Behandelter Abschnitt Daniel 4,34-35
Die Umkehr Nebukadnezars
Nachdem wir die Bedeutungen der Erniedrigung Nebukadnezars verfolgt haben, können wir nun ihre Wirkung auf Nebukadnezar selbst betrachten. Die „sieben Zeiten“ können sich auch auf diese Wirkung beziehen. Die Zeitspanne war göttlich festgelegt, und trägt (wie in analogen Fällen in den typischen Büchern) ohne Zweifel der Veränderung in seiner Seele Rechnung. Anders gesagt, seine Erniedrigung sollte eine vollkommene Zeitspanne lang anhalten, wie durch die Zahl Sieben angezeigt wird, bis das von Gott beabsichtigte Werk in seiner Seele erreicht werden sollte. Daher sagt er:
„Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder; und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (4,31–32).
Das Ziel des Handelns Gottes mit ihm war erreicht, denn der König hatte nun die ihm zugedachte Lektion gelernt, dass „der Höchste im menschlichen Königreich regiert und es gibt, wem immer Er will“ (4,22.29).
Lasst uns dennoch sein Bekenntnis genauer betrachten. In dem Gericht, das ihn heimgesucht hatte, war er ein Vieh der Erde. Wie wir gesehen haben ist es charakteristisch für das Vieh, nach unten zu schauen und keinen menschlichen Verstand zu besitzen. Es ist daher äußert interessant, dass in dem Moment, als Nebukadnezar seine Augen erhob, sein Verstand wiederkehrte. So war es auch mit dem verlorenen Sohn, der in ein fernes Land gereist war: Er kam dann zu sich, als er sich dem Haus seines Vaters wieder zuwandte. Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit, und diese Aussage wird in der Erfahrung des Königs von Babylon illustriert. Indem er aufsah zu der Hand, die ihn geschlagen hatte, begann er zu verstehen, denn er begriff zum ersten Mal seine Verantwortlichkeit gegenüber dem Herrn.
Man bemerke, dass das erste, was er mit seinem wiedergewonnenen Verstand tut, das Loben des Höchsten ist, Ihn als den ewigen Gott zu preisen und zu ehren, als den souveränen Herrscher, sowohl im Himmel als auch auf der Erde. Das ist überaus schön, und es ist der sichere Beweis für das, was wir unter einem Werk der Gnade an der Seele verstehen. Die Eigenschaft, mit der er Gott in seinem Lobpreis betitelt – „der Höchste“ – ist ebenfalls bedeutsam. Dieser Titel wird erstmals in Verbindung mit Melchisedek gefunden, der der Priester des höchsten Gottes genannt wird, und der zur Segnung Abrams auf seiner Rückkehr von der Schlacht der Könige sagte: „Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt!“ (1Mo 14,18.19).
Dies lehrt uns deutlich, wie auch anderen Schriftstellen entnommen werden kann, dass dies der Titel ist, den Gott in dem kommenden Zeitalter annehmen wird, wenn Er wahrhaftig die Erde und den Himmel besitzen wird. Daher liegt auch eine prophetische Bedeutung in dem Gebrauch dieses Titels durch Nebukadnezar, der damit anerkannte, dass Gott, obgleich Er ihm die Herrschaft über die Erde übertragen hatte, doch sowohl im Himmel als auch auf der Erde nach seinem Willen handelt. Wir haben bereits die Tatsache hervorgehoben, dass Nebukadnezars Erniedrigung der Charakter der heidnischen Regierungen bis zum Ende vorschattet; und jetzt lernen wir, dass die Nationen durch Gericht dazu gebracht werden werden, Gott anzuerkennen.
Wir lesen daher im Propheten Zephanja:
„Darum harrt auf mich, spricht der Herr, auf den Tag, da ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. Denn dann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen“ (Zeph 3,8.9).