Behandelter Abschnitt Klgl 2,1-10
Klagelieder 2
In den ersten zehn Versen werden über fünfundzwanzig Verben benötigt, um aufzulisten, was der HERR Jerusalem in seinem lange zurückgehaltenen Zorn (vgl. 2Mo 34,6.7; 2Kön 24,20) angetan hatte. Je viermal findet sich darin die Bezeichnung „Herr“ bzw. der Name „HERR“; Nebukadnezar oder Babylon werden dagegen nicht erwähnt. Von Vers 11 an wird deutlich, dass der Schreiber der Klagelieder ein gottesfürchtiger und äußerst schriftkundiger Augenzeuge des gesamten Geschehens gewesen war – außer auf Jeremia träfe das schwerlich auf jemand anders zu. Der Prophet kann an diesem Punkt seine persönlichen Beobachtungen und sein trauerndes Entsetzen nicht länger zurückhalten (V. 11–19); in den letzten drei Versen (20–22) empfiehlt er der untröstlichen Tochter Zion ein Gebet.
Klagelieder 2,1-10: Der Zorn des HERRN hat Jerusalem getroffen
*1 Wie umwölkt der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel zur Erde geworfen und hat des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tag seines Zorns.
*2 Der Herr hat schonungslos vernichtet alle Wohnstätten Jakobs; er hat in seinem Grimm niedergerissen die Festung der Tochter Juda; zu Boden geworfen, entweiht hat er das Königtum und seine Fürsten.
*3 In Zornglut hat er abgehauen jedes Horn Israels; er hat seine Rechte zurückgezogen vor dem Feind und hat Jakob in Brand gesteckt wie ein flammendes Feuer, das ringsum frisst.
*4 Seinen Bogen hat er gespannt wie ein Feind, hat mit seiner Rechten sich hingestellt wie ein Gegner und alle Lust der Augen getötet; in das Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm ausgegossen wie Feuer.
*5 Der Herr ist wie ein Feind geworden. Er hat Israel vernichtet, vernichtet alle ihre Paläste, seine Festungen zerstört; und bei der Tochter Juda hat er Seufzen und Stöhnen gemehrt.
*6 Und er hat sein Gehege zerwühlt wie einen Garten, hat den Ort seiner Festversammlung zerstört; der HERR ließ in Zion Fest und Sabbat vergessen; und im Grimm seines Zorns verschmähte er König und Priester.
*7 Der Herr hat seinen Altar verworfen, sein Heiligtum verschmäht; er hat die Mauern ihrer Prachtgebäude der Hand des Feindes preisgegeben; sie haben im Haus des HERRN Lärm erhoben wie an einem Festtag.
*8 Der HERR hat sich vorgenommen, die Mauer der Tochter Zion zu zerstören; er zog die Mess-Schnur, wandte seine Hand nicht vom Verderben ab, und Wall und Mauer hat er trauern lassen; zusammen liegen sie kläglich da.
*9 In die Erde gesunken sind ihre Tore, zerstört und zerschlagen hat er ihre Riegel; ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen, kein Gesetz ist mehr da; auch ihre Propheten erlangen kein Gesicht von dem HERRN.
*10 Verstummt sitzen auf der Erde die Ältesten der Tochter Zion; sie haben Staub auf ihr Haupt geworfen, sich Sacktuch umgegürtet; die Jungfrauen Jerusalems haben ihr Haupt zur Erde gesenkt.
Anmerkungen und Schriftstellen
2. Samuel 20,15; 2. Könige 21,13; Psalm 74,3-7; Jeremia 52,14.
5. Mose 28,36; 2. Könige 25,6.7; Psalm 74,9. In den Torhallen wurde Recht gesprochen; nun war nicht einmal mehr eine Thorarolle vorhanden.