Behandelter Abschnitt Heb 4,3-10
Der dritte Unterabschnitt (Heb 4,3-10) zeigt uns, was die Ruhe ist. Wir, die wir geglaubt haben, sind es, die eintreten werden, obwohl wir noch nicht eingetreten sind. In die Ruhe, wie sie hier beschrieben wird, kann in diesem Leben niemand eingehen. Sie liegt noch in der Zukunft. Gott hat von Anfang an immer von ihr gesprochen und sie den Menschen vor Augen gestellt. Es ist wahr, dass Gott am siebten Tag von allen seinen Werken ruhte. Doch der Mensch störte diese Ruhe. So blieb sie nur ein Schatten dessen, was noch kommen wird. Auch die Worte Davids in dem zitierten Psalm, die er lange nach der Lebenszeit Josuas niedergeschrieben hat, zeigen, dass die Ankunft Israels im Land nicht bedeutete, dass Israel in die Ruhe eingegangen war. Daher bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig – eine Ruhe, die auch Gottes Ruhe sein wird. Für diejenigen, die in diese Ruhe eingehe, ist jede Mühe, die mit der Sünde in Verbindung steht, vorüber. Eine solche Ruhe ist für uns noch nicht gekommen.
Im vierten Unterabschnitt (Heb 4,11-13) ermahnt der Apostel daher seine Leser, sich zu bemühen, in die vor uns liegende Ruhe einzugehen, und führt erneut den Unglauben Israels in der Wüste als Warnung an. Sie hatten die gute Botschaft über das Land gehört, in das Gott sie bringen wollte, aber ihnen fehlte der Glaube, diese Botschaft auch zu ergreifen. Das Wort deckte nur ihren Unglauben auf, der mit ihrem rebellischen Geist einherging. Bei ihnen brachte die gute Botschaft nur Böses zum Vorschein. Es ist immer so, dass Gottes Wort uns erforscht und offenbart, was wir sind.
Wenn wir uns dieser Prüfung unterziehen, wird uns das zu großem Segen sein. Wir stehen dann im Licht Gottes. So wird der Schleier von unseren Augen entfernt, der die Wahrnehmung behindert. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.“
So wirkt das Wort Gottes mit Kraft. Das angerührte Gewissen bringt alles zur Beurteilung vor Gott. Die Nebel verziehen sich vor der Sonne. Und wenn das Licht scheint, wie es auf Gottes Geheiß zum ersten Mal aus der Finsternis auf die Wogen eines uferlosen und unfruchtbaren Meeres schien, entsinnen wir uns an das Wort: „Gott sah das Licht, das es gut war.“ Der Beginn jeder Gemeinschaft mit Gott ist der Empfang der Wahrheit.
Wenn „Seele und Geist“ gemeinsam genannt werden, dann können mit diesem Begriffen nur die beiden Teile der immateriellen Natur des Menschen sein, die die Heilige Schrift deutlich voneinander unterscheidet. Die Seele ist der niedrigere Teil des Menschen, der es mit Empfindungen, Instinkten und Gefühlen zu tun hat, und der, wenn er nicht wie beim Menschen vom Licht des Geistes durchdrungen ist, tierisch ist. Der Geist ist intelligent und kennt die Dinge im Menschen (1Kor 2,11). Im natürlichen Menschen – eigentlich ein seelischer oder durch die Seele geleiteter Mensch (1Kor 2,14) – ist allerdings keine Gotteserkenntnis vorhanden und der Verstand ist irdisch. Es ist daher wichtig, zwischen Seele und Geist zu unterscheiden.
Die Begriffe „Gelenke“ und „Mark“ weisen hin auf den Unterschied zwischen dem Äußeren und dem Inneren, zwischen der äußeren Form und dem dahinter verborgenen Wesen. Die Form ist nicht unwichtig. Aber ihre Schönheit und Wirksamkeit hängt davon ab, ob sie mit der eigentlichen Absicht übereinstimmt.
So ist das Wort Gottes im höchsten Sinne das Buch der Wissenschaft. In ihm ist das Wissen von Dingen enthalten, die dem Menschen von Natur aus unzuänglich sind. Alles steht in rechter Beziehung zueinander, nichts wird falsch gewichtet. Das Wort Gottes ist weder pendatisch noch technisch wie die Texte, in denen die Wissenschaft ihre Weisheit niederschreibt. Es hat eine schöne Einfachheit, womit es diejenigen täuscht, die sich für weise halten und nicht verstehen können, wie Gottes Wort sowohl für ein Kind als auch für einen Philosophen Licht ist.