Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die von der Gefangenschaft dort in der Landschaft übrig geblieben sind, sind in großem Unglück und in Schmach; und die Mauer von Jerusalem ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt: Hätte man nicht erwarten können, dass Gott diesem Überrest seine besondere Gunst entgegengebracht hätte? Das Gegenteil ist der Fall. Die Bewohner in Babylon/Persien feierten Feste, die Bewohner Jerusalems waren in Elend und Ungemach (Est 9,17-19).
Drei Dinge werden hier festgestellt:
das Volk ist in großem Ungemach
die Mauer von Jerusalem ist niedergerissen
die Tore der Stadt sind mit Feuer verbrannt
Die Mauer Jerusalems: Wahrscheinlich war die Mauer bereits wiederhergestellt gewesen, doch kürzlich wieder zerstört worden.2 Es ist davon auszugehen, dass sie noch aus der Zeit der babylonischen Eroberung zerstört war. In der Folge wird deutlich, dass die Mauer nicht gänzlich niedergerissen war, sondern nur Teile davon. Jedenfalls gab es keinen Schutz vor Feinden.
Anwendung: Die Mauer ist die Unterscheidung zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen.
Die Tore Jerusalems: Bei den Toren geht es um die Fragen, wer in die Stadt hereinkommen darf und wer nicht. Außerdem sind Tore häufig der Ort der Regierung. Sie sprechen also auch um die Ausübung von Autorität und von Gericht.
2 Hans-Joachim Kuhley schreibt: Wegen Deiner Nachfrage habe ich jetzt noch einmal nachgesucht. Der biblische Beleg ist der nicht chronologisch eingeschobene Abschnitt Esra 4,7-23. Man überliest das leicht, weil zwischen V. 6 und V. 7 – bzw. dem Antritt des Ahasveros und dem Hinaufzug Esras (V. 12) – mindestens 27 Jahre und bis Nehemia 1 noch einmal 14 Jahre liegen. Irgendwann in diesen 14 Jahren ereignete sich Esra 4,7-23; Vers 23 ist wohl das, was Nehemia so erschütterte. – Vorgestern las ich in W. K. Lect. Introd. Minor Prophets etwas über Obadja. Dabei fand ich auf S. 167–172, 1. Abs. eine sehr gute Argumentation zum Thema Auserwählung (Mail von HJK).↩︎