Behandelter Abschnitt Phil 3,5-6
„Beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern; was das Gesetz betrifft, ein Pharisäer; was den Eifer betrifft, ein Verfolger der Versammlung; was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, für untadelig befunden“ (3,5.6).
Menschlich gesprochen hätte der Apostel stolz sein können, sogar mehr als irgendein anderer, denn er war nicht nur in jeder Hinsicht ein echter Israelit, sondern auch ein Vorbild gesetzlicher Pflichterfüllung. Er hatte daher große Vorzüge vor anderen, aber nicht vor Gott, nur bei den Menschen. Für sein Verhältnis zu Gott waren diese Vorzüge nur nachteilig gewesen, weil er sich darauf gestützt hatte. Jetzt aber hat er etwas viel Besseres gefunden, seinen Heiland und mit Ihm Gottes Gerechtigkeit. Was sind doch alle menschlichen Vorzüge, alle Selbstgerechtigkeit und Ehre vor Menschen gegen das, was der Gläubige in Christus Jesus hat.
Ein Autor schreibt über diese Stelle wie folgt: „Saulus von Tarsus stand in der Tat auf dem erhabensten Felsen der Anhöhe menschlicher Gerechtigkeit. Er hatte die höchste Stufe auf der Leiter der menschlichen Religion erreicht. Er wollte nicht einen einzigen Menschen über sich dulden. Der Erste zu sein war seine Devise. Seine religiösen Vorzüge waren wirklich von erstem Rang, denn er sagte von sich selbst, dass er: ‚in dem Judentum zunahm über viele Altersgenossen in seinem Geschlecht‘ (Gal 1,14).
Niemand übertraf ihn im Ringen nach Gerechtigkeit. War jemand da, der auf seine Enthaltsamkeit vertraute, Paulus konnte sagen: ‚Ich noch mehr!‘ Vertraute jemand auf seine Moral, Paulus konnte sagen: ‚Ich noch mehr!‘ Meinte jemand auf Satzungen, Sakramenten, religiösen und frommen Gebräuchen zu vertrauen, Paulus noch mehr. Mit einem Wort: Lasst einen Menschen die Höhe gesetzlicher Gerechtigkeit ersteigen, so hoch der größte Ehrgeiz oder der glühende Eifer ihn zu führen vermögen, er wird aus einer noch größeren Höhe vernehmen: ‚Ich noch mehr!‘“