„Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind, und der die zu erniedrigen vermag, die in Stolz einhergehen“ (Daniel 4,37).
Wenn man den Nebukadnezar, der Gott diesen Lobpreis widmet, mit dem Nebukadnezar vergleicht, der bei der Betrachtung seiner Stadt sagte: „Ist das nicht das große Babel, das ich . . . erbaut habe?“ – dann können wir nur ausrufen: „Was hat Gott gewirkt!“ Er hatte in der Tat seine Macht erwiesen, um den zu erniedrigen, der in Hochmut wandelte; und darüber hinaus hatte Er, indem Er ihn erniedrigte, das Herz des Monarchen auf so wirksame Weise verändert, dass er sich demütig der Hand zuwandte, die ihn geschlagen hatte und bekannte, dass alle Werke Gottes Wahrheit und seine Wege Recht sind. Er rechtfertigte somit Gott – ein sicheres und unverwechselbares Zeichen der Bekehrung, und als er Ihn rechtfertigte, waren seine Lippen mit Lobpreis und Anbetung gefüllt. Es ist ein wunderbares Bild der Wege Gottes sowohl im Gericht als auch in der Gnade.
Es sollte noch ein Wort dazu gesagt werden, in welcher Art er Gott hier anerkennt. Er spricht nun von Ihm als dem König des Himmels, und auch dies ist ein Beweis dafür, dass er göttlich unterwiesen worden war. Als der Herr seinen Thron in Jerusalem hatte, war Er der Gott der Erde und des Himmels; doch als Er seinen dortigen Thron verlassen hatte, und die Autorität der Welt dem heidnischen Monarchen übergeben hatte, war Er als der Gott des Himmels bekannt, und als diesem legt Daniel auch Zeugnis vor dem König ab (Daniel 2,37-44).
Doch während Gott nun diesen Titel angenommen hatte, hatte Er in keinster Weise weder seinen Anspruch auf die Erde, noch die gegenwärtigen Handlungen seiner Macht in der Regierung aufgegeben; denn sein Ziel, das Er mit dem gerichtlichen Schlag verfolgte, der Nebukadnezar traf, war, wie wir gesehen haben, ihn zu lehren, „dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will“. Nebukadnezar hatte diese Wahrheit bekannt, doch ehe er den Bericht über das Handeln Gottes mit ihm schließt, geht er noch einen Schritt weiter und erkennt Ihn als den König des Himmels an.
Es ist überaus interessant, die verschiedenen Schritte in der Geschichte Nebukadnezars zu betrachten, die zu dieser Schlussfolgerung geführt hatten. In Daniel 2 bekannte er Daniel: „In Wahrheit, euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Könige, und ein Offenbarer der Geheimnisse, da du vermocht hast, dieses Geheimnis zu offenbaren.“ In Daniel 3 ordnete er an, dass niemand, unter schlimmster gesetzlicher Strafe, gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos sprechen sollte, wobei er anerkannte, dass es keinen anderen Gott gab, „der auf solche Weise zu erretten vermag“. Und in unserem Kapitel erkennt er schließlich Gott als der Höchsten und König des Himmels an. Gott hatte also in seiner Barmherzigkeit das stolze Herz dieses mächtigen Machthabers überwältigt und ihn vor sich selbst gedemütigt, sodass er seinen Namen vor allen Einwohnern seines gewaltigen Königreiches bekannte. Wenn es auch die Beschreibung eines Gerichts ist, so ist es dennoch eine Geschichte überströmender Gnade.