Behandelter Abschnitt Dan 7,7-8
Daniel war aus demselben Grund besonders von dem vierten Tier gefesselt, wie es die auffallenden Worte zeigen, zu dessen Gebrauch er veranlasst wurde. Er sagt: „Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: Und siehe, ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und sehr stark, und es hatte große, eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und das Übriggebliebene zertrat es mit seinen Füßen; und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen waren, und es hatte zehn Hörner. Während ich auf die Hörner Acht gab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Mund, der große Dinge redete.“ (Verse 7–8). Alle Ausleger sind sich einig, dass hier das Römische Reich dargestellt wird, unabhängig von ihren Unstimmigkeiten über den Zeitraum, in dem Teile der Schilderung Anwendung finden. Tatsächlich gibt es keine andere mögliche Auslegung, da mühelos festgestellt werden kann, dass der letzte Nachfolger des Reiches Alexanders Rom war. Wie auch immer ist es jetzt nicht nötig mehr als ein oder zwei Besonderheiten aus Daniels Gesicht von diesem Reich zu betrachten, da wir am Ende des Kapitels eine zuverlässige Auslegung vorfinden.
Die herausragende Eigenschaft ist Stärke – unwiderstehliche Macht – die Schrecken in den Herzen derer verbreitet, die seine erbarmungslosen, unbarmherzigen Grausamkeiten mitansahen. Wie ein anderer schrieb, „Stärke und eine Raubgier, die weder Schonung noch Achtung für irgendetwas kennt, sich alles entweder aneignet oder es gewissenlos mit Füßen zertritt, das ist es, was moralisch das vierte Tier kennzeichnet.“20 Man beachte auch, dass es sich von allen Tieren vor ihm unterschied. Die Erklärung hierfür kann möglicherweise im Buch der Offenbarung gefunden werden, wo wir von demselben Tier lesen, dass es „war gleich einem Leoparden, und seine Füße wie die eines Bären, und sein Maul war wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt.“ (Off 13,2).
Das heißt, dieses Tier vereinte in sich alle tierischen Formen, die seine drei Vorgänger ausgezeichnet hatten und empfing darüber hinaus sein Königreich, wie es in seiner endgültigen Form ist, direkt aus den Händen Satans. Nebukadnezar empfing seine Herrschaft von Gott. Das auferstandene römische Reich wird am Ende seine Macht von Satan empfangen und von ihm angetrieben werden. Es ist der vollkommene Abfall der menschlichen Herrschaft, denn es wird nicht nur seinen Antrieb und die Suche nach Sinn wie ein Tier auf der Erde suchen, und in der Gier nach Verherrlichung und Befriedigung seines eigenen Verlangens und seiner eigenen Leidenschaften, Gott aus all seinen Plänen ausschließen. Es wird auch zum willigen Anhänger und Leibeigenen Satans, indem es völlig abfällt, wie die Kinder Israels, als sie das goldene Kalb anbeteten,. Das wird in jedem gerühmten Fortschritt, jeder Aufklärung und in jeder politischen Wissenschaft der letzten Jahre des gegenwärtigen Zeitalters zu sehen sein. Das wird, soweit es die herrschenden Mächte betrifft, in der Entthronung Gottes und der Erhebung Satans auf dessen Thron erkennbar sein!
Es ist auch wichtig zu beachten, dass Daniel das vierte Reich in diesem Gesicht als Ganzes sieht. Das heißt, dass er es von seinem Aufstieg bis zu seinem Ende sieht. Weitere Ausführungen dazu werden noch am Schluss des Kapitels folgen. Es mag lediglich noch hinzugefügt werden, dass der Beweis hierfür in der Erwähnung der zehn Hörner und dem Erscheinen des kleinen Horns mit bemerkenswerter Macht und Eigenschaften von Intelligenz und Rhetorik liegt, und auch an der Tatsache, dass auf die Zerstörung dieses vierten Tieres die Errichtung des Königreichs des Sohnes des Menschen folgt.
20 Betrachtung über den Propheten Daniel (Synopsis) von J. N. Darby, Kapitel 7 (htt- ps://www.bibelkommentare.de/index.php€page=comment&comment_id=233&structure_id=397&part_id=1667)↩︎