Behandelter Abschnitt Daniel 5,26-28
„Dies ist die Deutung der Sache: Mene – Gott hat dein Königtum gezählt und hat ihm ein Ende gemacht. Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden. Peres – dein Königreich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben worden“ (Daniel 5,26-28).
„Dies“, spricht Daniel, „ist die Deutung der Sache: Mene – Gott hat dein Königtum gezählt und macht ihm ein Ende“. Als er Nebukadnezars Gesicht des großen Bildes erklärt hatte, hatte Daniel zu ihm gesagt: „Du bist das Haupt aus Gold.“ Da Babylon durch das Medo-Persische Reich gefolgt werden sollte, ist offensichtlich, dass Nebukadnezars Herrscherperiode einbezogen und Belsazar der letzte Zugehörige dieser Periode war. Gott selbst hatte die Herrschaft der Erde in die Verantwortung Nebukadnezars gegeben, und Er allein bestimmte die Dauer seines Königreiches.
Als Daniel daher zu Belsazar sagte: „Gott hat dein Königtum gezählt und macht ihm eine Ende“, so meinte er, dass nach der göttlichen Bestimmung das Ende der babylonischen Herrschaft erreicht worden war, indem die Tage gezählt und zu Ende gekommen waren.
Der Grund für diese Verkündigung kann im folgenden Vers gefunden werden: „TEKEL – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden.“ Wenn Gott die Herrschaft über die Erde Nebukadnezar und seinen Nachfolgern zur Erfüllung seiner Absichten und Wege mit seinem Volk anvertraut hatte, dann zog Er sie auch dafür zur Rechenschaft, wie sie mit dem ihnen Anvertrauten umgegangen waren. Nun wird das Urteil über Belsazar verkündet. Auch Nebukadnezar hatte versagt, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß; doch unter der Züchtigung Gottes hatte er sich selbst gedemütigt, Ihn als die Quelle seiner Autorität anerkannt, als den allmächtigen Herrscher im Himmel und auf der Erde, und hatte Ihn als den König des Himmels gerühmt und verherrlicht.
Belsazar hatte, blind für alle Belehrungen der Vergangenheit, noch schwerer gesündigt, indem er seine Götzen über den Gott erhoben hatte, in dessen Hand sein Atem lag, und hatte sich so selbst über den Herrn des Himmels erhoben. Seine Bewährungszeit war nun zu Ende, und Daniel verkündete ihm das Ergebnis, das in dem geheimnisvollen Wort „Tekel“ zu Tage tritt, nämlich dass er, gewogen auf der unfehlbaren Waage Gottes, für mangelhaft befunden worden war.
Das Gericht ist im nächsten Wort enthalten: PERES16, das öffentliche Gericht über das Versagen Belsazars im Umgang mit der Macht, die ihm in der Regierung der Erde anvertraut worden war: „Dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.“ Die Langmut Gottes gegen das „Haupt aus Gold“ war zu Ende; und daher gibt es keinen Aufruf zur Buße, sondern nichts als die Ankündigung des Ergebnisses des göttlichen Urteiles, zusammen mit dem begleitenden Gericht. Insgesamt, wie einmal richtig gesagt wurde, „zeigt uns diese Erzählung den letztendlichen Charakter der Ungerechtigkeit der unumschränkten Macht der Nationen, die sich gegen den Gott Israels auflehnen, und das Gericht, das in der Folge über die Regierung fällt, dessen Haupt Babylon war, und dem Babylon seinen eigentümlichen Charakter verliehen hatte“.
16 Peres ist eine andere Form des Wortes Upharsin. Ersteres ist das Partizip Passiv, letzteres das Partizip Aktiv des Verbes P‘ras (zerteilen).↩︎