Behandelter Abschnitt Gal 1,13-14
„Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel in dem Judentum gehört, dass ich die Versammlung Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und in dem Judentum zunahm über viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, indem ich übermäßig ein Eiferer für meine väterlichen Überlieferungen war“ ( Gal 1,13-14).
In diesen Versen zeigt uns Paulus, dass es eine außerordentliche Kraft gewesen muss, die ihn befreit hatte von seiner traditionellen Religion, welche ihn dazu getrieben hatte, „gegen den Namen Jesu, des Nazaräers, viel Feindseliges tun zu müssen“ (Apg 26,9). Er, der so ausgiebig im Judentum unterrichtet worden war, brauchte die Erscheinung etwas weitaus Herausragenderem, um ihn von seiner Religion zu befreien, die er aus „väterlicher Überlieferung“ empfangen hatte, und ihm ihre Nichtigkeit und Kraftlosigkeit zu zeigen. Dies ist wichtig. Wir betrachten das Evangelium oft als eine Abhilfe, zu der wir notwendigerweise Zuflucht nehmen müssen.
Doch Paulus betrachtete es im Vergleich zu einer früheren Offenbarung Gottes, die in der Tat ihre Herrlichkeit hatte, aber die vor der vortrefflichen Herrlichkeit, dessen Diener er war, dahinschwand – das „Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes“ (1Tim 1,11). Saulus von Tarsus erkannte sich selbst als versierten und eifrigen religiösen Fanatiker, sowie als ersten der Sünder, als er sich selbst im Licht der Herrlichkeit Jesu sah. Und so muss es immer sein. Wie aufrichtig wir in unseren religiösen Überzeugungen auch gewesen sein mögen, wenn sie nicht in Übereinstimmung mit Gott, sondern mit einer Tradition waren, werden wir im Licht der Wahrheit Gottes zu der Erkenntnis gebracht, dass genau in dem, worin wir uns am meisten rühmten, wir am meisten im Widerspruch zu Gott waren. „Es kommt aber die Stunde“, sagt der Herr, „dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen“ (Joh 16,2). Die größten Gegner der Lehre der Gnade sind die, die ihre Religion aus der Tradition empfangen haben anstatt vom Wort Gottes.