Behandelter Abschnitt Nehemia 9,1-2
Einleitung
„Und am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats versammelten sich die Kinder Israel unter Fasten und in Sacktuch gekleidet und mit Erde auf ihren Häuptern. Und die Nachkommen Israels sonderten sich ab von allen Kindern der Fremde; und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Ungerechtigkeiten ihrer Väter“ (9,1–2).
Das Laubhüttenfest wurde gefeiert, und es hatte eine „sehr große Freude“ gegeben.
Der letzte Tag – der achte – fiel auf den 23. des Monats. Daher beginnt Kapitel 9 mit dem darauffolgenden Tag. Unter der erforschenden Kraft des Wortes des Gesetzes hatte das Volk gewehklagt, doch ihm war gesagt worden: „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott heilig; seid nicht traurig und weint nicht!“ (8,9). Jetzt jedoch, wo die Festtage abgelaufen waren, war die Zeit gekommen, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen- jener gottgemäßen Trauer, die Buße hervorbringt – und so versammelten sich die Kinder Israels am 24. Tag des Monats „unter Fasten und in Sacktuch gekleidet und mit Erde auf ihren Häuptern“.
Die Öffnung Wortes Gottes hatte dem Volk Licht gegeben und ihm den Charakter seiner früheren Wege offenbart. Es hatte sogar seine verborgenen Sünden in das Licht des Angesichts Gottes gestellt. Ergriffen im Herzen und im Gewissen wegen seiner Übertretung war das Volk mit allen äußerlichen Zeichen der Buße und der Demütigung versammelt. Gesegnete Wirkung des Wortes Gottes, und der Anfang aller wahren Wiederherstellung und Segnung!
Die Aufrichtigkeit der Trauer über ihre Sünden zeigte sich in ihren Handlungen: „Und die Nachkommen Israels sonderten sich ab von allen Kindern der Fremde.“ Für die Einführung des Wortes „Nachkommen“ [oder „Same“ ] an dieser Stelle gibt es einen Grund. Es soll zeigen, dass sie ein heiliges, zu Gott abgesondertes Volk waren, Nachkommen Seines Volkes Israel, das für Ihn selbst auf der Grundlage des Blutes des Passahlammes erlöst worden war. Daher waren sie der „heilige Same“ (Esra 9,2; vgl. 1Joh 3,9), und als solcher mussten sie ihren heiligen Charakter aufrechterhalten.
Die Verschwägerung mit Fremden war daher eine Verleugnung der Stellung, in die sie gebracht waren, sowie das Abbrechen der Grenzen, die Gott selbst zwischen ihnen und anderen Völkern aufgerichtet hatte. Dies empfanden sie nun, und dementsprechend „sonderten [sie] sich ab von allen Kindern der Fremde“. Zweifellos war das aus Sicht der Menschen Engstirnigkeit, wodurch sie sich den Vorwurf der Lieblosigkeit einhandelten. Doch was machte dies, solange sie in Übereinstimmung mit Gott handelten? Wenn Gott die Füße seines Volkes auf einen engen Pfad stellt, ist es ihre Aufgabe, darauf zu bleiben, wenn sie auf dem Weg des Segens gehen wollen.
Als nächstes traten sie hin „und bekannten ihre Sünden und die Ungerechtigkeiten ihrer Väter“. Man beachte, dass Absonderung dem Bekenntnis vorausging. Nachdem ihnen durch das Wort gezeigt worden war, dass sie gesündigt hatten, indem sie sich mit Fremden verbunden hatten, handelten sie entsprechend dem, was sie einsahen, und bekannten dann ihre Schuld vor Gott. Dies ist immer die Reihenfolge Gottes. In dem Moment, in dem wir erkennen, dass das Wort Gottes etwas verurteilt, was wir gebilligt oder womit wir uns verbunden haben, gebührt es sich, dass wir es abweisen oder uns davon absondern. Keine Umstände können in einem solchen Fall eine Verzögerung rechtfertigen. Wir sollten es dem Psalmisten gleichtun, der schreibt: „Ich eile und säume nicht, deine Gebote zu halten“ (Ps 119,60).
Unsere Sünden zu bekennen, während wir daran festhalten, ist nichts als Spott. Sie bekannten auch die Ungerechtigkeiten ihrer Väter, und sie taten dies, weil die Hand des Herrn in genau dieser Hinsicht über ihnen war. Es waren die Sünden ihrer Väter, aufgrund derer sie die Gefangenschaft in Babylon erlitten hatten und jetzt unter einem heidnischen Monarchen gebunden waren, obgleich sie durch die zärtliche Barmherzigkeit Gottes in ihr eigenes Land zurückgeführt worden waren. Daher gingen sie zurück zu der Wurzel all des Bösen und bekannten vor Gott die Sünden ihrer Väter genauso wie ihre eigenen.
Ihre Demütigung war daher an diesem Tag kein bloßes äußerliches Werk, sondern indem sie vor dem Herrn in dem Licht seiner Gegenwart standen, wünschten sie, alle Sünden und die Ungerechtigkeit aufzudecken, aufgrund derer sie Züchtigung erlitten hatten.
In Vers 3 finden wir die Einzelheiten ihres Tuns in dieser ernsten Versammlung: (Siehe Neh 9,3)