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2Sam 12,26Kommentar zu 2. Samuel 12,26
Behandelter Abschnitt 2Sam 12,26-31
2Sam 12,26-31: Und Joab stritt wider Rabba der Kinder Ammon, und er nahm die Königsstadt ein. Und Joab sandte Boten zu David und ließ ihm sagen: Ich habe wider Rabba gestritten, habe auch die Wasserstadt eingenommen; und nun versammle das übrige Volk und belagere die Stadt und nimm sie ein, dass nicht ich die Stadt einnehme und sie nach meinem Namen genannt werde. Da versammelte David alles Volk und zog nach Rabba, und er stritt wider dasselbe und nahm es ein. Und er nahm die Krone ihres Königs von seinem Haupt; ihr Gewicht war ein Talent Gold, und Edelsteine waren daran; und sie kam auf das Haupt Davids. Und die Beute der Stadt brachte er hinaus in großer Menge. Und das Volk, das darin war, führte er hinaus und legte es unter die Säge und unter eiserne Dreschwagen und unter eiserne Beile und ließ sie durch einen Ziegelofen gehen. Und also tat er allen Städten der Kinder Ammon. Und David und das ganze Volk kehrten nach Jerusalem zurück.
Als Joab, der noch immer mit seinen Soldaten vor Rabba liegt, neues Vertrauen zu seinem königlichen Oheim fasst und um Verstärkung bittet, kennt David kein Zögern mehr. Er zieht mit dem Volk aus und nimmt Rabba ein. Die Krone des feindlichen Königs kommt auf sein Haupt, und an den Feinden des HERRN vollstreckt er ein vollmächtiges Gericht. Siegreich kehrt David mit dem Volk nach Jerusalem zurück. So endet diese David-Geschichte, die so traurig begann, mit Sieg und Freude!
Wir sollten, meine Brüder, die Geschichte nicht beiseitelegen, ohne zu bekennen, dass in unserem Leben und in unserem Versammlungsleben und im Leben des Volkes Gottes überhaupt viel beschämende Kraftlosigkeit und wenig Siegesfreude ist. Ich denke, dass wir eine solche Feststellung im Licht dieser Geschichte auf den einfachen Nenner bringen können, dass wir zu wenig nach dem Willen Gottes fragen; wir leben eigenwillig, so sehr wir versichern mögen, nur den Willen des Herrn tun zu wollen. Wir sind bekehrt, lesen die Bibel, beten und gehen in die Versammlung; es wäre möglich, dass wir sogar in der Versammlung dienen und eine staunenswerte „Erkenntnis“ besitzen. Und doch verbirgt sich hinter all dem der Eigenwille, und all unser frommes Tun geschieht nicht „um des Herrn willen“. Es dreht sich alles nur, uns unbewusst, um unser „Ich“. Wir ahnen nicht, wie sich in diesem Kampf unser „Ich“ tarnen kann, so dass wir selber gar nicht merken, wie eigenwillig wir sind. Wir müssen immer wieder Gott bitten, dass Er uns zeigt, wer wir wirklich sind. Und dann müssen wir allerdings auch rückhaltlos bereit sein, unseren Willen daranzugeben, um den Willen Gottes zu tun, der oft ganz anders ist als unsere frommen Wünsche und Meinungen. Wenn wir einmal wirklich ernst machen, uns im Licht Gottes zu prüfen, werden wir staunen und uns schämen, wie wenig wir in Wirklichkeit nach dem Willen Gottes gefragt haben. Aber der Weg zur Selbsterkenntnis ist sehr schwer, und Satan setzt alles daran, uns auf dem Weg des Selbstgerichts aufzuhalten, denn er weiß, dass es der einzige Weg ist zum Sieg und zur Freude. Wenn wir das fromme Pharisäertum sehen, das sich weithin im Volk ausgebreitet hat, möchten wir mutlos werden. Dann meinen wir, dass wohl noch viele Könige Gottes den bitteren Weg dieser David-Geschichte gehen müssen, bis sie lernen, ihren Eigenwillen aufzugeben und alles zu tun „um des Herrn willen“.
Und nun sagen wir es uns noch einmal, meine Brüder! Die Zeit der Gnade geht zu Ende. Alle im Volk Gottes wissen, dass die Uhr Gottes ausholt zum letzten Glockenschlag. Gott will, dass wir jetzt endlich ausziehen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir ausziehen wollen in heiliger Einsatzbereitschaft, einer gerichtsreifen Welt den Herrn Jesus Christus zu verkünden, oder ob uns unsere Wünsche und Bequemlichkeiten, unsere Meinungen und Gewohnheiten, unsere Traditionen und internen Angelegenheiten wichtiger sind. Dann dürfen wir uns allerdings nicht wundern, wenn die Sache nach der Weise dieser David-Geschichte abläuft.
Wenn wir aber endlich willens werden, nach nichts anderem mehr zu fragen als nur nach dem Willen Gottes, dann wird unser Weg ein Triumphzug werden zur Ehre Gottes. Dann erst und nur dann werden wir wirklich Könige sein, Könige nach dem Herzen Gottes.
Originaltitel: „Wenn Könige schlafen“ aus Hilfe und Nahrung, 1976, S. 77–91