Unbekannte Auoren
Kommentar von verschiedenen z.T. unbekannten Autoren
1Joh 2,3Kommentar zu 1. Johannes 2,3
Behandelter Abschnitt 1Joh 2,3-6
Das Leben offenbart sich durch seine Früchte (Kap. 2,3–12)
In diesem Briefe sind die Gegenstände häufig so ineinander verschlungen, dass es oft schwierig ist zu sagen, wo der eine endigt und der andere beginnt. Auch in dem Abschnitt, der uns jetzt beschäftigt, ist es so. Er zeigt uns, dass das ewige Leben, das wir besitzen, seitens der Welt nur an seinen Früchten erkannt werden und sich nur auf diese Weise zeigen kann. Im dritten Kapitel wird dieses Thema, von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, wieder aufgenommen.
Verse 3–6
Jesus Christus, der Fleisch gewordene Sohn Gottes, ist das ewige Leben in Person. Das Wesen des ewigen Lebens in uns muss daher Seinem Leben entsprechen: „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat.“ Aus diesem Grunde sind die Erklärungen des Apostels hinsichtlich der sichtbaren Früchte dieses Lebens in uns so uneingeschränkt, so ohne jeden Abstrich.
Die „Gebote“ sind die im Worte niedergelegten Äußerungen des Willens Gottes, denen wir uns unterwerfen. Wie Christus hienieden durch Gehorsam und Liebe charakterisiert war, sollen auch wir es sein.
Die Art und Weise, wie das Leben in Christo hienieden zum Ausdruck gekommen ist, ist auch für uns bindend. In einem weiteren Sinne sind also auch die Äußerungen Seines Lebens für uns verpflichtende „Gebote“, denen wir zu gehorchen haben, auch wenn sie uns nicht in Form von Anweisungen und Ermahnungen gegeben sind. „Seine Gebote halten“ ist der alleinige Beweis, dass man Seine Weise zu denken, zu fühlen und zu handeln kennt, Man kennt Ihn so, weil man Sein Leben besitzt. „Wandel“ (Vers 6) ist umfassender als „Gehorsam“ (Vers 3). Wandel ist das allgemeine Betragen. Er soll durch Gehorsam und Liebe, aber auch durch eine völlige Abhängigkeit gekennzeichnet sein.
Das neunte Kapitel im vierten Buche Mose ist eine vorzügliche Illustration dieser Abhängigkeit im Wandel. Erhob sich die Wolke, so brachen die Kinder Israel auf; stand sie still, so hielten auch sie an; verweilte sie, so lagerten sie sich (Verse 15–23). Diese Ausdrücke werden dort mehrmals wiederholt, um eindrücklich zu machen, was gewohnheitsmäßige Abhängigkeit vom Herrn ist. Die Bewegung oder die Ruhe der Wolke war das Gebot Gottes für Israel.
„Die Kinder Israel warteten der Hut Jehovas“, das heißt, sie beobachteten das, was für Jehova zu beobachten war. So war es auch in vollkommener Weise bei Christus, dem wahren Israel, gegenüber Gott der Fall. Das Geheimnis unseres Wandels besteht in der Gegenwart des Herrn mit uns. Um die Abhängigkeit zu verwirklichen genügt es, unsere Augen auf Seine Person gerichtet zu halten, wie Israel, das seinen Wandel nach der Wolke richtete, dem sichtbaren Zeichen der persönlichen Gegenwart Jehovas unter Seinem Volke.
Außer dem Gehorsam und der Abhängigkeit ist auch das Vertrauen eines der unentbehrlichen Elemente unseres Wandels. Das ganze Leben Christi als Mensch auf dieser Erde ist in dem Wort zusammengefasst: „Auf dich vertraue ich.“ In den Psalmen werden wir unaufhörlich darauf hingewiesen, dass das Vertrauen ein Merkmal Seines Wandels und des Wandels der Treuen ist.
Wir sahen, dass, wenn wir das ewige Leben besitzen, es sich auch zeigen und durch gewisse Charakterzüge ausweisen muss. Wenn ich im Ungehorsam wandle, kann ich dann behaupten, das Leben zu besitzen? Bei dieser Selbstprüfung müssen alle die falschen Anmaßungen eines toten Bekenntnisses fallen. Daher begegnen wir in diesen Kapiteln so oft den Ausdrücken: „Wenn wir sagen“ oder „wer da sagt“. Im christlichen Leben muss Wirklichkeit sein; ohne praktische Wirklichkeit ist unser Christentum wertlos, es ist dann nicht die Offenbarung des ewigen Lebens. Wir leben dann das Leben des Fleisches und nichts anderes.
Johannes stellt absolute Grundsätze vor uns hin, jedoch nicht, damit wahre Kinder Gottes zu zweifeln beginnen, ob sie das ewige Leben besitzen; denn am Ende des Briefes sagt er: „Dies habe ich euch geschrieben, auf dass ihr wisset, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes“ (5,13). Er will vielmehr uns alle dazu führen, dass wir in uns selbst zwischen der Frucht des ewigen Lebens und dem Leben des Fleisches unterscheiden lernen, indem wir zur Quelle zurückgehen. (Das Wort „wir wissen“ ist in allen Episteln der besondere Ausdruck für die christliche Gewissheit, In diesem kurzen Briefe kommt er 14 Mal vor.)
Zu diesem Zwecke haben wir das Wort Gottes nötig, weil wir uns unmöglich aus uns selbst beurteilen können, Der Apostel setzt keine Vermischung voraus; die göttliche Natur kann sich niemals mit der sündigen Natur in uns verbinden. Ohne das Wort wären wir geneigt, fortwährend die Möglichkeit einer solchen Vermischung vorauszusetzen und uns so über unseren wahren Zustand hinwegzutäuschen.
Es gibt einen Unterschied zwischen „seine Gebote halten“ (Vers 3) und „sein Wort halten“ (Vers 5). Die Gebote sind einzelne Willenskundgebungen Gottes, das Wort aber ist der Ausdruck aller Seiner Gedanken. Die Gebote sind einzelne Offenbarungen des ewigen Lebens, das Wort aber fasst alle Gebote zusammen. Sobald wir Sein Wort halten, bewahren wir die Ganzheit des göttlichen Lebens. Darum wird hinzugefügt: „In diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet.“