Der neue Himmel und die neue Erde
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr“ (21,1).
Die Wege Gottes bezüglich des Menschen und damit auch das gesamte Werk seiner Ratschlüsse vor Grundlegung der Welt sind mit Kapitel 20 abgeschlossen; die Sünde ist für immer abgeschafft und deren Urheber, der Teufel, endgültig im Feuersee verwahrt. Damit ist alles erfüllt, wozu Gott aus der Ewigkeit in die Zeit eingetreten ist; letztere geht nun wieder in den ewigen Tag Gottes über (2Pet 3,12). Nur der Schauplatz der Sünde und des Werkes Satans selbst muss noch gereinigt, bzw. erneuert werden; darum wird dem Seher jetzt ein neuer Himmel und eine neue Erde gezeigt. Denn wie ein einziger Tintenklecks den ganzen reinen Bogen Papier verdirbt, so ist auch das ganze Weltall durch die Sünde des Menschen verunreinigt und dem Todesurteil und damit der Vergänglichkeit unterworfen worden. Und was die Erde speziell anbelangt, sehen wir da nicht allerorts die Spuren und Werke menschlicher Überhebung: Denkmäler, Tempel, Götzen, Eingriffe in die Natur usw. Dinge, die auch alle verschwinden müssen?
Darum muss die ganze bisherige Schöpfung einer neuen, herrlichen Schöpfung Platz machen, die der Heiligkeit Gottes völlig entspricht und die in nichts an das Bisherige erinnert. Unser Vers schließt den ganzen Vorgang in das einzige kurze Wort „vergangen“ ein, ohne Näheres darüber mitzuteilen. Dagegen finden wir in 2. Petrus 3,10 Andeutungen darüber, wie dies geschehen wird: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden (vgl. V. 7.12; Heb 12,26-27).
Diese Ausdrücke zeigen ohne Zweifel an, dass auf das Wort Gottes hin die im Stoff gebundenen Naturkräfte frei werden; und die ganze Schöpfung wird in ihre Urelemente aufgelöst werden. Es sind dieselben Kräfte, die unsere Generation entdeckt hat, die sie Atomkräfte nennt und durch „Atomzertrümmerung“ nutzbar zu machen sucht, leider vor allem als Kriegswaffen. Gerade diejenigen, die diese Kräfte nutzbar machen wollen, fürchten sich am meisten vor ihren unbegrenzten Wirkungen, weil sie in ihrer Totalität ungeheure Folgen haben können. Aber wir denken, dass Gott, der Herr, in dessen ureigenste Machtsphäre der Mensch damit hineingreifen würde, dies demselben kaum zulassen wird.
Die neue Schöpfung und namentlich die neue Erde werden wesentlich verändert sein, was hier in dem kurzen, aber vielsagenden Wort „und das Meer ist nicht mehr“ zusammengefasst wird. Dies ist unschwer zu erkennen, wenn wir die symbolische Bedeutung des Meeres erfassen. Das materielle Meer ist das die Erdteile trennende Element (1Mo 1, dritter Tag), es ist ferner das Unergründliche, ewig Unruhige, Unbeständige, die unerforschte Tiefe, die unberechenbare, plötzlich sich erhebende, zerstörende Macht der Finsternis, wie wir dies in der Bildersprache der Prophezeiung öfters finden (vgl. Jes 43,16).
Gerade dieses alles, was auf der jetzigen Erde infolge der Sünde so viel Weh und Leid bringt, wird auf der neuen Erde ganz und für immer verschwunden sein; Himmel und Erde werden ein Heim ungestörten Glückes sein. Das erneuerte Israel und die mit ihm Verbundenen aus den Nationen werden als innerlich Erneuerte ebenfalls aufgrund des Werkes am Kreuz ewiges Leben empfangen und bei dem großen Wechsel von Himmel und Erde, dem Körper nach, ebenfalls verwandelt werden. In neuem, herrlichem Ewigkeitsleib werden sie unter neuen Lebensbedingungen auf der neuen Erde in Gemeinschaft mit ihrem Gott und Herrn leben, wenn auch nicht, wie wir, mit himmlischer Herrlichkeit bekleidet, denn die Verheißungen Israels sind und bleiben auf die Erde beschränkt. „Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht der Herr, so wird eure Nachkommenschaft und euer Name bestehen (Jes 66,22).