Behandelter Abschnitt Obad 1,10-11
Obad 10.11: 10 Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat wird Schande dich bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig. 11 An dem Tag, als du gegenüberstandest, an dem Tag, als Fremde sein Vermögen wegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen.
Anschließend wird erklärt, warum Esau dieses schreckliche Gericht treffen wird. Es ist wegen der Gewalttat gegen das Brudervolk Jakob. Die Edomiter werden speziell wegen ihres Auftretens gegen die Einwohner Jerusalems (V. 11) mit Schande bedeckt zugrunde gehen.
Abseits stehenbleiben
Es bleibt nicht bei einer allgemeinen Feststellung. Obadja zählt bis ins Detail auf, was bei Esau verkehrt ist. Zunächst standen sie von weitem, als das Heer der Judäer belagert wurde und der Feind in Jerusalem einzog. Sie machten dadurch im Prinzip gemeinsame Sache mit Israels Feinden. Gott sagt es so: „Da warst auch du wie einer von ihnen.“ Es ist nicht von ungefähr, dass über „Fremde“ und „Ausländer“ gesprochen wird, die über Jerusalem das Los warfen. Mit diesen Fremden hätte Esau sich als Brudervolk niemals einsmachen dürfen. „Das Los werfen“ beinhaltet, dass Menschen und Güter dadurch den verschiedenen Eroberern zugeschlagen werden (s. Joel 4,3; Nah 3,10). Denke auch an die erniedrigende Behandlung des Herrn Jesus durch die römischen Soldaten, die über das wertvolle Unterkleid das Los warfen (Ps 22,19; Mt 27,35; Mk 15,24; Lk 23,24; Joh 19,34).
Die Sünde der Gleichgültigkeit und des Heraushaltens ist auch uns nicht fremd. Wir werden als Christen nicht aufgefordert, alles Böse der Welt aufzugreifen, doch wenn Gottes Volk belagert und verfolgt wird, dürfen wir nicht von weitem zusehen. Das Mindeste ist, dass wir für die Verfolgten beten und mitleiden, so als wenn wir selbst im Leib zu leiden hätten (Heb 13,3). Wenn sich Gelegenheiten auftun, werden wir auch tatsächlich helfen, sei es mit Geld und Gütern, sei es, indem wir den Verfolgten einen Schutzraum anbieten, wie es der andere Obadja mit den Propheten des Herrn tat.
David kritisiert in Psalm 38,12 das Fernabstehen seiner Freunde und Bekannten angesichts seines Loses scharf. Wahrscheinlich hat dieser Psalm einen messianischen Zug, so dass wir hier einen Hinweis darauf sehen, dass Jesus Christus von seinen Jüngern verlassen wurde und sie fernab vom Kreuz standen. Wie betrübte das das Herz des Heilands. Wenn wir nun abseits derer stehen, die um Christi willen Leid trifft, tun wir Ihm damit Leid an (vgl. Mt 25,40.45).