Unbekannter Autor; verschiedene Autoren
Kommentar von verschiedenen, zum Teil unbekannten Autoren
1Joh 1,8Kommentar zu 1. Johannes 1,8
Behandelter Abschnitt 1Joh 1,8-10
Heute wie damals kann man in der Christenheit die Behauptung hören: „Wir haben keine Sünde.“ Auf Grund unrichtiger Belehrung meinen viele, seit mehr oder weniger längerer Zeit, hienieden schon, die Vollkommenheit erreicht zu haben, einen Zustand, mit dem sie selbst befriedigt sind. Heute behaupten sie, vollkommen zu sein, und fallen vielleicht schon am nächsten Tag, ohne sich dies einzugestehen. Wer da sagt, keine Sünde – Wurzel und Frucht – zu haben, betrügt sich selbst, und die Wahrheit, das heißt, der mit der neuen Natur verbundene Gedanke Gottes, der die Dinge zeigt, wie sie sind, ist nicht in ihm. Im 10. Vers geht die Behauptung, „dass wir nicht gesündigt haben“, noch weiter. Hier macht man durch sein Verhalten Gott zum Lügner und verachtet Sein Wort, das uns vom Gegenteil überzeugt.
Der Christ kann von sich selbst nie sagen, er habe keine Sünde in sich und habe in sich selbst die Vollkommenheit erreicht. Bezüglich unserer Sünden erklärt Gott auf Grund des Werkes Christi, dass sie für Ihn nicht mehr existieren und Er sich ihrer nie mehr erinnern werde. Das ist unsere Stellung vor Gott. Aber in uns selbst ist es anders. In unserem Fleische wohnt der Wurzelstock der Sünde (vgl. Römer 7,17.18); und wenn wir nicht wachen, so wird er Gedanken- und Tatsünden hervorbringen. Jakobus erklärt: „Wir alle straucheln oft“ (Kap. 3,2); er stellt die Tatsache fest; Johannes dagegen schreibt uns, damit wir nicht sündigen (Kap. 2,1).
Johannes möchte, dass wir nur mit Christo beschäftigt wären. Wir sollen nicht sagen: Ich habe keine Sünde, sollten aber auch nicht sündigen. Wir besitzen das ewige Leben und wandeln in dem Lichte, wie Er in dem Lichte ist, damit wir nicht sündigen. Sind wir in einem schlechten Seelenzustand, so kann es uns leicht begegnen, dass wir darin fortschreiten und dabei andere zu einer Heiligkeit ermahnen, die wir selber nicht verwirklichen. Ein solcher Zustand führt uns notwendigerweise unter die züchtigende Hand des Herrn.
Jesus war ein Mensch der alles, was Er sagte, völlig verwirklichte. „Wer bist du?“ fragten die Juden, und Er antwortete ihnen: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Durch Gnade besitzen wir dieselbe Kraft wie Er; aber wir sollten uns mit dem Masse, wie wir sie anwenden, nicht begnügen, sondern sie in der Weise in Anspruch nehmen, wie sie sich in Christo geoffenbart hat.