Behandelter Abschnitt Gal 2,11-13
„Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde“ ( Gal 2,11-13).
Die Wahrheit des Evangeliums wurde nicht nur durch „falsche Brüder“ gefährdet, die seine Autorität untergraben wollten, sondern ebenso durch das Verhalten dieses Apostels, dem eindeutig offenbart worden war, dass er einen Juden nicht für reiner halten sollte als einen Heiden. Wenn Gott der ist, der reinigt, und das Blut Jesu die geöffnete Quelle für Sünde und Unreinheit ist, dann sind alle, die darin gewaschen sind, vor Gott gleich rein. Petrus‘ Wandel in der hier beschriebenen Situation war nach der Wahrheit des Evangeliums nicht aufrichtig.
Paulus widerstand ihm ins Angesicht, denn in dieser Hinsicht war er schuldig. Das Schauen auf Personen sowie seine traditionsreiche Religion boten der Petrus kennzeichnenden Schwachheit Gelegenheit, sich zu zeigen. Er hatte in der freien Verbindung mit den heidnischen Gläubigen gezeigt, wie gänzlich er erkannt hatte, dass Gott die Person nicht ansieht, und dass er das, was Gott für rein erklärt hatte, nicht für unrein halten sollte. Doch als einige Brüder aus Jerusalem kamen, mit ihren Gedanken voll von jüdischen Privilegien, muss Petrus um ihrer Gemeinschaft willen entweder den Heiden den Rücken zukehren oder sich damit zufrieden geben, ihren Hohn zu ertragen, indem er sich weiter mit den Heiden verband. Abraham brauchte 25 Jahre, um dem Unglauben auf die Schliche zu kommen, der in seinem Herzen lauerte (1Mo 20).
Auch bei Petrus brauchte es viel Erziehung, um ihm zu zeigen, wo seine Gefahr lag. So ist es auch bei uns allen. „Menschenfurcht legt einen Fallstrick“ (Spr 29,25), und solche, die in einer Gesellschaft Christus treu bekannt haben, haben Ihn in einer anderen durch Menschenfurcht verleugnet. Diese große Wahrheit, „Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon“ (Mt 6,24), wird in unseren Tagen durch die moralische Unvereinbarkeit der Wahrheit des Evangeliums und der traditionellen Religion unübersehbar verdeutlicht. Wie viele im Herzen aufrichtig an die Wahrheit des Evangeliums Glaubende scheuen sich wie Barnabas dennoch, es zu bekennen, weil sie Menschen fürchten.
Tatsächlich erdet Gnade den Menschen. Sie geht davon aus, dass es keinen Unterschied gibt, weil alle gesündigt haben und die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen. Auch gibt es vor Gott keine Unterschiede unter solchen, die durch seine Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, völlig gerechtfertigt sind. Wie viele, die an sich vor Heuchelei zurückschrecken, verstricken sich auf andere Art doch darin, indem sie vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind, und dabei nicht anerkennen, wozu die Gnade Gottes sie nach der Wahrheit des Evangeliums gemacht hat.
Solcher Art war auch die Heuchelei des Barnabas, „ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens“ (Apg 11,24). Niemand von uns sollte nach dem Lesen diese Begebenheiten denken, dass er gegen solches Versagen immun ist; lasst uns lieber das Wort zu Herzen nehmen: „Wer zu stehen meint, der sehe zu, dass er nicht falle“ (1Kor 10,12)