Behandelter Abschnitt Neh 1,3
„Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die von der Gefangenschaft dort in der Landschaft übrig geblieben sind, sind in großem Unglück und in Schmach; und die Mauer Jerusalems ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt“ (1,3).
Dies ist in der Tat eine traurige Darstellung des auserwählten Volkes in dem Land ihrer Verheißung! „Ein Land“, wie es Mose beschrieb, „mit Bergen und Tälern; vom Regen des Himmels trinkt es Wasser; ein Land, auf das der Herr, dein Gott, achthat: Beständig sind die Augen des Herrn, deines Gottes, darauf gerichtet, vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres“ (5Mo 11,11.12). Ach!
Welche Geschichte entfaltet sich durch die aktuellen Umstände der Kinder der Gefangenschaft – eine Geschichte der Sünde, der Rebellion und des Abfalls. Und wie waren die Umstände? Sie waren in großer Bedrängnis, die aus ihrer eigenen moralischen Verfassung und der Aktivität und Feindseligkeit ihrer Widersacher resultierte, die sie umringten (vgl Neh 4,1.2). Auch standen sie unter Verfolgung. Glückselig ist es, wenn Gottes Volk geschmäht wird, weil es sein Volk ist oder um des Namens seines Gottes willen (vgl 1Pet 4,14). Doch nichts ist schlimmer, als wenn das Volk Gottes wegen seiner widersprüchlichen Lebensweise und seinen Wegen von der Welt verfolgt oder ihr zum Anstoß wird. Und es scheint am Ende des Buches Esra so, als ob die Verfolgung in diesem Fall von letzterer Art war. Während sie bekannten, was sie wirklich waren – Gottes Volk –, verleugneten sie das gleichzeitig durch ihre Verbindungen mit den Heiden und durch ihre Achtlosigkeit bezüglich der Ansprüche Gottes.
Dass dies der Grund ihrer Bedrängnis und ihres leidvollen Zustandes ist, scheint durch die Aussage über Jerusalem getragen zu werden: „Die Mauer Jerusalems ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt.“ Dies war der aktuelle Zustand und Nebukadnezar war durch seine Armee das Instrument gewesen, um diesen Zustand zu erreichen (vgl 2Chr 36). Es gibt jedoch noch eine weitere Bedeutung. Die Mauer ist ein Bild von Absonderung. Wie wir gesehen haben, war die Mauer der Absonderung zwischen Israel und den Heiden niedergerissen worden. Das Tor war der Ort (und somit das Sinnbild) des Gerichts, wodurch uns mitgeteilt wird, dass Recht und Gerechtigkeit nicht mehr geübt wurden.3
Was könnte dann bedauerlicher sein als dieser Bericht, der Nehemia bezüglich des Überrestes in Juda und Jerusalem überbracht wird? Die Wirkung auf diesen aufrichtigen Israeliten war groß. Er sagt: (Siehe Nehemia 1,4)
3 Der Leser sollte dies mit der Beschreibung des himmlischen Jerusalem in Offenbarung 21 vergleichen, mit seiner „große[n] und hohe[n] Mauer“, die alles Böse ausschließt, und seinen zwölf Toren, die Vollkommenheit in der Ausführung von Herrschaft in Gerechtigkeit symbolisieren.↩︎