DAS GEHEIMNIS DES Herrn IST FÜR DIE, DIE IHN FÜRCHTEN
Es folgt die bedeutende Aussage:
„Und diesen vier Jünglingen, ihnen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit; und Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume“ (1,17).
„Das Geheimnis des Herrn ist für die, die ihn fürchten, und sein Bund, um ihnen denselben kundzutun“ (Ps 25,14). Dieser Grundsatz trifft immer zu und kann durch alle Haushaltungen hindurch gesehen werden. Er wurde erstmals durch Gott selbst mit den bekannten Worten bezeugt: „Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? . . . Denn ich habe ihn erkannt, damit er seinen Kindern und seinem Haus nach mir befehle, dass sie den Weg des Herrn bewahren, Gerechtigkeit und Recht zu üben, damit der Herr auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat“ (1Mo 18,17-19).
Ebenso taucht er in dem Gebet des Apostels Paulus für die Kolosser auf: „. . . damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ (Kol 1,9). Mit anderen Worten: Es ist vollkommen klar, dass Gott diesen vier „Kindern“ aufgrund ihrer Absonderung im Herzen und im Wandel von den verunreinigenden Bosheiten rings um sie her Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit gab.
Es ist in der Tat immer wahr, dass je näher wir praktisch beim Herrn sind, er uns desto mehr von seinen Gedanken offenbart. Man bemerke hierbei, dass es nicht nur um das geht, was man generell unter „seinen Gedanken“ versteht, sondern „in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“. Die Studenten der modernen Zeit, sogar christliche Studenten, werden zu oft betrogen durch den Gedanken, dass der Erwerb von menschlicher „Weisheit und Einsicht“ von ihrem eigenen Fleiß und ihrer Kraft abhängt. Die Folge ist, dass die Jahre ihres Studentenlebens oft durch geistlichen Niedergang gekennzeichnet sind, wenn nicht sogar durch offene Abkehr. Das Beispiel der vier „Kinder“ mag uns etwas ganz andere lehren.3
Am Ende des Verses wird Daniel von seinen Freunden abgegrenzt. Uns wird gesagt, dass er, zweifellos im Hinblick auf sein besonderes Werk und seinen Auftrag, Verständnis für alle Gesichte und Träume hatte. Dabei lernen wir auch, dass Gott uns in allen Umständen und Erfahrungen, durch Er sein Volk führt, zu Gefäßen für seinen Dienst formt. Menschlich gesehen war es Unglück, das Daniel getroffen hatte – aus Gottes Sicht, wie deutlich offenbar wird, war dieses scheinbare Unglück nichts als ein von Ihm gewähltes Werkzeug, um Daniel für seinen Auftrag zu formen, sein Zeugnis in den Hof des mächtigen heidnischen Monarchen zu bringen – sein Zeugnis in Bezug auf die Mächte, denen Er erlaubt hatte, an die Stelle seiner eigenen direkten Regierung der Erde durch Israel und Jerusalem als seinen Wohnort und Thron zu treten. Doch es ist Glaube allein, der neben allen zweitrangingen Ursachen alles mit der Hand Gottes in Verbindung bringt und gleichzeitig friedevoll in Ihm ruht, überzeugt von seiner unendlichen Weisheit und Liebe, und davon, dass das Ergebnis aller Ereignisse seinem vollkommenen Willen entsprechen wird.
3 Das bekannte Zitat Luthers, obwohl er sich auf die Schriften bezog, kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein: „Gut gebetet zu haben, heißt gut studiert zu haben.“↩︎