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Kommentar von verschiedenen z.T. unbekannten Autoren
2Sam 11,1Kommentar zu 2. Samuel 11,1
2Sam 11,1: Und es geschah bei der Rückkehr des Jahres, zur Zeit, wann die Könige ausziehen, da sandte David Joab und seine Knechte mit ihm und ganz Israel; und sie richteten die Kinder Ammon zugrunde und belagerten Rabba. David aber blieb in Jerusalem.
So beginnt unser Text. Seltsame Zeit, „wann die Könige ausziehen bei der Rückkehr des Jahres“. In der ganzen Weltgeschichte liest man nicht von solch einer Zeit.
Die Könige, von denen hier die Rede ist, gehorchen offenbar anderen Gesetzen als denen der Geschichte. Das wird uns klar, wenn wir bedenken, dass einer dieser Könige der König David war, von dem unser Text berichtet. David war nicht König schlechthin wie andere Könige in der Weltgeschichte. David war König in Israel, im Volk Gottes. Und er war ein König nach dem Herzen Gottes (1Sam 13,14). Für solche Könige gibt es eine Zeit, wann sie ausziehen nach dem Willen Gottes und für die Sache Gottes: „Bei der Rückkehr des Jahres“, wenn sich die Zahl der Monate erfüllt, wenn der Kreis sich schließt und das Ende zurückkehrt zum neuen Anfang. Dann ist nach Gottes Gedanken die Zeit, wann die Könige Gottes ausziehen.
Meine Brüder! In der Weltgeschichte sind wir nur geringe Leute; im Reich Gottes sind wir Könige! Unser Herr Jesus Christus hat uns dazu gemacht (Off 5,10). Wir sind es inmitten des Volkes Gottes und nach seinem Herzen. Und nun, kehrt nicht das Jahr der Gnade Gottes zurück zur Ewigkeit, aus der es kam? Erfüllen sich nicht vor unseren Augen und Ohren die Monate und Tage, die Stunden und Minuten göttlicher Zeitrechnung, dem Ende zu? Ist nicht auch jetzt die Zeit, wann die Könige ausziehen, die Könige Gottes? Was wollen wir tun, wir Könige? Wollen wir gehorchen und ausziehen? Der König David zog nicht aus. Er wusste um die göttliche Zeit, aber er zog nicht aus. Dafür hatte er seine Leute. „Da sandte David Joab und seine Knechte mit ihm und ganz Israel.“ Damit war nach außen hin alles in Ordnung. Die Sache Gottes erlitt keine Einbuße. Der Sieg des Volkes Gottes ging unaufhaltsam weiter. Gottes Sieg wird durch unser Versagen nie aufgehalten. „Sie richteten die Kinder Ammon zugrunde und belagerten Rabba. David aber blieb in Jerusalem.“ Dieses „aber“ war Davids Schuld. Er ruhte in seiner königlichen Würde und genoss die Vorzüge seiner erhabenen Stellung. Dagegen ist nichts zu sagen. „Aber“ er zog nicht aus, wann die Könige ausziehen, mit dem Brennen Gottes im Herzen und in Gottes Auftrag! Das war sein Versagen.
Müssen wir nun, meine Brüder, vor dieser David-Geschichte nicht einmal fragen, ob wir nicht auch in der Gefahr stehen, so zu tun, wie der König David tat? Wir ruhen in unserer königlichen Würde. Wir genießen die Vorzüge unserer erhabenen Stellung in Christus. Wir erfreuen uns der herrlichen Segnungen inmitten der Versammlung. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber ziehen wir auch aus mit dem Brennen Gottes im Herzen und in seinem Auftrag? Oder haben wir dafür auch unsere Leute?
Wir bestellen uns ab und zu einen Evangelisten und schicken ihn an die Front. Und hin und wieder bitten wir einen „Reisebruder“ zu kommen. Dann machen „wir“ Hausbesuche. Und am Abend laden wir vielleicht auch die „Welt“ einmal ein zur Versammlung. Aber am liebsten sind wir unter uns. Und für die Jugendstunde besorgen wir Traktate. Die kann dann die Jugend verteilen. Wir stehen hinter all dem im Gebet. So kämpfen wir mit, in der Etappe. Am liebsten bleiben wir in Jerusalem. Und ruhen. Wir Könige!
Der König David jedenfalls ruhte. Er brachte offenbar einen ganzen Tag lang auf seinem Lager zu – einen Tag voll Kampf und Einsatzbereitschaft, voll Blut und Schweiß für die Leute an der Front. Aber davon merkte der König David nichts.
Wir sagen damit nichts Unehrerbietiges gegen ihn, den König nach dem Herzen Gottes. Wir geben nur den biblischen Bericht wieder. Und der sagt uns schonungslos und unverblümt, dass es Könige Gottes gibt, die schlafen, während ihre Brüder kämpfen. Und Gottes Wort ist zu unserer Belehrung geschrieben.