Unbekannter Autor; verschiedene Autoren
Kommentar von verschiedenen, zum Teil unbekannten Autoren
2Sam 11,2Kommentar zu 2. Samuel 11,2
2Sam 11,2a: Und es geschah zur Abendzeit, als David von seinem Lager aufstand und auf dem Dache des Hauses des Königs wandelte, …
Das ist eine gefährliche Sache für Könige Gottes, wenn sie am Abend nach einem verschlafenen Tag satt und ausgeruht auf dem Dach ihres königlichen Hauses wandeln, als gäbe es keinen Kampf. Es gibt ein göttliches Sattsein (Ps 145,16) und ein göttliches Ruhen (2Mo 23,12). Aber Sattheit und Ruhe können auch Sünde sein: „Das war die Missetat Sodoms …: Fülle von Brot und sorgloser Ruhe“ (Hes 16,49). Und es gibt einen göttlichen Hunger (Amos 8,11) und eine göttliche Unruhe (Mich 2,10). Die hatte der König David nicht. Er hatte sie einmal gehabt, als er seine Herde in der Wüste weidete und mit dem Löwen und dem Bären kämpfte, als er den Riesen Goliath erschlug und wider die Philister stritt. Aber jetzt ruhte er und war satt geworden in seiner königlichen Würde. Das war verhängnisvoll.
Wenn Menschen Gottes satt und ausgeruht, selbstsicher und selbstzufrieden hoch über dem Alltag wandeln auf dem Dach ihres Hauses, sind sie in großer Gefahr. Sie wähnen sich auf Glaubenshöhen und sind in Wirklichkeit in den Wolken frommer Gefühle. Da oben verliert man den Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens, ganz besonders des Glaubenslebens. Vor allem für die Wirklichkeit der Sünde. Sünde! Wie kann die Sünde denen noch gefährlich sein, die auf solchen Höhen wandeln? Gewiss! Lehrmäßig wissen sie, dass Fleisch immer Fleisch bleibt und nie heilig wird. Erkenntnismäßig ist ihnen klar, dass ihre Stellung in Christus vollkommen ist, ihr Wandel dagegen immer unvollkommen. Theoretisch wissen wir alle um die Gefahr der Sünde. Aber eben theoretisch. Wir wandeln ja so erhaben auf dem Dach unseres christlichen Lehrgebäudes, dass wir die Sünde eben nur noch von da oben sehen. Und aus dieser gesicherten Entfernung unterschätzen wir die Gefahr.
2Sam 11,2b: … dass er von dem Dach herab eine Frau sich baden sah; und die Frau war sehr schön von Ansehen.
Nimm dich in Acht, König David! Du wärest nicht der erste sieggewohnte Recke, nicht der erste Mann Gottes, den der Satan durch die Augenlust zu Fall gebracht hätte, wenn er sorglos ruht, anstatt zu kämpfen. Es ist keine Entschuldigung, aber ein ernster Hinweis darauf, dass es wirklich die Sünde der Augenlust war, durch die der König David versucht wurde, wenn Gottes Wort berichtet: „Und die Frau war sehr schön von Ansehen.“ Ach, wärst du doch jetzt bei deinen Soldaten, in den Schlachtreihen des lebendigen Gottes, gerüstet und voll Siegesfreude, David, du König!