Behandelter Abschnitt Daniel 1,9-16
Gott belohnt die treue Absonderung seiner Diener
„Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Hofbeamten. Und der Oberste der Hofbeamten sprach zu Daniel: Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk bestimmt hat; denn warum sollte er sehen, dass eure Angesichter verfallener wären als die der Jünglinge eures Alters, so dass ihr meinen Kopf beim König verwirktet? Und Daniel sprach zu dem Aufseher, den der Oberste der Hofbeamten über Daniel, Hananja, Misael und Asarja bestellt hatte: Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage, und man gebe uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken; und dann mögen unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, die die Tafelkost des Königs essen, von dir geprüft werden; und tu mit deinen Knechten nach dem, was du sehen wirst. Und er hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen. Und am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen besser und völliger an Fleisch als das aller Jünglinge, die die Tafelkost des Königs aßen. Da tat der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse“ (1,9–16).
Erneut werden wir an den ähnlichen Fall Josephs erinnert. Verkauft nach Ägypten und ein Knecht des Hauses Potifars geworden, „fand [er] Gnade“ in den Augen seines Meisters (1Mo 39,4). Doch indem er wie Daniel die Speise und den Wein der Welt verweigerte, wurde er, anders als Daniel, ins Gefängnis geworfen, wo der Herr ihm ebenso „Gnade in den Augen des Obersten des Gefängnisses“ gab (1Mo 39,21). „Wenn die Wege eines Mannes dem Herrn wohlgefallen, so lässt er selbst seine Feinde mit ihm in Frieden sein“ (Spr 16,7). Und so kam es, dass der Oberste der Kämmerer trotz seiner Furcht vor seinem Herrn, dem König, und der möglichen Gefahr für sein eigenes Leben die Bitte Daniels durch den Obersten der Hofbeamten gewährte, dass er und seine Freunde für zehn Tage probeweise Gemüse essen und Wasser trinken sollten, anstatt die königliche Speise und den Wein einzunehmen. Gott war mit Daniel, Hananja, Misael und Asarja, und so kam es, dass am Ende von zehn Tagen sich „ihr Aussehen besser und völliger an Fleisch als das aller Jünglinge, die die Tafelkost des Königs aßen“, zeigte.
Gott hatte seine Diener erhalten und gedeihen lassen auf ihrem Weg der Treue zu seinem Willen, indem sie sich selbst unbefleckt erhalten hatten inmitten der babylonischen Verführungen und des Abfalls, von denen sie umgeben waren. Sogar der Obsterste der Hofbeamten konnte nicht leugnen, dass sie durch ihre einfache Diät gediehen waren, und gab ihnen von dort an weiter Gemüse.
Es mag die Überlegung erlaubt sein, dass es viele im Volk Gottes gibt, die auf dem schmalen Pfad hingegebener Jüngerschaft leben können, solange sie in dem Genuss der Gemeinschaft andrer Heiliger und inmitten glücklicher geistlicher Einflüsse sind. Doch es wird manchmal gesehen, dass solche, wenn sie in ein weltliches Umfeld gebracht werden, geneigt sind, sich auf die Praktiken und Gewohnheiten ihrer neuen Gesellschaft einzulassen und so die Abgesondertheit ihres Wandels verlieren, selbst wenn ihr Zeugnis nicht vollständig ausgelöscht wird. Es ist daher voller Erfrischung und Ermutigung, über die hier von diesen vier Kindern Judas dargebotenen Begebenheiten nachzudenken. Sie waren aller Privilegien des Tempels beraubt worden, der Tempel selbst war zerstört worden, sie selbst Gefangene und der Gunst eines heidnischen Monarchen ausgeliefert. Und jeder Art verlockender Versuchungen ausgesetzt, bewahrten sie die Stellung des wahrhaft abgesonderten Nasiräers durch Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.
Ohne Zweifel war es der Glaube und die Energie Daniels, die auf seine Freunde einwirkte und sie dahin führte, ihm auf dem Weg des Willens Gottes zu folgen. Doch selbst wenn es so war, so waren die anderen doch willig, zu folgen, und alle vier stellen einen herausragenden Beweis der Allgenügsamkeit der Gnade Gottes dar, seine Diener in den unliebsamsten Umständen, die man sich nur vorstellen kann, zu erhalten.