Behandelter Abschnitt Daniel 3,4-6
„Und der Herold rief mit Macht: Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften und Sprachen: Sobald ihr den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife und aller Art von Musik hören werdet, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, das der König Nebukadnezar aufgerichtet hat. Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden“ (3,4–6).
Der Erlass konnte leicht verstanden werden: Er war einfach und kurz, und die Strafe war klar. Auch wurde – menschlich gedacht – wenig gefordert. Ein Akt der Niederwerfung vor dem Götzen des Königs zu dem bestimmten Zeitpunkt, und das Ganze war vorbei. Doch der Erlass braucht eine kleine Begutachtung. Er war, wie bereits vorher beobachtet, das Eindringen des menschlichen Willens in den Herrschaftsbereich Gottes. Gehorsam gegenüber den bestehenden Mächten ist eine heilige Pflicht, wie hiernach ausführlich erklärt werden soll; doch Gehorsam gegenüber den bestehenden Mächten kann nur innerhalb des Kreises ihrer eigenen rechtmäßigen Autorität gezollt werden. Wenn sie diesen Kreis verlassen, wie die Herrscher Jerusalems es taten, als sie den Aposteln geboten, nicht in dem Namen Jesu zu predigen, muss ihnen gesagt werden, wie Petrus und Johannes antworteten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29). Als absoluter Monarch, wie Nebukadnezar es war, trat er aus seinem eigenen Bereich heraus und beanspruchte mit dem Erlass dieses Befehls für sich selbst, was allein Gott gebührte.
Noch ein weiterer Punkt sollte bemerkt werden. Das Signal für die Anbetung des Bildes war das Erklingen aller Art von Musik von der besten Kapelle des gesamten Königreiches. Wenn keine religiösen Gefühle vorhanden waren, mussten sie durch die süßen und sinnlichen Töne der Harmonie erzeugt werden. Wie raffiniert sind die Listen Satans! Denn wir finden hier tatsächlich die Geschichte aller religiösen Musik. Es spricht das Fleisch an und erzeugt natürliche Gefühle; doch in diesen hat der Geist Gottes keinen Anteil, und die, die Gott anbeten, müssen ihn „in Geist und Wahrheit“ anbeten (Joh 4,23). All diese Hilfsmittel tun nichts als die Seelen irrezuführen durch den Genuss des Natürlichen, und gleichzeitig schalten sie Gott aus und verstecken darüber hinaus den geistlichen Zustand der vermeintlichen Anbeter.