuldigen jüdischen Volkes im Vordergrund. Solche Bosheit verdient das Gericht; daher finden wir in diesem Psalm nicht die Suche nach der Gnade, die dem Menschen Segen bringt, sondern vielmehr den Ruf nach dem Gericht. Dennoch bereitet das Gericht über das schuldige Volk der Wiederherstellung Israels den Weg, mit der der Psalm schließt.
Ps 69,2-4: 2 Rette mich, o Gott, denn die Wasser sind bis an die Seele gekommen! 3 Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt Mich 4 Ich bin müde vom Rufen, entzündet ist meine Kehle; meine Augen schwinden hin, während ich auf meinen Gott harre.
Die Anfangsverse beschreiben das persönliche Leiden des Herrn am Kreuz. Später in dem Psalm hören wir von der Feindschaft der Menschen, die Er auf dem Weg, der zum Kreuz führte, ertrug. Hier wird uns das äußerste Leiden erstmals vor Augen gestellt: das, welches der Herr in seiner eigenen Seele ertrug. All das, was die Gottesfürchtigen in Israel in gewissem Maße fühlten, fühlte Er zur Gänze, wie es nur ein vollkommener Mensch konnte. Das Volk hatte keinen Stand, keinen „festen Grund“ vor Gott; in diese Stellung trat der Herr am Kreuz im Geiste ein. Doch in dieser Stellung wartete der gläubige Überrest auf Gott; und dieses zuversichtliche Vertrauen wurde von Christus vollkommen ausgedrückt, der inmitten seiner Not sagen kann: „Ich harre auf meinen Gott“ [zitiert nach der englischen Übersetzung].